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Wenn die Wahrheit nicht ruht

Wenn die Wahrheit nicht ruht

Titel: Wenn die Wahrheit nicht ruht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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dunkelgrüner Geländewagen, den er nur zu gut kannte.
    Gleichzeitig begann Timo loszuwerden, weswegen er eigentlich angerufen hatte. Sofort verhärteten sich Sebastians Gesicht s züge. Sein ganzer Körper war in Alarmbereitschaft.
    Er beschleunigte seine Schritte, bis er bei dem Chalet ankam, das er sein Zuhause nannte. Noch bevor er seine Wohnung betrat, wusste er, er würde seinen Vater dort nicht antreffen , obwohl dessen Auto vor dem Haus stand . Dennoch rannte er die Treppe hinauf. Hastig öffnete er die Tür. Alles war dunkel.
    Immer noch hörte er Timos Bericht an. Aber auf dessen besorgte Nachfrage reagierte er nicht mehr. Stattdessen beendete er das Gespräch und rief nach seinem Vater. Keine Antwort. Er hetzte durch die kleine Wohnung. Nichts. Da fiel sein Blick auf die Balkontüre. Sie gab ihm die Sicht auf ein wundervolles Waldstück frei. Dazwischen ein Sessellift. Die Sessel schaukelten nicht nur im Wind, sie bewegten sich vorwärts. Mitten in der Nacht. Ohne weiter nachzudenken stürmte Sebastian aus der Wohnung.
     
    „Gib mir wenigstens einen Tip p !“ Inzwischen war der Ärger mit Sebastian vollkommen unter freudiger Erregung begraben .
    „Nein.“
    „Ach komm schon, Sören!“ Da hielt er in der Bewegung inne und Leonie sah auf. Ihr vorfreudiges Lächeln wandelte sich in Erstaunen. „Wie hast du das den n hingekriegt?“
    „Der Betreiber hatte eine romantische Ader. Also hat er mir den Schlüssel gegeben. Aber sollte uns jemand erwischen, bin ich wegen Diebstahl dran. Denn die offizielle Version lautete, dass ich den Schlüssel für das Häuschen geklaut habe.“
    „Du bist irre!“
    „Sozusagen. Jetzt komm!“ Sören zog Leonie mit sich und bedeutete ihr, auf dem heranfahrenden Sitz Platz zu nehmen. Der Lift rumpelte leise, während die einzelnen Vierersessel über die Rollen ratterten. Ansonsten war es beinahe gespenstisch still. Dunkel ragten die Spitzen der Tannen in den n achtblauen Himmel und rundherum leuchtete der weiss e Schnee. Entzückt sog Leonie die magischen Eindrücke in sich auf.
    Oben angekommen wäre sie am liebsten noch eine Runde gefahren. Aber Sören öffnete den Sicherheitsbügel und gab ihr einen kleinen Schub s, so dass sie vom Sitz rutschte.
    „Und nun?“
    „Nicht so ungeduldig. Dreh dich bitte um und schliess die Augen .“ Gespielt skeptisch tat Leonie bereitwillig , was von ihr verlangt wurde. Sören zauberte ein samtenes , dunkelrotes Tuch aus seiner Jacke und band es behutsam um Leonies Augen. „Damit du nicht schummelst.“ Belustigt hob Leonie eine Augenbraue, sagte aber nichts. Er kannte sie einfach zu gut.
    Den Arm um ihre Schulter gelegt, führte er sie dann quer über die Skipiste bis zu der kleinen Kapelle auf der anderen Seite. „Okay. Nicht bewegen, klar?“ Sie nickte zustimmend. „Sehr gut.“
    Die Stelle , an der Sörens Arm gelegen hatte, wurde kalt. Sie spürte, wie er sich von ihr entfernte. Gespannt lauschte sie in die Dunkelheit. Da! Ein Rascheln. War er das oder ein nachtaktives Tierchen auf der Jagd? Noch ein Geräusch. Das konnte sie überhaupt nicht zuordnen. Dann ein Knarren. Öffnete er die Tür zur Kappelle? Was wohl darin verborgen lag? Wieder etwas. Es klang irgendwie - Leonie be mühte sich, genauer hinzuhören - als ob nebst Sören noch jemand anderes da wäre. Sie hörte jemanden atmen . Aber nicht flüssig. Eher in kurzen Stössen. Abgehackt und stockend. Konnte das sein?
    Dann drehte der Wind. Ein Geruch stieg ihr in die Nase. So vollkommen anders als der frische Geruch nach Schnee und Eis. So unpassend. Schwer und blumig. Warte. Diesen Geruch kannte sie doch! Nur, woher?
    „Leonie? Ich will dich nicht weiter auf die Folter spannen, also mach dich bereit. Achtung, Trommelwirbel, tata!“ Sören konnte die Mischung aus überschäumender Begeisterung und gespannter Erwartung kaum zügeln.
    Als die Augenbinde fiel, sah Leonie überhaupt nichts. Ihre Augen mussten sich erst an das fahle Licht gewöhnen. Die Konturen der Umgebung wurden schärfer und die Silhouetten begannen sich in verschiedene n Farbnuancen noch deutlicher voneinander abzuheben. Aber das ging alles zu langsam. Ungeduldig blinzelte Leonie, um schneller erkennen zu können. Ohne dass sie es hätte steuern können, klappte ihr die Kinnlade runter. Verblüfft stand sie da und suchte in ihrem plötzlich leergefegten Gehirn nach Worten. Doch die Wüste hatte sich breit gemacht.
    „Sie ist sprachlos! Wie entzückend!“ Die Stimme war etwas zu schrill und tat

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