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Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Titel: Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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»Der Grund war Vietnam. Wir sprachen nie über den Krieg – aber als er mir diese Geschichte erzählte, dachte ich …«
    »Er wollte Ihnen diese Erfahrung ersparen.«
    Tim nickte. »Das hätte er nie ausgesprochen. Es ging immer nur um Patriotismus, um Pflichterfüllung, dem Land zu dienen; er hasste die Drückeberger, die in Kanada untertauchten oder den Kriegsdienst verweigerten.«
    »Sie haben sich freiwillig gemeldet?«
    »Nach dem College – meine Erfassungsnummer war 12. Ich hatte keine andere Wahl. Mein Vater brachte mich zum Zug, als ich ins Ausbildungslager fuhr. Er erzählte mir, wie stolz er sei, dass ich der Familientradition folgte, Amerika zu dienen, und dass ich ›die Ohren steif‹ halten solle. Was immer das auch heißen mochte.«
    »Vielleicht wollte er damit sagen, dass Sie auf sich achtgeben und am Leben bleiben sollten.«
    »Ja, vielleicht.« Tim warf Neve einen flüchtigen Blick zu und fragte sich, wie es ihr gelungen war, in so kurzer Zeit den O’Casey-Kode zu knacken. »Ich frage mich, ob er Frank mit den gleichen Worten verabschiedet hat. Ich bezweifle, dass er diesen Umweg machen musste – wahrscheinlich hat er gleich unverblümt über den Krieg gesprochen. Frank kam oft nach Hause und berichtete von den Geschichten, die ihm sein Großvater erzählt hatte. Es ging nur um den Zweiten Weltkrieg, den Nervenkitzel des Kampfes und was hier geschah, direkt vor unserer Nase am alten Anlegesteg.«
    »Mit dem U-Boot?«
    Tim nickte. »Frank meinte, U-823 habe eine ganz persönliche Bedeutung für meinen Vater, weil er mit angesehen hatte, wie die Fenwick unterging. Mein Sohn war einfühlsam, ein aufmerksamer Beobachter und sehr verständig.«
    »Was hat ihm Ihr Vater sonst noch erzählt?«
    »Nun, dass er der Commander der USS James war, eines Zerstörer-Begleitschiffs, das gemeinsam mit zwei Fregatten der Küstenwache, einem weiteren ZB und dem Zerstörer Crawford zu einem Verband gehörte, der feindliche U-Boote jagte und unschädlich machte. Er war noch sehr jung, als er sein Kommando erhielt – so war das in Kriegszeiten. Er trug große Verantwortung …«
    Neve hörte gebannt zu. Tim spürte, dass sie gerne wieder auf Frank zu sprechen gekommen wäre, auf die Beziehung zu seinem Großvater, der das Kommando über ein Schiff gehabt hatte, als er nicht viel älter als sein Enkel gewesen war, und wie Frank ums Leben gekommen war. Aber Tim konnte es nicht zulassen; er musste den Faden weiterspinnen und über seinen Vater sprechen, denn sonst hätte er wieder an seinen Sohn gedacht. Neves Anwesenheit hatte ihm Frank irgendwie wieder nähergebracht, näher ans Zuhause – was für Tim unerträglich war.
    »Die Kriegsschiffe hatten einen Handelsschiff-Konvoi nach New York City eskortiert und befanden sich auf dem Rückweg zum Flottenstützpunkt Charleston. Als die Fenwick angegriffen wurde, war ihr die James zufälligerweise am nächsten, und mein Vater sichtete das U-Boot als Erster auf dem Radarschirm, in einer Entfernung von rund fünfzehnhundert Metern.«
    »So nahe!«
    »Ja. Sie befand sich auf Schleichfahrt, aber er hatte ihre Kompasspeilung, zog die Seekarten zu Rate und rechnete sich aus, dass U-823 nach Südosten abdrehte und auf eine der Untiefen vor Block Island zuhielt. Mein Vater erklärte Frank – der es mir wiederum erklärte –, die typische Strategie der U-Boote habe darin bestanden, nach einer solchen Aktion auf Tauchstation zu gehen, am besten in einer Senke auf dem Meeresboden, um nicht vom Sonar aufgespürt zu werden.«
    »Er wollte sie abfangen …«
    »Richtig. Er benachrichtigte die anderen Kriegsschiffe und sie formierten sich zu einer Patrouillenlinie, das heißt, jeweils drei nebeneinander; dann begannen sie, das Meer systematisch abzusuchen. Es war ein Wettlauf mit der Zeit; sie wollten das U-Boot daran hindern, die Untiefen zu erreichen und ungeschoren davonzukommen.«
    »Zurück nach Deutschland.«
    Tim nickte. »Die James übernahm die Führung und mein Vater und seine Mannschaft setzten alle technischen Hilfsmittel ein, die es damals gab. Sie besaßen Dechiffriergeräte und HFDF – ein Kurzwellenpeilgerät, das sie ›Huff-Duff‹ nannten. Die Cubzac , der zweite Zerstörer, ortete U-823 zuerst mit dem Sonar, nur wenige Meilen westlich von hier, vor Watch Hill. Sie nahm das U-Boot mit Hedgehogs unter Beschuss.«
    »Hedgehogs?«
    »U-Boot-Abwehrraketen. Kleine Mörserbomben, die erst beim Aufprall detonierten – nicht wie die Unterwasserraketen, die

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