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Wenn die Wahrheit nicht ruht

Wenn die Wahrheit nicht ruht

Titel: Wenn die Wahrheit nicht ruht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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auf solch plumpe Weise auszunutzen. Doch als sie die Augen geöffnet hatte und aufstehen wollte, hatten bereits beide Männer über ihr gestanden und auf sie eingeredet. Ob sie wollte oder nicht, sie kam nicht weg, die beiden Hähne wachten über das einzige Huhn im Stall.
    Als Leonie das nächste Mal die Augen öffnete, musste sie mit Erstaunen feststellen, dass es draussen bereits wieder dunkel geworden war. Sie hatte den ganzen Tag verschlafen und ja, es hatte gut getan.
    Erneut wagte sie den Versuch , sich aufzusetzen . Ganz vorsichtig st r eckte sie erst den einen Fuss unter der Decke hervor, dann den anderen. Als sie den Boden berührt e , wartete sie einen Augenblick ab, d och keiner der beiden kam hervorgeprescht , um sie wieder zurück auf die Couch zu nötigen. Im Gegenteil, eine ihrer Wache n war bereits im Raum anwesend und brachte mit scheinbarer Leichtigkeit ein neues angenehm warmes Feuerchen zu m L odern. Im Kamin wie auch in ihrem Bauch, was Leonie mit einem Anflug von Ärger zu ignorieren versuchte.
    Zufrieden mit seinem Werk zog Sebastian das Gitter vor dem Feuer zu und drehte sich um. „Na , sieh mal einer an. Gut geschlafen?“ Ein schelmisches Grinsen umspielte seine Lippen.
    „Haha. Ist ja gut, ih r hattet R echt , mich nicht aufstehen zu lassen. Aber jetzt darf ich doch, oder?“
    „Klar. Du darfst sogar ins Bad. Paps ist dabei etwas zum Abendessen zuzubereiten. Ich hoffe , du magst Fondue, er kann nämlich nichts anderes.“
    „Fondue ist gut. Meinst du, es reicht noch für eine Dusche?“
    „Ich denke schon. Nur wird wohl die Wäsche, die ich dir zum Wechseln anbieten kann, nicht sonderlich weiblich ausfallen. Genauso wie das Shampoo. Aber es steht dir offen, alles zu gebrauchen, was du benötigst und findest. “
    Sie legte ihren Kopf schief und sah ihn an, wie er so dastand, mit den Händen in seiner Jeans, die Schultern etwas angezogen, als wäre er ein wenig verlegen, dahinter das warme Licht des knisternden Feuers, das in einem Spiel von Schatten und Licht durch sein wirres Haar tanzte und seine grünen Punk te in den Augen zum S pringen brachte. Wieder meldete sich das warme Gefühl in ihrem Bauch. Aber diesmal schob sie es nicht beiseite. Wie sollte sie auch? Er, wie auch sein Vater , hatte n sich rührend um sie gekümmert, dazu kamen noch die Umgebung mit dem Schnee draussen, das Holzhaus mitten im Wald, im Kamin das prasselnde Feuer und das Scheppern in der Küche. Ignoriert e man die Umstände, wäre es das perfekte Idyll. Wie könnte sie also nicht eine warme , dankbare Zuneigung zu ihren beiden Helfern empfinden? Leonie begann zu lächeln und erhob sich etwas ungelenk vom Sofa, woraufhin Sebastian neben sie trat um sie zu stützen .
    „Alles okay? “
    „ Nun, es geht. Ich habe das Gefühl , mein gesamter Brustbereich schmerzt , als hätte mich ein Bus gerammt .“
    „Naja, du bist da drunter auch ziemlich blau.“ Sebastian zeigte auf ihren Pullover.
    „Moment mal. Woher weiss t du das?“
    „Blöde Frage. Ich habe nachgesehen.“ Mit einem leichten Schubs liess er sie los und schob sie schleunigst um das Sofa herum Richtung Treppe, die in das obere Stockwerk führte. „Das Badezimmer ist auf der linken Seite.“
    Sie schnappte noch zweimal nach Luft, es wollte ihr aber kein passender Spruch über die Lippen kommen . Also gab sie auf und wandte sich ab.
     
    Unter der Dusche hatte sie feststellen müssen, dass Sebastian recht gehabt hatte. Ihr ganzer Körper war mit blauen Flecken übersäht. Abgesehen von diesem Handicap hatte das heisse Wasser allerdings ihre Lebensgeister wieder in Schwung gebracht. Sie sass nun, ein Bein untergeschlagen, an dem massiven Eichentisch in dem heimeligen Essbereich, der fliessend in die grosszügige Küche überging und versuchte irgendwie mit den Ärmeln des viel zu grossen, typischerweise karierten Holzfällerhemds, klar zu kommen, ohne das ganze Gedeck vom Tisch zu fegen. Schliesslich gab sie es auf, verschränkte die Arme und war dankbar , dass sie wenigstens ihre eigene Jeans trage n konnte.
    Leonie staunte nicht schlecht, als sie erfuhr, dass Heinz das gesamte Haus und seine Innenausstattung selbst entworfen und umgesetzt hatte, doch für den Ausblick durch die breite Fensterfront über der Arbeitsplatte der Küche hatte sie zurzeit nicht sehr viel übrig. Denn vor ihr auf dem Tisch wurde das dampfend e Käsefondue abgesetzt. Kaum hatte sich auch Heinz an den Tisch gesetzt, rührten auch schon alle gleichzeitig mit Begeisterung

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