Wenn die Schatten dich finden: Thriller (German Edition)
mit der Polizei zusammen?«
»Ja. Zwar sind wir nicht direkt mit der Polizei verbunden, aber wir kooperieren sehr eng mit ihnen. Ich stelle den ersten Kontakt her. Wenn die Männer auftauchen, die online nach jungen Mädchen gesucht haben, sehen sie mich. Wir plaudern ein paar Minuten, dann werden sie festgenommen.«
»Manche Leute würden das eine Falle nennen.«
»Ja, ich nenne es, einen Perversen weniger auf der Straße zu haben.«
Trotz seines Zorns musste Noah über ihre trockene Antwort grinsen.
»Hatten Sie jemals Schwierigkeiten mit einem der Männer, die zu diesen Treffen kamen?«
Bei Samaras kurzem Zögern wurde Noah eiskalt.
»Ein paarmal gaben sich Männer widerspenstig, aber wir konnten sie überwältigen.«
»Und dabei helfen Sie ebenfalls?«
Wieder ein Schulterzucken. »Wenn es sein muss.«
Die Gastgeberin bedankte sich für das Interview, drehte sich wieder zur Kamera und zitierte die Zahlen der Täter, die im Internet nach Opfern suchten, aus Verbrechensstatistiken. Noah hörte nicht mehr hin. Er fluchte leise und stampfte zu seinem Schlafzimmer.
»Wo willst du hin?«
Ohne sich umzureden, antwortete er: »Was denkst du wohl?«
»Und was willst du tun?«
»Zuerst einmal schüttel ich sie, bis ihr die Zähne klappern. Dann versohle ich ihr den hübschen Hintern, dass sie eine Woche nicht mehr sitzen kann.«
Noah schloss die Tür hinter sich, während Eden lauthals lachte.
Er warf ein paar Sachen in einen Koffer und musste dabei immer wieder den Kopf schütteln. Verdammt, er hatte gewollt, dass sie sicher war, weit weg von dem Abschaum, mit dem er täglich zu tun hatte, und was machte sie? Sie hatte sich nicht bloß mitten hinein begeben, nein, sie setzte bewusst ihr Leben aufs Spiel.
Dachte sie denn, nur weil sie zusammengearbeitet hatten, verfügte sie über das nötige Können für solche Dinge? Sie war zu zart, zu zerbrechlich. Er durfte nicht zulassen, dass sie sich in derartige Gefahr begab.
Und wenn sie ihm widersprach? Er grinste. Nun, er hatte immer noch seine Krawatten. Sie an den Küchenstuhl zu fesseln hatte schon einmal funktioniert. Warum sollte es nicht wieder klappen?
16
Samara suchte den Raum nach ihrem Date ab. Er hatte ihr ein Bild von einem nett aussehenden jungen Mann im späten Teenageralter geschickt. Sie hätte gewettet, dass dieser Perversling seit zwanzig Jahren keine solch glatte Haut mehr im Spiegel gesehen hatte.
Während der letzten Wochen war sie ziemlich gut darin geworden, einen echten Teenager, der lediglich auf der Suche nach einer Freundin und ein bisschen Spaß war, im Chatroom von einem unheimlichen, verschlagenen Sexualverbrecher zu unterscheiden. Manchmal erkannte sie es an winzigsten Hinweisen, von denen es fast immer welche gab. Vor allem aber verließ sie sich auf ihre Intuition, die mittlerweile recht gut geschult war.
Der heutige Treffpunkt war ein Coffee-Shop, der bei Teenies sehr beliebt war. Ein kalter Schauer lief Samara über den Rücken. Warum war sie so nervös? Dies war bereits ihr siebter Einsatz. Die anderen sechs hatten zu drei Festnahmen geführt. Zweimal war sie einsamen Jungs begegnet, die wirklich gern ein Mädchen kennenlernen wollten, und der Sechste war nicht erschienen. Auch bei den anderen Einsätzen war sie ein wenig nervös gewesen. Schließlich wusste sie besser als manch anderer, was passieren könnte. Heute Abend jedoch war ihre Nervosität weit größer. Samara hatte das beklemmende Gefühl, beobachtet zu werden. Aber als sie sich umschaute, konnte sie keinen Grund für ihr Unbehagen entdecken.
Die vergangenen Monate waren nicht leicht gewesen, auch wenn sich die Anstrengungen gelohnt hatten. Trotz dem war es hart, nichts von Noah zu hören. Sie hatte ihm ihre Liebe angeboten, und er hatte sie abgewiesen. Der Gedanke, dass er jederzeit, bei Tag oder bei Nacht, sein Leben aufs Spiel setzte und sie ihn vielleicht nie wiedersah, war unerträglich. Und immer noch hoffte sie. Ihn zu lieben hieß, ihn zu verstehen … seine Motivation und seine Überzeugungen. Seine Zurückweisung hatte höllisch wehgetan, aber weder ihren Geist gebrochen noch ihre Gefühle verändert. Egal, was er sagte oder tat, ihre Liebe gehörte ihm für immer.
Dennoch weigerte sie sich, dazusitzen und wie eine romantische Idiotin in Selbstmitleid zu versinken. Die geschundenen und verängstigten jungen Mädchen zu sehen hatte in Samara den Wunsch geweckt, mehr zu helfen. Deshalb hatte sie sich an die Polizei gewandt, die sie an die
Weitere Kostenlose Bücher