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Wenn Es Dunkel Wird

Wenn Es Dunkel Wird

Titel: Wenn Es Dunkel Wird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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hatte Mäuse, aber keine Ratten«, erklärte Tammy.
    »Was soll der Scheiß?«, ging Claas auf mich los. »Willst du Tammy stressen? Du weißt genau, dass du ihr damit Angst machen kannst!«
    »Wieso sollte ich ihr Angst machen wollen? Das war doch deine Idee mit der Höhle!« Ich stellte mich blöd, was mir in dem Zustand nicht schwerfiel.
    »Weil du eifersüchtig bist, deshalb!«
    »Ich wüsste nicht, wieso ich eifersüchtig sein sollte!« Ich blickte mich um, langsam, wie in Zeitlupe, weil mir schwindlig war und weil ich befürchtete, die Kontrolle über mich zu verlieren. »Auf wen, bitte schön?«
    »Bist du wirklich so blöd oder tust du nur so?«, rief Tammy. »Claas interessiert sich nicht mehr für dich – und bei Julian kannst du auch nicht landen.«
    Julian zuckte zusammen, kaum merklich, aber mir entging es nicht.
    »Du reimst dir was zusammen, Tammy«, erwiderte ich mit erzwungener Ruhe. Meine Hände ballten sich zu Fäusten.
    »Oh, nein, ich bin vielleicht nicht so eine Streberin in der Schule wie du, aber ich bin nicht blöd!« Ihre Stimme klang scharf und laut. »Und ich habe Augen im Kopf! Und ich sehe, dass du in Julian verliebt bist! Wie du in deinem dämlichen Bikini vor ihm herumgehopst bist!«
    »Ach, gestern war er nur billig und ich bin stolziert«, warf ich giftig ein. Aber sie hörte es gar nicht. »Und als ich die Hochzeitskarte gezogen habe, da ist dir doch dein Gesicht runtergefallen!«, ereiferte sie sich weiter. »Und du? Was hast du gezogen? Irgendeine blöde, bedeutungslose Karte!«
    »Tammy«, sagte Julian und wollte ihren Arm fassen, aber sie zog ihn weg. Sie beugte sich zu mir runter.
    »Du bist eifersüchtig, Melody, warum gibst du es nicht zu?« Sie lehnte sich entspannt zurück. »Ja, Tammy!«, sagte sie mit einer lächerlichen Kinderstimme, »ich bin eifersüchtig auf dich, weil du so einen tollen, gut aussehenden Bruder hast und weil Claas dich anhimmelt, und überhaupt, weil dich alle, alle anhimmeln und weil du so wahnsinnig gut aussiehst!« Sie sah mir direkt in die Augen: »Hm, Melody Krimmel, warum gibst du das nicht einfach zu? Dein Superhirn nutzt dir da leider gar nichts mehr, denn du bist einfach nur … mittelmäßig!«
    Es rauschte in meinem Kopf, ich wollte mir die Ohren zuhalten, aber ich konnte meine Hände nicht heben, meine Arme gehorchten mir nicht mehr. Sie hingen schlaff und schwer an meiner Seite.
    »He«, mischte sich Claas ein, »hört auf, Mädels!«
    »Sie manipuliert uns doch!«, rief Tammy unbeeindruckt. »Seht ihr das denn nicht?«
    »Tammy …«, sagte Julian lahm. Sein Blick, den er mir zuwarf, war flehend, damit ich bloß nicht wieder mit dieser Geschwistersache anfing.
    Aber warum hätte ich Rücksicht auf ihn nehmen sollen?
    »Du liebst deine Schwester!« Meine Stimme hallte tausendfach von den Wänden. »Du bist in Tammy verliebt! Glaubst du, Claas und ich sind blind? Und mich hast du nur geküsst, weil du es selbst nicht wahrhaben willst, weil du es dir nicht eingestehen kannst – dass du Tammy liebst, dass du sie begehrst wie keine andere! Heute Morgen im Pool, da hast du mich bloß benutzt, um dir was vorzumachen! Aber es funktioniert nicht! Sobald Tammy aufkreuzt, lässt du mich fallen, würdest du jede fallen lassen!« Ich schrie alles heraus, erst im Nachhinein, als die Worte in meinem Kopf widerhallten, begriff ich, weshalb die anderen plötzlich erstarrten. »Was ist denn?«, sagte ich schließlich.
    Julian war aufgesprungen und hielt auf einmal den Dolch in der Hand.
    »Psst!« Claas legte den Finger auf seine Lippen. »Da ist jemand!«, flüsterte er.
    »Wo?« Ich konnte im schummrigen Kerzenlicht niemanden sehen.
    »Halt doch mal die Klappe!«, zischte Tammy.
    Mit großen Schritten marschierte Julian zum Höhleneingang, den Dolch erhoben wie ein Krieger in diesen bescheuerten Videospielen. »Ich krieg dich!«, rief er laut. »Ich krieg dich, du perverser Freak!«
    »Julian!« Tammy sprang auf, fiel aber gleich wieder aufs Polster zurück. Der Absinth hatte uns irgendwie paralysiert, nur Julian hatte er offenbar aufgeputscht. »Julian, bleib hier!«
    Aber Julian verschwand nach draußen.
    »Was will er da draußen?«, fragte Tammy. »Warum muss er den Helden spielen?«
    »Spielen?«, Claas lachte seltsam. »Julian ist doch unser Held! Der Stärkste und Schönste!« Mit einem Blick auf mich fügte er noch hinzu: »Oder etwa nicht?«
    Du bist so fies, Claas, dachte ich. Und: Wie habe ich ihn jemals mögen können? Tammys Miene

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