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Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Titel: Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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U-Boot-Besatzung an, die gekommen war, um seine Heimat anzugreifen, doch nun waren sie nur noch menschliche Skelette. Das war alles, was zählte, alles, was blieb.
    Das hatte Mickey ihn gelehrt.
    Shane klappte das Buch zu und sah die Lehrerin an. Sie sprach über die morgige Lernkontrolle, aber er dachte an die deutschen Seeleute in ihrem anonymen Grab im Atlantischen Ozean, unter fremden Sternen. Und er dachte an Mickey.
    Er wünschte, er könnte sie nach Washington begleiten, und sie müsste sich nicht mehr mit Josh abgeben. Josh würde sie niemals verstehen; Shane schloss die Augen und wusste, dass Mickey ihm half, sich selbst zu verstehen.

20
    J oe O’Casey machte die Runde, fütterte die Vögel. Der Frühling hatte offiziell Einzug gehalten, was die Eulen zu spüren schienen. Alle Vögel, genauer gesagt. Die Mauser war beendet, das Paarungsverhalten hatte begonnen. Die Luft war lau und die Scheune hallte von Lockrufen wider. Joe öffnete die Trenngitter und Flugkorridore zwischen den Käfigen, um die Paarbildung zu fördern.
    Er blieb stehen und beobachtete das Schneeeulen-Männchen. Der Bursche hatte beachtliche Fortschritte gemacht, aber einige seiner Verletzungen würden ihn ein Leben lang behindern. Es wäre unverantwortlich gewesen, ihn freizulassen.
    Doch als Joe den weißen Kopf, die durchdringend gelben Augen und den zersplitterten Schnabel betrachtete, sah er einen Kämpfer vor sich. Er hatte während der Migration zahllosen Gefahren getrotzt – und vermutlich irgendwo in der Wildnis ein Weibchen; es war beinahe undenkbar, dass ein so prachtvolles Tier keine Gefährtin besaß.
    Joe dachte an die Frau und Töchter seines Bruders. Dieses Thema war ein Kapitel für sich, fast genauso schmerzhaft wie das seines Bruders. Die Nachrichten über Berkeley schienen für Joe die perfekte Gelegenheit zu sein, um Kontakt aufzunehmen – aber Genevieve hatte sanft abgelehnt. Und seine Nichten, die er als Kinder so geliebt hatte, waren ihm fremd geworden.
    Als er beobachtete, wie das Eulenmännchen den Hals verdrehte und mit seiner Nachbarin kommunizierte, war er dankbar für das kleine Wunder, dessen Zeuge er gestern Abend geworden war: Das Weibchen hatte sich in die Lüfte erhoben und ihm einen Besuch abgestattet, war seinem Lockruf gefolgt. Genau das passierte in eben diesem Augenblick – das Männchen rief, das Weibchen kam zu ihm. Joe stockte der Atem – es kam vor, dass Eulen in diesem Alter noch eine Bindung eingingen, aber unter diesen dramatischen Umständen war es umso erstaunlicher.
    »Joe?«
    Als er seinen Namen hörte, sah er auf. Neve Halloran stand auf der Schwelle zur Scheune, wirkte zögerlich, fast ängstlich. Er legte den Finger an die Lippen und winkte sie zu sich. Sie kam der Aufforderung nach, schweigend, mit besorgtem Blick.
    Joe deutete auf den Käfig. Sie folgte seinem Blick, sah die beiden Schneeeulen nebeneinandersitzen; das Weibchen putzte das Männchen in aller Ruhe, und er ließ ihre Annäherungsversuche zu. Sonnenlicht fiel durch das Oberlicht, auf Joe und Neve, auf die Eulen. Joe gab vor, die Vögel zu beobachten, aber er war sich Neves Gegenwart bewusst – ihr Atem ging zu schnell, und sie schien unter ähnlich großer Anspannung zu stehen wie damals das Schneeeulen-Männchen, als sie es zur Auffangstation gebracht hatte.
    »Sehen Sie?«, sagte er.
    »Was machen die beiden denn da?«
    »Das liegt doch auf der Hand; sie sind im Begriff, sich zu paaren.«
    »Wirklich?«
    Er nickte, aber selbst eine so gute Nachricht schien den Kummer in ihren Augen nicht vertreiben zu können. Er legte die Hand auf ihren Arm und bedeutete ihr, ihm in sein Büro zu folgen. Zu viel menschlicher Kontakt konnte den Paarbildungsprozess der Eulen stören, was er unbedingt vermeiden wollte. Außerdem sah er, dass Neve gleich platzen würde, wenn sie nicht bald die Gelegenheit erhielt, loszuwerden, was sie auf dem Herzen hatte; sie war nur wenige Jahre jünger als Damiens älteste Tochter.
    »Mr. O’Casey«, sagte sie, kaum dass sie das Büro betreten hatten.
    »Ich dachte, ich bin für Sie Joe. Fangen wir jetzt noch mal von vorne an?«
    Sie sah ihn verdutzt an. »Und ich dachte, Sie würden überhaupt kein Wort mehr mit mir reden. Dass sie nichts mehr mit mir zu tun haben wollten.«
    Er ging zur Küchenzeile im hinteren Teil des Büros. Dort stand ein elektrischer Wasserkocher, zerbeult und uralt, mehr als ein Mal neu verdrahtet. Joe hatte während des Krieges viel Tee getrunken und diese

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