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Wenn die Nacht in Scherben fällt (German Edition)

Wenn die Nacht in Scherben fällt (German Edition)

Titel: Wenn die Nacht in Scherben fällt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anika Beer
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es klang nicht so entschieden, wie sie gehofft hatte.
    Jari neigte sich noch etwas näher zu ihr hin. Nele spürte seinen Atem an ihrem Hals, spürte wie die Härchen auf ihrer Haut sich aufstellten.
    »Nicht aufwachen!«, flüsterte er. »Bleib noch einen Augenblick!«
    Das Blut wich Nele aus dem Gesicht. Sie taumelte rückwärts, bis der Schreibtisch ihr den Weg versperrte, und starrte dem Jungen vor ihr ins Gesicht. Das war nicht Jari. Niemals. Und jetzt endlich erkannte Nele ihn auch.
    »Seth!«
    Es war nur ein atemloses Wispern, das aus ihrer plötzlich staubtrockenen Kehle kam. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken, so viele, dass sie nicht einen davon aussprechen konnte, ehe er vom nächsten zertrümmert wurde und sich völlig zerstreute. Das war nicht möglich! Nicht möglich! Seth gab es nur in ihrem Traum! Und doch… er war es. Er war es ganz sicher. Sie sah es in seinen Augen und hörte es in seiner Stimme. Er war wieder da, und nicht nur das– er war real. Sehr real. Aber wenn er hier war, wo war dann Jari?
    Völlig fassungslos ließ Nele zu, dass Jari– nein, Seth!– ihr Jaris Hand sanft an die Wange legte.
    »Keine Angst.« Seine Stimme war noch immer leise, aber jetzt weich, geradezu behutsam. Seine Berührung kitzelte wie das Streicheln Hunderter feiner Haare. »Es tut mir leid, dass ich mich nicht früher zu erkennen gegeben habe. Aber ich bin hier, um dir zu helfen.« Seth lächelte. »Und Jari auch.«
    Vergeblich versuchte Nele, tief durchzuatmen und irgendwie das Gewicht loszuwerden, das sich auf ihre Brust gelegt hatte. »Erklär mir das!«, flüsterte sie. »Sag mir sofort, was zur Hölle hier los ist!«
    Seths Lächeln verschwand, und er sah nun regelrecht betreten aus. Langsam ließ er ihre Wange los und griff stattdessen nach ihrer Hand. »Bitte, Sternenkind. Sieh mich nicht so an. Du brauchst nun wirklich keine Angst vor mir zu haben!« Er zog sie zum Bett, wo er sie ruhig, aber bestimmt auf die Kante der Matratze drückte. Und obwohl ein Teil von Nele dagegen protestierte, sich von ihm auch nur einen Schritt weit dirigieren zu lassen, war sie doch froh, dass sie sich nicht mehr länger auf die Tragkraft ihrer Beine verlassen musste.
    »Ich habe gesagt, ich erkläre es dir.« Seth ließ sich neben ihr auf der Decke nieder. »Und das werde ich auch. Aber das wird ein wenig dauern.« Er lächelte schief, ganz genau wie er es im Traum getan hatte, und Nele war mit einem Mal völlig schleierhaft, wie sie ihn nicht gleich heute Morgen hatte erkennen können– ob er nun absurderweise in Jaris Körper steckte oder nicht. »Ich hoffe, du hast Zeit?«
    Nele nickte. Dieses Mal klappte es mit dem Durchatmen schon etwas besser. So wahnwitzig die Situation auch sein mochte: Zu wissen, woran sie war und mit wem sie es hier zu tun hatte– und vor allem die Bestätigung zu haben, dass sie selbst nicht verrückt wurde, sondern lediglich die Welt um sie herum, das war auf eine verdrehte Art und Weise beruhigend. Zu wissen, dass Jari gar nicht Jari war, sondern Seth– das erklärte so vieles. Aber wo war Jari dann hin?! Vergeblich versuchte sie, die erneut aufsteigende Angst niederzukämpfen.
    »Also… die Sache ist nämlich die«, begann Seth inzwischen. »Ich… na ja, ich habe ziemlichen Mist gebaut.«
    Nele sah ihn nur stumm an. Sagen konnte sie jetzt nichts mehr. Es war einfach zu verwirrend, Seths Stimme aus Jaris Mund zu hören. Oder eigentlich war es ja doch Jaris Stimme. Nur hätte Jari niemals so geredet, niemals diesen Tonfall benutzt. Es klang einfach überhaupt nicht mehr nach ihm. Der Gedanke breitete sich sauer in Neles Magen aus, und plötzlich wäre sie am liebsten auf der Stelle in Tränen ausgebrochen. Aber sie schluckte sie tapfer hinunter.
    »Ich schätze, es ist an der Zeit, dass ich dir erzähle, wer ich wirklich bin«, fuhr Seth fort. »Sag– magst du Katzen?«
    Neles Hals wurde trocken. Also doch. Der Kater auf dem Balkon! Sie hatte es ja gewusst. »Du warst das«, flüsterte sie. »Du warst es wirklich! Du hast mich die ganze Zeit beobachtet!«
    Seth nickte. Er sah nun sehr kleinlaut aus. »Ja. Ich fand dich einfach so wahnsinnig interessant! Dich und deine Träume, und die Art, wie du mit ihnen umgehst. Ich konnte nicht anders.«
    Nele schüttelte fassungslos den Kopf. »Na schön, meinetwegen. Aber was hat das alles mit Jari zu tun? Warum bist du plötzlich er– und wo um alles in der Welt ist er?«
    Seth ließ den Kopf hängen und sah aus wie das Schuldgefühl in

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