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Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Titel: Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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hatte ihr ein Gefühl der Stärke verliehen. Doch das war nun verflogen. Sie spürte kaum den Asphalt unter den Rädern.
    »Pass auf!«, rief Chris, als sie von einem Pick-up überholt wurden.
    »Hab ich doch gesehen.«
    »Rutsch rüber und lass mich fahren.«
    »Alles in Ordnung«, wehrte Neve ab. »Es ist nicht mehr weit.«
    Die dritte Nachricht stammte von demselben Mann – er nannte seinen Namen, aber die Verbindung war schlecht und sie erkannte seine Stimme nicht gleich. In dem gleichen ruhigen und beschwichtigenden Tonfall teilte ihr der Anrufer mit, dass Mickey sich das Handgelenk gebrochen und möglicherweise eine Gehirnerschütterung erlitten hatte, dass sie in der Notaufnahme sei und nach ihrer Mutter oder ihrem Vater frage; es bestünde jedoch keine Lebensgefahr.
    Es war, als wäre Neve durch unsichtbare Fäden mit Mickey verbunden – eine Beziehung, die fein gesponnen sein mochte, ihr aber immer stark und unverbrüchlich erschienen war. Während sie Richtung Süden fuhr, beschwor sie das Bild ihrer Tochter in der Notaufnahme herauf, des Fremden, der ihr Handy benutzte, um ihr eine Nachricht zu hinterlassen, und mit einem Mal hatte sie das Gefühl, dass alles zerbrechlich und gefährdet war, in Scherben zu gehen drohte.
    Sie wischte die Tränen weg, die ihre Sicht verschleierten. Ihre Gedanken kehrten zu Richard zurück – wo mochte er stecken? Der Fremde hatte gesagt, Mickey habe nach ihrem Vater verlangt; wie sollte sie ihr beibringen, dass niemand wusste, wo er sich aufhielt? Der Richter hatte einen Haftbefehl gegen ihn erlassen; Mickey würde mit Sicherheit davon erfahren. Sie wusste bereits, dass er keinen Unterhalt zahlte; Neve hatte sich bemüht, in ihrem Beisein nie etwas Schlechtes über Richard zu sagen, aber sie war keine Heilige und in den letzten Monaten waren sie finanziell kaum über die Runden gekommen. Hin und wieder, in Gesprächen mit Chris und Nicola, war ihr das eine oder andere entschlüpft.
    »Alles wird gut«, sagte Chris nun.
    »Ich weiß.«
    »Nein, ich meine es ernst. In der Nachricht hieß es, dass Mickey wieder gesund wird. Und das Gericht hat mit Richard kurzen Prozess gemacht. Kannst du dir vorstellen, wie gerne ich dabei wäre, wenn sie ihm Handschellen anlegen?«
    »Chris …« Neve spürte, dass ihr wieder die Tränen kamen. »Ich muss ihn anrufen, ihm Bescheid sagen, was mit Mickey passiert ist. Hier, wähl doch bitte für mich, ja?« Sie reichte Chris das Handy.
    »Wenn er sich schon nicht überwinden konnte, vor Gericht zu erscheinen, sollte er sich wenigstens in der Klinik blicken lassen.« Chris blätterte in der Namensliste bis zu »R« und drückte die Wahltaste. Selbst vom Fahrersitz aus konnte Neve hören, dass sie direkt mit dem Anrufbeantworter verbunden wurde.
    »Wo mag er nur stecken?«, sagte Neve. »Gott, er wird einen fürchterlichen Schrecken bekommen.«
    »Glaubst du, er trinkt wieder? Anders kann ich mir das Ganze nicht erklären.«
    »Ich hoffe nicht; ich hoffe, dass er sich an die Anonymen Alkoholiker erinnert und den Weg zu ihnen findet.«
    »Unfassbar, wie nachsichtig du mit ihm bist! Nach allem, was er angerichtet hat!«
    »Von Nachsicht kann keine Rede sein.« Neve fuhr über die Kreuzung und bog an der nächsten Straße rechts ein. »Glaub mir … Ich denke dabei nur an Mickey.« Neves Liebe zu Richard war längst erloschen; geblieben war ein lächerliches, unerschütterliches Gefühl des Mitleids, gelegentlich vermischt mit blinder Wut. So wie jetzt: Wo war er, wenn Mickey ihn ganz offensichtlich brauchte?
    Sie brauste die Ausfahrt hinunter, hielt Ausschau nach dem vertrauten Zeichen, dem großen blauen »H« für Hospital. An der Ampel bog sie links ab und fuhr ungefähr eine Viertelmeile die Marina Road entlang, an der weitläufigen Hafenanlage und den menschenleeren Docks vorbei, bis sie den Parkplatz des South Shore Medical Center erreichte. Als sie die Notaufnahme vor sich sah, stellte sie den Wagen auf dem erstbesten freien Parkplatz ab, den sie entdeckte, und eilte im Laufschritt durch die großen gläsernen Eingangstüren.
    Sie nannte der Krankenschwester an der Rezeption ihren Namen und wurde umgehend durch eine Innentür geführt, dabei warf sie Chris ihre Versicherungskarte zu, überließ es ihr, die Formalitäten zu erledigen. Die Schwester ging voraus, an einer Reihe von Untersuchungskabinen vorbei, deren Vorhänge zum größten Teil geöffnet waren. Neve warf in jede einzelne einen flüchtigen Blick, hielt Ausschau nach

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