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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
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fort, »dass es mir gelungen ist, die Toxikologie-Tests vorzuziehen. Der Fall hat mich neugierig gemacht.« Er tippte auf das oberste Blatt. »Das Opfer war mit Valium vollgepumpt, was mich nicht weiter überrascht hat.«
    »Dann hat er also doch Selbstmord begangen«, meinte Cullen. Er klang beinahe enttäuscht.
    »Nein, warten Sie.« Kaleem wedelte mit seinen Papieren. »Das ist noch nicht alles. Ich habe auch Ketamin gefunden, und die hohe Konzentration dieser zwei Drogen kann zwar zweifellos zum Tod geführt haben - als Selbstmord-Cocktail ist die Kombination allerdings sehr ungewöhnlich.«
    Kincaid starrte ihn an. »Naz Malik hatte Ketamin im Blut? Wie kann das sein?« Er wusste, dass das in der Tiermedizin verwendete Beruhigungsmittel auch eine billige und daher ziemlich populäre Straßendroge war und dass deswegen immer wieder in Tierarztpraxen eingebrochen wurde.
    »Es ist denkbar, dass er das Valium genommen hat - ob er nun ein gültiges Rezept dafür hatte oder nicht - und das Ketamin bei einem Dealer auf der Straße gekauft hat, um die Wirkung zu steigern. In dem Fall könnte er an einer versehentlichen Überdosierung gestorben sein«, sagte Kaleem.
    »Aber Sie glauben das nicht.«
    »Nein. Der Typ war garantiert total weggetreten. Wie ich schon zu dem alten - wie ich schon zu DI Weller gesagt habe: Ich glaube nicht, dass das Opfer in diesem Zustand in der Lage gewesen wäre, ohne Hilfe in den Park zu gelangen, und am
Tatort gab es keine Hinweise darauf, dass er Pillen genommen oder sich etwas gespritzt hätte. Ich habe auch keine Einstichstellen an der Leiche gefunden. Meine Vermutung ist also, dass jemand ihn an die Stelle, wo er gefunden wurde, geführt oder halb getragen hat. Und dann ist da der Kopf.«
    Kincaid sah ihn fragend an. »Was ist damit? Es waren doch keine Verletzungen zu erkennen.«
    »Ich habe es Ihrer Kollegin aus Notting Hill schon erklärt -« Kaleem hielt inne, und ein kleines Lächeln zupfte an seinen Mundwinkeln, als gebe er sich einer angenehmen Erinnerung hin. »Niemand fällt einfach so mit der Nase in den Dreck.« Der amüsierte Ausdruck war wieder völlig verschwunden, und Kaleems attraktive Züge verhärteten sich. »Ich glaube, dass er völlig hilflos war. Ich glaube, dass jemand seinen Kopf in dieser Position gehalten hat, sodass die Atmung stark beeinträchtigt wurde, und dann so lange gewartet hat, bis er erstickt war. Und das finde ich nun ganz und gar nicht nett von demjenigen.«
     
    »Wieso sind wir uns nicht schon früher über den Weg gelaufen?«, fragte Kincaid, nachdem sie den Rest des Berichts mit Kaleem besprochen hatten.
    »Ich war fast acht Jahre lang in den Midlands eingesetzt. Bin erst seit rund zehn Monaten wieder in London - dabei bin ich hier aufgewachsen, in Bethnal Green. Die Rückkehr des verlorenen Sohnes, so was in der Art.«
    Kincaid schloss daraus, dass der Rechtsmediziner älter sein musste, als er aussah. Aber dieser Rashid Kaleem beeindruckte ihn, wie er auch schon Gemma beeindruckt hatte. Sein Blick ging zu der mit Sprühfarbe verzierten Wand. »Ist das Ihr Werk?«
    »Muss ja zusehen, dass ich nicht aus der Übung komme«, antwortete Kaleem grinsend.
    »Und da stört sich niemand dran?«
    »Niemand kommt freiwillig hier runter. Hören Sie -« Er
hielt die beiden zurück, als sie sich zum Gehen wandten. »Was Weller betrifft - es war das einzig Richtige, dass er diese Sache an Sie übergeben hat. Er ist ein guter Polizist, aber das hier … Ich fürchte, dieser Fall ist eine Nummer zu groß für ihn. Nehmen Sie sich bloß in Acht.«
     
    Gemma ließ wieder einmal eine dieser schier endlosen Teambesprechungen über sich ergehen und kämpfte gegen die Müdigkeit nach dem Mittagessen an, während sie Sergeant Talley zuhörte, der gerade versuchte, die Fälle seiner sämtlichen Kollegen bis ins Detail zu managen. Sie hatte schon wiederholt Probleme mit dem altgedienten Sergeant gehabt, und sie fand, dass es allmählich Zeit für ein weiteres ernsthaftes Gespräch wurde. Aber das würde sie besser unter vier Augen führen.
    Nicht zum ersten Mal fragte sie sich, warum Melody Talbot, die viel kompetenter war als die meisten Sergeants in der Abteilung, sich mit dem Dienstgrad eines Detective Constable zufriedengab. Gemma hatte Melody schon mehrfach auf eine mögliche Beförderung angesprochen und sie wissen lassen, dass sie ihr gerne eine Empfehlung schreiben würde, doch Melody hatte immer nur lächelnd erwidert, sie würde darüber nachdenken, war

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