Wenn es Nacht wird in Miami
die seinerzeit Marlene zu seinem Vater gesagt hatte. Mit den bekannten Folgen. Welch ein Wahnsinn. „Das reicht mir nicht“, murmelte er.
„Idiot!“ Sie stieß ihn unsanft gegen die Schulter.
„Mist, ich würde dich am liebsten …“
„Dann tu es!“, antwortete Carly ungeduldig. Ihre Augen funkelten zornig.
Mitch fing ihren Blick auf. Ungeduld, Frustration und Ärger, all das las er darin, aber keine Spur von Falschheit oder Hinterlist. Ihm war es egal. Sollte es ein Fehler sein und Folgen haben, mussten sich eben die Anwälte mit den Konsequenzen herumschlagen. Kurz entschlossen umfasste er ihre Hüfte, zog sie zu sich und drang in sie ein. Sie fühlte sich heiß, feucht und unvergleichlich gut an. Ihm kam es vor, als rieselte flüssiges Feuer an seinem Rücken herunter.
Wieder und wieder drang er in sie ein, jedes Mal härter. Er hörte ihre kurzen, unterdrückten Lustschreie, hörte, wie sie seinen Namen rief. Sie biss ihn in die Schulter, drückte die Fingernägel an seinen Rücken. Noch nie hatte er ein derart ungezügeltes Verlangen verspürt.
Ein Behälter mit Stiften fiel um, das Telefon krachte zu Boden. Aber keiner von beiden ließ sich dadurch aufhalten. Fest aneinandergepresst, streichelten und küssten sie einander in wilder Gier.
„Mehr!“, stieß sie keuchend hervor. Am ganzen Körper zitternd, warf sie den Kopf in den Nacken, und ihr seidiges blondes Haar breitete sich in einem Halbkreis auf der glänzenden Tischplatte aus. Er konnte nicht widerstehen und küsste sie leidenschaftlich auf den Hals. Sie erzitterte und drängte sich keuchend an ihn. In diesem Augenblick fühlte er, wie sie in den Wogen ihrer Lust versank und den Höhepunkt erreichte.
Da war es um ihn geschehen. Ein Schauer nach dem anderen jagte durch seinen Körper. Als er die Augen aufschlug, stützte er sich auf die Ellenbogen.
Während er keuchend wieder zu Atem kam, begann es aber auch in seinem Kopf wieder zu arbeiten. Er verfluchte sich im Stillen für seine unglaubliche Dummheit. Ungeschützten Sex zu haben – noch nie hatte er sich auf diesen Leichtsinn eingelassen. Sollte es ihm so ergehen wie seinem Vater? Würde Carly ihn irgendwann verlassen und dann zehn, zwölf, vierzehn Monate später mit einem Baby auf dem Arm wieder auftauchen, einem weiteren unverhofften Zuwachs der Familie Kincaid?
Trish war damals trotz seiner fast schon übertriebenen Vorsicht schwanger geworden, aber da hatten sie bereits übers Heiraten gesprochen. Später hatte sich herausgestellt, dass sie ihn damals schon mit ihrem Ex betrogen hatte, und es folgten mörderische Monate, ein endlos langes, qualvolles Warten, bis er dann schließlich die Gewissheit hatte, dass das Kind nicht von ihm war.
Mitch schüttelte den Gedanken ab und richtete sich halb auf. „Du wirst mich heiraten müssen.“
Sie war wie erstarrt. Dann senkte sie die Beine, die sie immer noch um seine Hüfte geschlungen hatte, und hob den Kopf. „Was hast du gerade gesagt?“
„Dass wir heiraten … müssen – wegen Rhett.“ Und für den Fall, dass sie gelogen hatte, was die Pille betraf. Mitch war entschlossen, nicht erst auf den Bericht von Frank Lewis zu warten. Er wollte verhindern, dass sie plötzlich verschwand und ihn im Ungewissen zurückließ. Die Sache musste so schnell wie möglich ins Reine gebracht werden. „Der Junge braucht Mutter und Vater. Jedes Kind braucht Mutter und Vater.“
Mitch richtete sich auf. Jetzt musste er einen klaren Kopf bekommen. Aber Carlys Anblick, wie sie da nackt und mit gespreizten Beinen vor ihm auf dem Schreibtisch lag, das Gesicht eingerahmt von ihrem wunderschönen Haar, war so verlockend, dass ihm das schwerfiel. Es kostete ihn seine volle Selbstbeherrschung, sich kein zweites Mal auf sie zu stürzen. Rasch drehte er sich um, suchte seine Jeans und zog sich an, bevor er es sich anders überlegte.
Eine Lektion, die er damals mit Trish gelernt hatte, war, dass die Frauen immer die besseren Karten hatten, wenn es um die Kinder ging. Selbst wenn Travis sein Sohn gewesen wäre, hätte er ihn letztendlich doch aufgeben müssen, als sie sich entschlossen hatte, ihn zu verlassen. Damals hatte für ihn festgestanden, dass er nie Kinder haben wollte.
Und durch die Dummheit, die er eben begangen hatte, stand jetzt nicht nur das Kincaid-Erbe auf dem Spiel, sondern noch erheblich mehr.
9. KAPITEL
Carly war fassungslos. Sie stieg vom Schreibtisch und begann wie Mitch, ihre Kleider zusammenzusuchen und sich anzuziehen.
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