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Wenn die Sinne erwachen - Teil 3

Wenn die Sinne erwachen - Teil 3

Titel: Wenn die Sinne erwachen - Teil 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Winter
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etwas Tee ein.
    Seine dunklen Augen suchten ihren Blick, fielen dann jedoch auf ihre Hände, die sich um ihr Retikül krampften. Das einzige äußere Zeichen dafür, wie aufgewühlt sie im Inneren war. Ansonsten wirkte sie ruhig und gelassen.
    John lächelte leise in sich hinein. Es gefiel ihm sehr, dass auch sie sich nicht freimachen konnte, von diesem ungaublich aufregenden Gefühl des Wiedersehens.
    Er schaute Lillian auffordernd an und beim Blick in ihre violettfarbenen Augen stand die Zeit erneut für einen Augenblick still.
    Lillian senkte rasch den Blick, holte tief Luft, bevor sie ihn von Neuem ansah. Sie hatte bislang nicht ein einziges Wort gesagt.
    „ Ich brauche Eure … deine Hilfe!“, sagte sie mit seltsam tonloser Stimme.
    Johns Augenbrauen gingen fragend in die Höhe.
    „ Du brauchst meine Hilfe?“, fragte er verwundert. „Wie kann ich dir helfen?“
    Er sah wie Lillian schluckte. Es war offensichtlich, dass es ihr nicht leicht fiel, ihn um etwas zu bitten.
    „ Ich brauche Eure … deine Hilfe für meinen Sohn!“, sagte sie leise.
    Johns Augenbrauen gingen noch ein Stückchen weiter nach oben.
    „ Welchen deiner Söhne?“
    Auch wenn Lillian in all den Jahren den Kontakt zu ihm gemieden hatte, hatte John es sich nicht nehmen lassen, regelmäßig Erkundigungen über sie einzuziehen. Er wusste über sie und ihre Familie bestens Bescheid.
    Er wusste, dass ihr Ältester als Meuterer zum Tode verurteilt wurde, dass ihr Jüngster seit dem Tod des alten Earls das Familienerbe verprasste und Lillian seit Jahren zurückgezogen in London lebte.
    „ Für Edan, meinen Ältesten“, sagte Lillian schlicht.
    „ Den Meuterer?“, entfuhr es John unwillkürlich.
    Lillian schaute ihn mit ihren unergründlichen Augen an und sagte: „Edan ist kein Meuterer! Er handelte nur mutig, beherzt und mit Verantwortungsgefühl, als er den Befehl eines wahnsinnigen Captains verweigerte!“
    „ Die englische Justiz nennt das Meuterei!“, fügte John nüchtern hinzu. Seine Augen ruhten auf Lillians züchtigem Ausschnitt, unter dem sich ihr mittlerweile üppiger gewordener Busen stark hob und senkte. Das Thema ging ihr offenbar sehr nahe.
    „ Was willst du, das ich für deinen Sohn tue?“, lenkte John beschwichtigend ein.
    Lillian hob ihre Augen und sah ihn nur lange schweigend an. Die Spannung im Raum stieg und John merkte, wie sich seine Nackenhärchen aufstellten. Er wusste instinktiv, dass Lillian etwas Ungewöhnliches von ihm wollte. Etwas sehr Ungewöhnliches und Unangenehmes. Er spürte es ganz deutlich.
    „ Ich möchte, dass du dafür Sorge trägst, dass Edan begnadigt wird!“
    Für ein paar Sekunden war es sehr still in dem kleinen Salon. Nur das Ticken der Kaminuhr war zu hören.
    John runzelte nachdenklich die Stirn. Etwas in ihrer Stimme und ihrem Blick ließ ihm einen Schauer über den Rücken laufen.
    Ihre violettfarbenen Augen sahen ihn so durchdringend und intensiv an, dass er das Gefühl hatte, sie würden ihn hypnotisieren.
    Er schüttelte kurz den Kopf, um sich diesen magischen Augen zu entziehen.
    „ Wieso kommst du damit zu mir? Begnadigungen sind Sache des Königs!“
    John Scott klang sehr zurückhaltend.
    Lillian räusperte sich und rutschte auf dem Kaminsofa unruhig hin und her. Es war ihr klar gewesen, dass der Duke of Exeter nicht Feuer und Flamme für ihr Vorhaben sein würde, aber etwas mehr Zugänglichkeit und Entgegenkommen hatte sie sich schon erhofft.
    „ Als Lord Chancellor …!“ Lillian ließ den Satz unvollendet.
    „ Ich bin nicht mehr Lord Chancellor!“
    „ Aber du bist ein Freund des Königs!“
    „ Ich war ein Freund von König George. Jetzt ist Wilhelm König!“
    „ Aber du hast mit Sicherheit immer noch genügend Einfluss …!“, ließ Lillian nicht locker.
    John schwieg erneut und sah Lillian nachdenklich an. Das Schweigen im Raum war nicht angenehm.
    „ Warum ist dir das nach so vielen Jahren plötzlich wichtig? Soweit ich weiß, lebt dein Sohn bereits seit über zwanzig Jahren in New Orleans. Warum willst du ausgerechnet jetzt seine Begnadigung?“
    Lillian zögerte eine Weile, bevor sie sich entschloss zu antworten.
    „ Wie du sicher weißt, hat mein jüngerer Sohn William den Titel und die Ländereien meines Mannes geerbt. William ist ein brillanter Wissenschaftler und Astronom, aber er taugt weder als Erbe, noch als Earl, noch als Geschäftsmann. Falmouth Castle, unsere Ländereien und Besitztümer stehen vor dem Ruin!“
    Zum ersten Mal sah John so etwas

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