Wenn die Psyche streikt - seelische Gesundheit
Widerstand. Bis zum 20. Jahrhundert herrschte in den abendländischen Gesellschaften die Haltung vor, dass die Verrückten für ihre Krankheit durch unmoralisches Verhalten und Charakterschwäche selbst verantwortlich seien.
Seltsame, häufig grausame und im Allgemeinen unwirksame Behandlungsmethoden wurden an den Anstaltsinsassen getestet; diese reichten von der Einschränkung der körperlichen Freiheit über Elektroschocks bis hin zu Lobotomien (die chirurgische Trennung der beiden Gehirnhälften). Erst etwa seit den 1950er Jahren werden effektivere und menschlichere Behandlungsmethoden eingesetzt.
FORMEN VON PSYCHOSEN
Die häufigste psychotische Störung ist die Schizophrenie. Ebenso können psychotische Symptome bei Menschen mit Paranoia, manisch-depressiven Erkrankungen und organischen Erkrankungen wie der Alzheimer-Krankheit auftreten. Vorübergehende psychotische Zustände können außerdem durch bewusstseinsverändernde Drogen verursacht werden.
Schizophrenie
Das Wort Schizophrenie kommt aus dem Griechischen und bedeutet »gespaltener Geist«. Die meisten Menschen glauben, dass der Patient bei dieser Störung eine »gespaltene Persönlichkeit« entwickele, aber dies ist nicht korrekt. Bei der gespaltenen oder multiplen Persönlichkeit handelt es sich um eine separate und sehr seltene Identitätsstörung. Schizophrenie ist die allgemeine Bezeichnung für eine Gruppe psychischer Störungen, bei denen es den Betroffenen schwerfällt, Fantasie von Realität zu unterscheiden; ihr Verhalten scheint dem Außenstehenden irrational und sonderbar.
Schätzungen zufolge leidet einer von 100 Menschen irgendwann einmal in seinem Leben an Schizophrenie. Die Erkrankung beginnt meist im Alter zwischen 15 und 30 Jahren, wobei Männer und Frauen gleich häufig betroffen sind.
Damit bei einer Person die Diagnose Schizophrenie gestellt wird, müssen über mindestens sechs Monate Anzeichen eines Zerfalls (Desorganisation) der Persönlichkeit vorliegen. In diesen sechs Monaten muss bei der Person auch mindestens eine Episode von Wahnvorstellungen, Halluzinationen oder erheblichen Denkstörungen aufgetreten sein. Die Betroffenen verlieren unter Umständen die Kontrolle über ihr Bewusstsein, haben Visionen, hören Stimmen oder ihr Denken wird desorganisiert und unlogisch. Sie ziehen sich möglicherweise extrem zurück und haben schwere Kommunikationsprobleme.
KREATIVITÄT UND WAHNSINN
Aristoteles prägte den Ausspruch, dass Genie und Wahnsinn oft ineinander übergehen, und die Biografien zahlreicher kreativer Menschen scheinen diese Ansicht zu bestätigen. Es ist sehr wohl möglich, dass eine Reihe berühmter Künstler, Schriftsteller und Denker an psychotischen Erkrankungen litten, z.B. der deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche (1844–1900), die britische Autorin Virginia Woolf (1882–1941) und die amerikanische Schriftstellerin Sylvia Plath (1932–63). Der niederländische Maler Vincent van Gogh (1853–90) schien die meiste Zeit seines Lebens in einer labilen psychischen Verfassung zu sein und sich von der Gesellschaft isoliert zu fühlen. Er hatte mehrere Nervenzusammenbrüche; bei dem ersten schnitt er sich nach schweren Halluzinationen einen Teil des rechten Ohres ab. Er wurde verschiedene Male in Nervenheilanstalten eingeliefert, bevor er im Alter von 37 Jahren Selbstmord beging.
Diese vermutete Verbindung zwischen Kreativität und Wahnsinn wird teilweise durch biochemische Befunde bestätigt. Ebenso wie Personen, die an Schizophrenie leiden, weisen kreative Menschen häufig hohe Dopaminwerte im Gehirn auf.
URSACHEN DER SCHIZOPHRENIE
Schizophrenie ist die häufigste Form der Psychose; etwa ein Prozent der Weltbevölkerung leidet einmal im Leben an Schizophrenie. Zu den möglichen Ursachen der Schizophrenie zählen:
• Genetische Veranlagung
• Strukturelle Anomalien im Gehirn
• Zu hohe Werte des Neurotransmitters Dopamin
• Chronischer Stress, insbesondere durch soziokulturelle Faktoren bedingt
• Traumatische Erlebnisse
Paranoia
Paranoia ist eine psychische Störung, die von Wahnvorstellungen gekennzeichnet ist. Sie unterscheidet sich von der Schizophrenie insofern, als keine Halluzinationen oder anderen eindeutigen Symptome einer psychischen Erkrankung auftreten. Wahnvorstellungen beinhalten oft den Glauben, der Betroffene werde von anderen Personen verfolgt, werde von anderen betrogen, andere seien eifersüchtig auf oder verliebt in ihn oder dass eine besondere Verbindung zwischen einer anderen
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