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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
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Strähnen in seinem dichten, dunklen Haar und einem strengen Schnauzbart. Sein weißes Hemd war ordentlich in die dunkle Hose gesteckt. »Nehmen Sie bitte Platz. Meine Frau bringt Tee.« Wie Alia trug er eine dicke Brille.
    Alias Mutter nickte und huschte geräuschlos aus dem Zimmer. Während Gemma und Kincaid sich nebeneinander auf das Sofa setzten, blieb Mr. Hakim stehen, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. »Das ist eine sehr schlimme Sache«, fuhr er fort. »Es ist nicht gut, dass unsere Tochter da hineingezogen wird, und ich hoffe, dass Ihre Fragen rasch beantwortet sein werden.«
    Alia hatte sich auf der Armlehne eines der Polstersessel niedergelassen und tippte nervös mit dem Zeh auf den Teppich. Ihre Füße steckten in Sandalen, und ihre Zehennägel waren korallenrot lackiert, mit kleinen pinkfarbenen Tupfen - ein überraschend weiblicher Zug und ein auffallender Kontrast zu dem ungeschminkten, eher herben Gesicht. »Abba -«
    »Mr. Malik war ein anständiger Mann, obwohl wir es nicht richtig fanden, dass unsere Tochter sich in seinem Haus aufhielt,
ohne dass seine Frau dabei war. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es zu dieser Sache kommen konnte.« Ohne dass seine Frau dabei war? Gemma fragte sich, ob das ein Euphemismus sein sollte oder ob Mr. Hakim nicht wusste, dass Sandra Gilles schon seit Monaten vermisst wurde.
    »Abba«, wiederholte Alia nachdrücklicher, und diesmal sah ihr Vater sie an. »Ich versuche ja gerade, es dir zu erklären. Ich war am Samstag dort und habe auf Charlotte aufgepasst. Ich weiß, du magst es nicht, wenn ich am Wochenende hingehe, aber Naz - Mr. Malik - hatte mich gebeten, nur für ein paar Minuten zu kommen, weil er kurz wegmusste.« Ihr Akzent war, zumal im Vergleich mit dem weichen Singsang ihres Vaters, noch stärker vom näselnden Londoner Slang geprägt, als Gemma bisher bemerkt hatte. »Es kann sein - Ich war vielleicht die Letzte, die ihn lebend gesehen hat.«
    Die Spitzen von Mr. Hakims Schnauzbart bogen sich nach unten, als er die Lippen zusammenpresste. »Du, Alia. Wenn das wahr ist, dann warst du sehr ungehorsam. Ich glaube, du wirst deiner Tante in Sylhet einen Besuch abstatten müssen, wenn du nicht mehr Respekt vor den Wünschen deiner Eltern an den Tag legst. Wir haben genug von diesem dummen Zeug von wegen Jurastudium und deinem ganzen ungehörigen Betragen. Deine Schwestern -«
    »Meine Schwestern haben stinklangweilige Männer geheiratet und führen ein stinklangweiliges Leben«, entgegnete Alia heftig, als ihre Mutter gerade den Tee auf einem Tablett hereintrug. »Sie haben nichts als Babys und Süßigkeiten im Kopf, und die neuesten indischen Popsongs -«
    »Alia.« Kincaids scharfer Ton ließ sie mitten im Satz verstummen. »Sie waren möglicherweise nicht die Letzte, die Mr. Malik lebend sah.Wir glauben, dass Mr. Malik ermordet wurde, und Sie müssen mir jetzt alles sagen, was Ihnen von diesem Tag noch in Erinnerung ist.«

    Der Schock zeichnete sich gleichermaßen in den Gesichtern der Eltern und der Tochter ab, doch es war Alia, die das Wort ergriff. »Ermordet? Naz ermordet? Aber wie - Warum -«
    »Der Rechtsmediziner glaubt, dass jemand ihn unter Drogen gesetzt hat, worauf er ersti-« Kincaid zögerte, und Gemma vermutete, dass er nach einer weniger drastischen Formulierung suchte. »Worauf er einen Atemstillstand erlitt.«
    »Drogen?«, wiederholte Mr. Hakim. »Alia, dass du in so etwas verwickelt -«
    »Ich bin in gar nichts verwickelt«, fuhr Alia ihn an. »Und Naz war es auch nicht. Naz hätte nie irgendwelche Drogen angerührt.« Sie wandte sich wieder an Kincaid und Gemma. »Warum sollte irgendjemand ihm so etwas antun?«
    Aus Höflichkeit ließ sich Gemma eine Tasse von dem Tee reichen, den Mrs. Hakim eingeschenkt hatte, und nippte vorsichtig daran. Er war lauwarm, schmeckte nach Kardamom und war so süß, dass ihr die Zähne wehtaten. »War irgendetwas anders an dem, was Naz am Samstag gesagt oder getan hat?«, fragte sie, froh um einen Anlass, ihre Tasse absetzen zu können.
    »Nein.« Alia schüttelte bedächtig den Kopf. »Aber er war … mit den Gedanken woanders. Ich sagte ihm, dass ich Samosas machen wollte, und er - hat mir nicht einmal gedankt.« Sie vermied es sorgfältig, ihren Eltern in die Augen zu sehen. »Er war sonst immer sehr höflich.«
    Gemma fragte sich plötzlich, ob hinter Mr. Hakims Missbilligung mehr steckte als übertriebene väterliche Fürsorge.Vielleicht nicht von Naz Maliks Seite - aber es wäre nur

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