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Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Titel: Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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erklärte Shane heiser. »Das mit dem Flammenwerfer tut mir leid. Ich verspreche Ihnen, dass so etwas nie wieder vorkommen wird.«
    Tim musterte ihn. Er kannte den Jungen zu wenig, um sagen zu können, ob er sein Wort halten würde, aber angesichts von mindestens zwei Straftaten, die der Junge schon in seinem Alter auf dem Kerbholz hatte, hätte er darauf keine Wette eingehen wollen.
    »Ich hoffe, dass du es ernst meinst. Aber ich kann kein Risiko eingehen. Melde dich nachher bei Gericht – sie werden dir eine andere Arbeit zuweisen. Und nun entschuldige mich – ich muss los.«
    Er wickelte das Buch ein, dann sperrte er die Tür hinter sich ab. Shane stand auf dem Parkplatz und blickte ihm nach, als er davonfuhr – genau wie Frank, wenn sie sich gestritten hatten. Bei der Erinnerung hatte Tim einen Kloß im Hals, und als er sah, wie der Junge im Rückspiegel immer kleiner wurde, fragte er sich, ob er ihn abgewimmelt hatte, ohne ihm eine richtige Chance zu geben.
    Ach, was soll’s, dachte er. Schließlich ist er nicht mein Sohn – soll sich jemand anders um ihn kümmern.
    Er vertrieb Shane West aus seinen Gedanken, während er den Strandweg verließ und langsam durch das kleine Wohnviertel hinter der Grundschule fuhr. Er überflog die Hausnummern auf den Postkästen am Straßenrand und hielt nach der Bittersweet Lane 640 Ausschau.
    Hier wohnten überwiegend Familien, wie man unschwer erkennen konnte. Über den Garagentoren waren Basketballkörbe befestigt, in den Bäumen hingen Vogelhäuschen und weiße Lattenzäune grenzten die schmalen Gärten voneinander ab. Innerhalb der weißen Lattenzäune gab es viele Hoffnungen und Träume …
    Er hatte die Adresse im Telefonbuch nachgeschlagen; sie war unter N. Halloran eingetragen.
    Die Nummer 640 war von Hand auf einen Postkasten aus Metall gemalt, der unten an der Straße stand. Er hielt in der Parkbucht und spähte zum Haus hinüber, ein typisches kleines Cape-Cod-Haus mit blauen Fensterläden und Schindeln aus weißen Zypressen, die in der salzhaltigen Luft eine silbrige Färbung angenommen hatten. Birken, Kiefern und Eichen füllten den Vorgarten; statt des weißen Lattenzauns verlief eine Naturhecke von der Straße bis zum dichten Gehölz hinter dem Haus.
    Der Anblick des Hauses machte ihm zu schaffen, weil es ihn an die Rangerstation erinnerte. Ein Blockhaus, das seine Ex-Frau als »Bretterbude« zu bezeichnen pflegte. Neves Haus war nicht das, was er erwartet hatte. Als er von ihrem Gerichtstermin gehört hatte, hatte er angenommen, dass es ihr um Geld ging. Er hatte sich vorgestellt, dass sie ein imposantes Anwesen mit einer hohen Hypothek bewohnte, einem teuren Landschaftsgarten und einem Luxusauto in der Auffahrt. Stattdessen entdeckte er dort nur einen alten Kombi, einen Volvo 245.
    Er stieg aus dem Truck, klemmte sich das Päckchen unter den Arm und ging auf das Haus zu. Der Garten war jetzt im Februar braun, mit vereinzelten Schneeflächen, die im Schatten der hohen Bäume liegen geblieben waren. Er folgte dem gewundenen Weg aus grobgehauenen blauen Steinplatten, die in die harte Erde eingelassen waren, zu einer niedrigen Freitreppe. Mit zwei weit ausholenden Schritten nahm er die Stufen und klopfte an die Tür.
    Drinnen waren Schritte zu hören, die Vorhänge bewegten sich und er spürte Augen, die auf ihm ruhten. Er war sicher, dass sie gerade beschloss, nicht zu öffnen. Einen Moment später hörte er das Schloss klicken, und Neve Halloran stand auf der Schwelle, starrte ihn an.
    »Hallo«, sagte sie.
    »Hallo.« Ihre blauen Augen waren riesig, und sie musterte ihn unverblümt, wartete darauf, dass er sein Anliegen vorbrachte. Er spürte, wie ihm eine Gänsehaut über den Rücken lief, und ihm fiel nicht mehr ein, was er ihr sagen wollte.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte sie schließlich. Sie trug schwarze lange Hosen und einen weichen grauen Pullover, vermutlich wollte sie gerade zur Arbeit fahren.
    »Ich habe etwas für Mickey«, sagte er. »Ist sie da?«
    »Sie ist in der Schule.«
    »Tatsächlich? Ich dachte, sie würde noch ein paar Tage das Bett hüten – ein gebrochenes Handgelenk ist schließlich kein Pappenstiel«, sagte er überrascht.
    »Das ist wahr, aber Mickey wollte unbedingt in die Schule. Sie versäumt nie den Unterricht – wäre der Unfall nicht gewesen, hätte sie wieder einen Preis bekommen, weil sie kein einziges Mal gefehlt hat. Sie hat ihn fast jedes Jahr erhalten, seit der ersten Klasse – mit zwei Ausnahmen:

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