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Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Titel: Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Mister Smith. Das Wort ›zukunftsweisend‹ wäre keine Übertreibung.«
    Mr. Smith errötete nun vollends. »Ich würde sogar noch weiter gehen und behaupten, Ihr Buch beendet endlich das finstere Mittelalter der Ökonomie. Darf ich es mal sehen?«
    Nach sehr kurzem Zögern versank Mr. Smith förmlich in seiner zerschlissenen braunen Aktentasche und tauchte gleich darauf mit einem Manuskript in der Hand wieder auf. Es war sehr dick, hatte überall Eselsohren und war mit einem roten Faden zu-sammengebunden. Voller Stolz überreichte Mr.
    Smith das Manuskript dem Seniorpartner, der es umgehend ins Feuer warf.
    »Also, wo waren wir stehengeblieben?« fragte er in die Runde. »Ah ja, wir bieten eine große Bandbreite maßgeschneiderter Versicherungen auf den Todes- und Erlebensfall an, die …«
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4. KAPITEL
    u mußt wirklich lernen, besser mit diesem Ding D umzugehen«, schnaufte Blondel außer Atem.
    »Aber ich wollte doch gar nicht …«
    »Ich meine, das ist ja ein ganz hübscher Trick, wenn man ihn beherrscht, aber vergiß nicht, daß einige Leute auch Eierköpfe haben. Irgendwann einmal könntest du auf diese Weise jemanden ernsthaft verletzen.«
    »Aber ich wollte doch gar nicht …«
    Blondel lehnte sich gegen die Wand und keuchte:
    »Jedenfalls glaube ich nicht, daß die uns gefolgt sind.
    Was meinst du?«
    »Bestimmt nicht.«
    »Na prima. Mal gucken, wo wir jetzt wohl sind.«
    Blondel kramte das kleine Buch hervor und las darin.
    Guy, der seit seiner Schulzeit an kurze Sprints nicht mehr gewöhnt war, stützte sich auf den Knien ab und rang nach Atem. »Blondel, ich hätte fast Oliver Cromwell getötet. Ist dir das eigentlich klar?«
    »Jaja, ich weiß«, merkte Blondel beiläufig an.
    »Über uns müßte gerade das Archiv für unamerika-117
    nische Tätigkeiten sein. Wenn wir jetzt in südliche Richtung gehen, dann …«
    »Ich hätte fast den Lauf der Weltgeschichte verändert.«
    »Dann können wir eine Abkürzung durch die dank des sogenannten New Deals eingerichteten Behörden für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen nehmen, so daß wir dort herauskommen müßten, wo wir eigentlich hinwollen. Entschuldigung, aber was hast du eben gesagt?«
    »Ich … ich hätte die gesamte Weltgeschichte durcheinanderbringen können«, stammelte Guy.
    »Richtig«, antwortete Blondel. »Die Geschichte ist schon etwas sehr Kompliziertes. Ich gebe dir mal ein Beispiel. Du trittst jetzt auf eine Fliege. Deshalb steht sie nicht mehr zur Verfügung, um deinem Ururururgroßvater über das Frühstück zu krabbeln, der folglich nicht an Lebensmittelvergiftung sterben kann.
    Aus diesem Grund verkauft deine Familie nicht das Haus und zieht auch nicht von Cheshire nach Norfolk um, was zur Folge hat, daß dein Urgroßvater deine Urgroßmutter nicht beim Kartenspielen ken-nenlernt und du nicht geboren wirst. Das bedeutet, du hast nie gelebt, und kannst also auch nicht in die Vergangenheit gereist sein und vor allem nicht diese Fliege plattgetreten haben.
    Folge ist, dein Ururururgroßvater stirbt doch an der Lebensmittelvergiftung, deine Familie zieht von Cheshire nach Norfolk um und du …«
    »Ähm …«, warf Guy ein.
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    »… und du wirst zu einer zeitlichen Anomalie, die wie die Bildpunkte auf einem Fernsehschirm etliche tausend Male pro Sekunde auftaucht. Dann verur-sachst du irgendwann wegen der Folgewirkungen ernsthafte Probleme, und schon sind die Zeitaufseher hinter dir her.«
    »Zeitaufseher?«
    »Ja, so was wie Jagdaufseher, nur mit sehr viel weiterreichenden Befugnissen. Die werden von heute an erst in etwa hundert Jahren eingestellt werden, aber wenn es soweit ist, reisen die in die Zeit zurück und nehmen sämtliche Freigeister hoch.«
    »Freigeister?« wiederholte Guy. »Ist das so was wie ein religiöser Orden?«
    »Nicht ganz«, antwortete Blondel. »Du denkst dabei an den Orden der kichernden Mönche, was schon an sich merkwürdig ist, weil sie allesamt von den Zeit-Wächtern erst in etwa sechshundert Jahren ausgelöscht werden. Die Wächter haben schon vor meiner Geburt nach mir gesucht oder werden es zumindest noch tun.
    In Wirklichkeit stellen sie kein Problem dar. Die Kopfgeldjäger sind es, vor denen du dich in acht nehmen mußt. Wenn wir übrigens diesen Gang hier nehmen, müßte gleich eine scharfe Linkskurve kommen, die uns … ah, da sind wir ja schon.«
    Was Guy betraf, so sah für ihn ein Tunnel wie der andere aus, doch Blondel schien den Gang sofort wiederzuerkennen, denn er sagte mehrere Male:
    »Wir

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