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Wenn die Wahrheit nicht ruht

Wenn die Wahrheit nicht ruht

Titel: Wenn die Wahrheit nicht ruht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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beachtlichen Haufen Holz.
    Nachdem die Einzelteile deponiert waren, griff Jan nach einem Kanister Benzin und schüttete den gesamten Inhalt über die Holzscheite. Heinz beobachtete das Treiben, stellte aber keine Fragen. Jan war schon immer etwas seltsam gewesen.
    Als Jan fertig war, deutete er Heinz mit einem Kopfnicken an, die Fackel auf den Haufen zu werfen . In Windeseile fing das Holz Feuer. Alles brannte innert Sekundenschnelle lichterloh. Fasziniert beobachtete Heinz das Spiel des Feuers. Unerbittlich leckten die Flammen an dem wehrlosen Holz. Er sah zu , wie sich die Stücke in der gierigen Hitze veränderten, bevor sie sich vollends ergaben. Ein Stück wirkte wie eine menschliche Hand , die ihre knorrigen Finger in der Hoffnung auf Rettung in die Richtung der kühlen Luft austreckte . Von einem anderen schien sich die Rinde zu lösen, bevor sie Opfer der Zerstörungswut wurde. Wahrscheinlich war das Holz darunter zu nass, um richtig zu verbrennen.
    Ein Schlag auf die Schulter holte Heinz aus seinen Betrachtungen. Offenbar war der Auftrag ausgeführt, denn Jan ging zu seinem alten Motorrad und brachte es mit einem Kick zum Laufen. Er wies Heinz an, hinter ihm Platz zu nehmen. Einigermassen erstaunt über diese ungewöhnlich freundliche Geste tat jener wie geheissen.
    Der Hof lag bereits im Dunkeln, als Heinz von dem ratternden Motorrad stieg. Er wollte sich bei Jan bedanken, doch dieser wartete kaum ab, bis Heinz beide Füsse am Boden hatte, da legte er auch schon den Gang ein und brauste wortlos davon. So leise wie irgend möglich ging Heinz ins Haus und auf direktem Weg ins Schlafzimmer. Er zündete kein Licht an, um niemanden zu stören. Nachdem er sich ausgezogen hatte, kroch er unter die Decke und kuschelte sich an den warmen weichen Körper von Helen.
    „Du riechst nach Rauch. Was hast du gemacht?“ Verschlafen rückte Helen noch etwas weiter an Heinz heran. Der Groll schien vergessen. Froh darüber gab Heinz seiner Frau einen Kuss auf die Wange, bevor er , ohne sie loszulassen, den Kopf auf das dicke Daunenkissen bettete. „Ach, nur einen Holzhaufen angezündet“, m urmelte er . Dann war er auch schon eingeschlafen.
     
    Am nächsten Morgen wurde bekannt, dass Josef Gasser spurlos verschwunden war. Die Suchaktion dauerte über eine Woche, aber Josef sollte unauffindbar bleiben .
     
     

2010
     
    Auftrag eins war ausgefüh rt. Aber anstelle von Antworten schwirrten Timo nun nur noch mehr Fragen durch den Kopf. In der Hoffnung, schlauer zu werden, machte er sich auf, Aufgabe zwei zu erledigen.
    Von der Leichenhalle wanderte er durch den Gang zurück zum Empfang. Er schob die Flügeltür einen Spalt auf und schlüpfte hindurch. Wie es schien, hatte sich No ë lia seit seiner Ankunft im Krankenhaus nicht vom Fleck bewegt.
    Timo ging zum Lift und drückte den Knopf. Ein leises ‚Pling’ kündigte die Ankunft des Fahrstuhls an. Die silberne Tür glitt auf und Timo trat in die kleine Kabine ein. K urz bevor die Tür wieder zuging , rief er: „Bin ab sofort offiziell im Dienst! Pieps mich an, wenn was ist. “
    Noë lia sah kurz von der Krankenakte in ihrer Hand auf und nickte. „ Geht klar . “
    Hoffentlich kam in der nächsten Zeit kein Vorfall rein, denn von dort, wo er jetzt hinwollte, musste er sich ganz schön beeilen, um innert angemessener Frist bei den Einsatzfahrzeugen zu sein. Der Fahrstuhl fuhr nach unten, hielt mit einem leichten Ruck und gab Timo den Weg in einen noch dunkleren, unfreundlicheren Gang , als den zur Leichenhalle, frei. Hier hatte man sich nicht einmal mehr die Mühe gemacht, die Wände zu streichen. Der blanke Beton lud mit seinem tristen Grau nicht unbedingt zum Verweilen ein. Heute musste es aber sein.
    Timo folgte dem Korridor, bis er eine einfache Tür erreichte. Er trat ein und fand sich in einem grosszüg igen kahlen Raum mit unendlich vielen , beschrifteten Kisten wieder. Zwar war er selten hier unten, doch er wusste, wie die Ordnung aufgebaut war. Zielstrebig ging er zu dem gesuchten Buchstaben. Dort fand er nichts. Also suchte er nach dem gewünschten Jahr. Auch nichts. Das konnte nur eines bedeuten.
    Zurück beim Fahrstuhl drückte er den Knopf für die oberen E tagen. Wieder landete er bei Noë lia. Diese wunderte sich langsam über Timos Liftfahrerei, sagte aber nichts . Sie freute sich, ihn öfter als sonst zu Gesicht zu bekommen. So nahe, wie sie ihm aber gleich kommen würde, davon hatte sie bisher nur träumen können .
    „Darf ich deinen Computer

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