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Wenn die Wahrheit nicht ruht

Wenn die Wahrheit nicht ruht

Titel: Wenn die Wahrheit nicht ruht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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ertönte das Knarren, bevor die Tür aufschwang und dem Tageslicht bis knapp über die Schwelle Einlass gewährte. Vorsichtig spähte Jan hinaus, bevor er sich eine der Kisten schnappte und zum Transporter trug. Heinz ging davon aus, Jans Beispiel folgen zu müssen. Also nahm auch er sich eine Kiste.
    Eigentlich wollte Heinz auf keinen Fall mehr wissen, als nötig war. Jedem war klar, dass die drei f ederführenden Männer des Dorfes so M anches anstellten, das nicht mit rechten Dingen zuging. Aber alle sahen geflissentlich darüber hinweg. Einerseits , weil das Handeln der Männer genau gen ommen niemals lebensbedrohliche Ausmasse angenommen hatte und andererseits, weil niemand zu Rechenschaft gezogen werden konnte, der nichts wusste.
    Dennoch drängte sich immer deutlicher die Frage auf, weshalb so ein Aufhebens um diese paar Kisten, deren Lagerung und nun deren Abtransport gemacht wurde.
    Bemüht , die Frage durch Arbeit wieder in den Teil des Bewusstseins zurückzuschieben, aus dem sie kam, schnappte sich Heinz eine weitere Kiste. Doch er schien in seinem Tatendrang etwas zu überschwänglich zu sein. Er erwischte die K iste nur am Deckel. Der untere T eil löste sich und gab die Sicht auf den Inhalt frei.
    Leise fluchend wollte Heinz die Kiste sofort wieder schliessen. Da streiften seine Augen schon über das Papier und blieben an dem Aufdruck hängen. Ein seltsamer Ort, um Buchhaltung sunterlagen aufzubewahren. Da gab es doch weit Naheliegenderes . Zum Beispiel das Archiv der Treuhandgesellschaft.
    Und da begriff er. Der gefürchtete Zeitpunkt war gekommen. Nun wusste er zuviel. In Windeseile setzte sein Gehirn die Puzzleteile zusammen. Wenn er hier war, um die mühsam unter Verschluss gehaltene , von Moritz erstellte Buchhaltung der Grächner Bergbahnen abzutransportieren, konnte das nur eines bedeuten. Auf keinen Fall mussten diese Dokumente nur an einen neuen Bestimmungsort gebracht werden. Nein, das waren Beweise , die weggeschafft werden mussten . Die Herren hatten sich an ein Vorhaben herangewagt, das zu gross für sie war. Sie verloren die Kontrolle. Und jemand Aussenstehendes hatte Wind davon bekommen. Jemand, der nicht darüber hinwegsah.
    Noch bevor er ihn sah, spürte er ihn. Zurück vom Transporter stand Jan nun neben ihm. Das Bild , das sich Jan bot , sprach Bände. Heinz stand noch immer mit dem Deckel in der Hand über die Kiste gebeugt. Erst das Knattern des Funkgeräts riss die beiden aus ihrer Starre.
    Jan wandte sich ab und zog es aus der Lasche an seinem Gürtel. Zwischen einigen Störgeräuschen konnte Heinz eine vertraute Stimme vernehmen. Jan hörte nur zu, dann bestätigte er und beendete den Funkspruch. Schliesslich trat er wieder auf Heinz zu. Inzwischen hatte jener die Kiste wieder verschlossen und so gelassen wie möglich in dem Transporter verstaut. Gespannt wartete er nun, was als nächstes kam.
    Jans Miene blieb undurchschaubar. „Du wirst am Se e talhorn gebraucht. Es gibt ein paar Steine aus dem Weg zu r äumen . “
    Lag da etwas Bedrohliches in Jans Stimme? Heinz beschlich ein ungutes Gefühl. „Steinschlag? Gab es Verletzte?“
    Für den Bruchteil einer Sekunde bröckelte Jans Pokerface und wich einem Ausdruck von Fassung slosigkeit , dann spöttischer Herablassung. Ohne zu antworten wandte sich Jan kopfschüttelnd zu der Führerkabine des Transporters und stieg ein, während er leise vor sich hin murmelte. „ Noch nicht , du naiver Anfänger, noch nicht.“
     
     

2010
     
    Gedankenverloren starrte Sebastian auf das Etikett der Bierflasche, die er hin und her drehte, ohne wirklich zu wissen, was darauf stand. Der A bend war kurzweilig gewesen, die Gäste trinkfreudig. Das war gut, denn so hatte er keiner Zeit gehabt, weiter den düsteren Gedanken nachzuhängen. Dennoch war Sebastian nicht ganz bei der Sache gewesen. Immer wieder hatte er falsch gerechnet od er ein anderes Getränk serviert als bestellt worden war. Ohne, dass er etwas dagegen hätte tun können, sch weiften sei n e Gedanken andauernd zurück zu dem Gespräch mit seinem Vater, das er vor ein paar Stunden mit seinem überstürzten Aufbruch unterbrochen hatte . Aber noch mehr Information hätte er nicht ertragen können.
    Seine Hoffnung, niemand möge etwas von seiner mangelnden Konzentration be merken, schien sich zu erfüllen. Bisher hatte ihn jedenfalls noch keiner darauf angesprochen. Vielleicht waren alle zu sehr mit ihren eigenen Ablenkungsversuchen beschäftig t, d achte er. Aber er irrte.
    „Warum

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