Wenn es Nacht wird in Miami
sie chartern.“
„Erst brauchen wir einen Termin in der Kirche.“
„Mir wäre eine Zeremonie hier im Haus lieber“, wandte Mitch ein. „Ich finde eine große öffentliche Hochzeit nicht angemessen. Der Tod deiner Schwester und der meines Vaters liegen noch nicht so lange zurück.“
„Okay, du hast recht. Dann möchte ich aber, dass ein Geistlicher die Zeremonie vornimmt.“
„Ein Friedensrichter tut’s doch auch.“
„Tut mir leid, Mitch. Darüber lass ich nicht mit mir reden. Für mich gibt es nur eine Ehe mit dem Segen der Kirche.“
Mitch schob das Kinn ein Stück vor. „Na schön. Ende der Woche. Wenn der Pfarrer es bis dahin einrichten kann, wird es sich für ihn auszahlen.“
Carly drehte sich alles im Kopf. Ales in ihrem Leben änderte sich plötzlich rasend schnell. „Ich frage ihn morgen nach dem Gottesdienst. Begeistert wird er nicht sein. Normalerweise besteht er auf einem Vorgespräch mit dem Brautpaar. Du kannst ja zur Kirche mitkommen. Dann können wir gemeinsam versuchen, ihn zu überzeugen, darauf ausnahmsweise zu verzichten.“
Mitch zögerte eine Sekunde. Dann sah er ihr fest in die Augen und antwortete: „Gut. Ich bin dabei.“
So erlebte Carly eine weitere Bestätigung des Kincaid-Mottos: Ein jeder hat seinen Preis. Das galt selbst für ihren Pfarrer. Es war ziemlich desillusionierend zu erleben, wie leicht der Geistliche zu überzeugen war. Mitch brauchte nicht viel zu reden. Die Zusage einer großzügigen Spende genügte, um den Pfarrer von seinem Vorgespräch abzubringen und ihn vergessen zu lassen, was er am Freitagabend eventuell sonst vorhatte.
„Wollen wir mit unserem Bootstrip nicht warten?“, fragte Carly, als sie von der Kirche zurückgekehrt waren. „Für Rhett ist jetzt Schlafenszeit.“
„Er kann auf der Jacht schlafen“, antwortete Mitch. „Ich habe heute Vormittag eine der Kajüten für ihn herrichten lassen. Außerdem haben wir um zwei Uhr eine Verabredung.“
„Eine Verabredung? Mit wem?“
Mitch blieb auf dem Fußweg zum Bootssteg stehen. Die frische Brise von der See blies ihm die dunklen Haare ins Gesicht. „Mit einem Juwelier. Wir brauchen doch Ringe.“
Carly riss die Augen auf. Ringe! Daran hatte sie überhaupt noch nicht gedacht. „Und warum nehmen wir die Jacht, um ihn zu treffen?“
„Kleine Vorsichtsmaßnahme. Oder möchtest du, dass das Haus ab heute Nachmittag von Fotografen belagert wird?“
Carly staunte erneut. Auch das hatte sie nicht bedacht. Sie war jetzt zu einer Persönlichkeit des öffentlichen Interesses aufgerückt. Sie gingen weiter, und Carly hakte sich bei Mitch ein. „Das könnte wirklich passieren?“
„Von unserer Hochzeit wird auf jeden Fall etwas in der Zeitung stehen. Das ist nicht zu verhindern. Aber mit etwas Glück lässt das Interesse bald nach. Jetzt werden wir an Bord aber erst mal was essen.“
Carlos, der Gärtner, und Tomas, „Mädchen für alles“ in Kincaid Manor, erwarteten sie bereits auf der Dreißig-Meter-Jacht. Mitch ging an Deck, drehte sich um und reichte Carly galant die Hand, um sie über die schmale Gangway zu führen. Selbst diese kleine Berührung ließ ihr Herz schneller schlagen. Sie hatten in den letzten sechsundzwanzig Stunden vier Mal miteinander geschlafen, das letzte Mal kurz bevor sie zum Gottesdienst aufgebrochen waren.
An Bord des Schiffs wurde Carly ein weiteres Mal der Reichtum der Kincaids vor Augen geführt. Sie betrat ein schwimmendes, mit Mahagonimöbeln und einem Ledersofa gediegen eingerichtetes Wohnzimmer. In der Mitte stand unter einem Kronleuchter ein großer Esstisch. Nur Rhetts Hochstuhl aus Plastik wirkte ein wenig deplatziert.
Eine kurze, leichte Erschütterung ging durch das Schiff, als die Maschinen anliefen. Dann legten sie ab. Mitch begleitete Carly an den Tisch, nahm ihr Rhett ab und setzte ihn auf seinen Stuhl. Seine Berührungsängste waren vergessen. An diesem Morgen war Rhett bereits frisch gewindelt und gefüttert gewesen, als Carly aus der Dusche kam.
Als Mitch ihr am Tisch gegenübersaß, konnte sie ihren Blick nicht von ihm wenden. Dieser großartig aussehende Mann mit den schönen grünen Augen sollte bald ihr Mann sein. Sie konnte einen Anflug von Besitzerstolz nicht ganz unterdrücken. Als sein Knie in der Kirche während der Predigt ihres berührte, hatte ihr das gereicht, um selbst in der Kirche unkeuschen Gedanken nachzuhängen.
Konnten das Feuer zwischen ihnen und die gemeinsame Sorge um Rhett sich zu einer soliden Basis für ihre
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