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Wenn es Nacht wird in Miami

Wenn es Nacht wird in Miami

Titel: Wenn es Nacht wird in Miami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EMILIE ROSE
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Schmetterlingen im Bauch war ihr Antwort genug.
    Carly musste sich ablenken und richtete ihre Aufmerksamkeit auf Rhett, der sich sichtlich freute, sie zu sehen, und vergnügt bei seinem Essen vor sich hinbrabbelte. Wie immer in solchen Momenten wurde Carly von dem Gefühl überwältigt, wie sehr sie diesen kleinen Kerl liebte. Sie durfte ihn nicht verlieren. Selbst wenn sie dabei Gefahr lief, dass ihr ein weiteres Mal das Herz gebrochen wurde.
    Die Stille in der Küche lastete auf ihr. Eine Minute, zwei, … fünf Minuten. Carly verging der Appetit auf den Geflügelsalat, den Della ihr hingestellt hatte. Schließlich legte Carly die Gabel beiseite und sagte: „Ich habe eben einen Anruf bekommen. Es gibt Interessenten für mein Haus. Sie wollen es sich heute Nachmittag ansehen. Ich habe zugesagt – vorausgesetzt, es kommt dir nicht ungelegen“, fügte sie, zu Mitch gewandt, hinzu.
    He, du da drüben, komm, sprich mit mir. Sag mir, du willst den Nachmittag lieber mit mir verbringen.
    Mitch nickte. „Du kannst den Kleinen ruhig bei mir lassen.“
    Insgeheim hatte Carly gehofft, er würde wenigstens anbieten, sie mit Rhett zusammen zu begleiten. „Es dauert höchstens zwei Stunden“, erklärte sie.
    „Lass dir nur Zeit“, meinte Mitch gleichmütig.
    Vergebens forschte sie in seinem Gesicht, aber es zeigte keine Regung. Solch kalte Zurückweisung hatte sie von ihm seit den ersten Tagen ihrer Bekanntschaft nicht mehr erlebt. Was war in der halben Stunde geschehen, die vergangen war, seitdem Mitch das Bett verlassen hatte?

8. KAPITEL
    „Willst du mir bitte mal erklären, was hier vor sich geht? Oder brauchst du dafür einen Tritt in den Hintern?“
    Mitch war gerade ein paar Bahnen im Pool geschwommen und war noch im Wasser, als sein Bruder ihn auf gewohnt rüde Art begrüßte. Er machte eine abfällige Handbewegung zu Rand. „Komm rein, wenn du dich traust, du Großmaul. Du holst mich auf zehn Bahnen nicht ein.“
    Rand sah nicht so aus, als müsste er den Vergleich scheuen. Er wirkte nicht weniger athletisch gebaut als sein jüngerer Bruder.
    Er und Mitch hatten seit jeher Spaß daran, sich gegenseitig zu ärgern. Mitch hatte das vermisst. Ihr Vater hatte sie von frühester Jugend an darauf getrimmt, Konkurrenten zu sein. Trotzdem hatten sie sich immer nahegestanden. In den letzten fünf Jahren jedoch, als Rand Miami und der Reederei den Rücken gekehrt hatte und an der Westküste seiner eigenen Wege gegangen war, war der Abstand größer geworden. Erst der Tod des Vaters hatte Rand wieder zurückgebracht.
    Mitch schwamm an den Beckenrand und stemmte sich aus dem Wasser. Sie gingen zu den Liegestühlen.
    Rand nahm eines der bereitliegenden Handtücher und warf es Mitch zu. „Und? Was verschafft mir nun die Ehre deiner Einladung?“
    „Carly wollte, dass du Rhett mal kennenlernst.“
    „Wo steckt den Dads kleiner Bastard?“
    Bastard. Mitch ärgerte sich über diese Bezeichnung. Aber so lange war es nicht her, dass er Rhett selbst so genannt hatte. Er war empfindlich geworden, wenn es um Rhett ging. Trotzdem hielt er vor Rand lieber den Mund.
    „Er sitzt bei Mrs. Duncan auf dem Schoß vor ihrem Laptop. Sie hält gerade übers Internet ein Schwätzchen mit ihrer Schwester und will ihr Rhett via Webcam vorstellen. Aber du siehst ihn beim Dinner. Ich überlasse dir sogar den Platz neben ihm.“ Mitch dachte an die Streuwirkung, die Rhetts Essen hatte, und feixte schadenfroh.
    „Unser alter Wachhund ist unter die Computerfreaks gegangen?“
    In der Tat war, seitdem Carly hier eingezogen war, mit Mrs. Duncan und mit Mitchs Wahrnehmung von ihr ein bemerkenswerter Wandel vor sich gegangen. Über dreißig Jahre war sie in Kincaid Manor ein nahezu wesenloses Faktotum gewesen, ein dienstbarer Geist, der fehlerlos funktionierte, über dessen Persönlichkeit sich aber niemand Gedanken machte. Carly hatte kaum eine Woche im Haus verbracht und kannte bereits Mrs. Duncans Vornamen, ihre Familiengeschichte sowie die wichtigsten Familienmitglieder mit ihren Namen und Hobbys.
    „Du solltest ihren Laptop mal sehen. Da schmeißt du deinen weg.“
    „Hat sie schon irgendetwas angedeutet, ob sie sich mit der Summe, die Dad ihr vermacht hat, zur Ruhe setzen will?“
    „Nein. Ich glaube, dass sie fürs Erste noch bleiben wird. Sie ist ganz verschossen in Rhett. Und offenbar auch in Carly.“
    „Da scheint es ihr nicht anders zu gehen als dir.“
    Mitch überhörte geflissentlich die Anspielung und antwortete ausweichend:

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