Wenn es Nacht wird in Miami
Verbindung entwickeln? Carly wünschte es sich sehr. Vielleicht war es ja doch möglich, dass so etwas wie Liebe zwischen ihnen heranreifte. Sie war bereit dazu. Unwillkürlich berührte sie den goldenen Anhänger an ihrem Hals, den Mitch ihr geschenkt hatte. Jeden Tag entdeckte sie an Mitch neue liebenswerte Seiten.
Elena, Carlos’ Frau, kam mit einem Tablett herein und servierte ihnen gegrillte Scampi mit Reis und Gemüse. Rhett bekam einen Extrateller mit seinem Lieblingsessen. Nachdem sich Elena wieder zurückgezogen hatte, griff Mitch nach der Champagnerflasche, die in einem Eiskübel bereitstand. Carly betrachte seine wohlgeformten, kräftigen Hände, während er das Stanniol und den Draht vom Korken entfernte. Ohne einen Tropfen zu verschütten, füllte Mitch die Sektkelche.
„Wenn wir mit dem Juwelier fertig sind“, meinte er, „könntest du deine Eltern anrufen. Ich habe den Jet so gebucht, dass sie Donnerstagmorgen abfliegen und am Sonntag zurückkehren können. Auf die Hochzeitsreise müssen wir leider noch verzichten, solange das in dem Testament vorbestimmte Jahr nicht vorbei ist.“
Hochzeitsreise – wieder etwas, was Carly im Traum nicht eingefallen wäre. Jetzt, da Mitch sie erwähnt hatte, malte Carly sich diese Flitterwochen in den schillerndsten Farben aus, eine Zeit, die ihnen ganz allein gehörte, in der sie nichts anderes zu tun hatten, als sich zu lieben. Ihr wurde ganz heiß bei diesem Gedanken.
Mitch stellte die Flasche in den Sektkübel zurück und erhob das Glas. „Auf uns. Möge uns unsere Ehe all das bringen, was wir von ihr erhoffen.“
„Auf uns.“
Sie stießen an.
„Morgen früh müssen wir uns als Erstes um unsere Papiere kümmern“, erinnerte Mitch, nachdem er einen Schluck getrunken hatte.
Carly wurde klar, dass sie die Termine ihrer Klienten umlegen, einige vielleicht sogar absagen musste, etwas, das sie sonst nie tat, denn sie legte großen Wert auf ihre Verlässlichkeit. Auch am Donnerstag und Freitag, wenn ihre Eltern kamen, musste sie sich außer der Reihe freinehmen.
Noch während des Essens fielen Rhett die Augen zu. Carly beeilte sich, fertig zu werden, ließ sich von Mitch die Kajüte zeigen und brachte den Kleinen ins Bett. Rhett schlief auf der Stelle ein. Sie staunte, dass Mitch von frischen Windeln bis zu Rhetts Lieblingskuscheltier an alles gedacht hatte. Dieser Mann hatte das Zeug zu einem perfekten Vater.
Sie kehrte in den Salon zurück. Dann wurde es plötzlich still. Erst nach ein paar Sekunden begriff Carly, dass die Maschinen stoppten.
„Was ist los?“, fragte sie. „Haben wir einen Maschinenschaden?“
„Wir bekommen Besuch“, erklärte Mitch.
Kurz darauf legte ein Boot längsseits der Jacht an, und ein älterer Herr, ein distinguiert aussehender Geschäftsmann, kam mit einem großen Aktenkoffer an Bord. Mitch begrüßte ihn an Deck und führte ihn herein, wo er ihn Carly vorstellte: „Das ist Mr. Belmonté, unser Juwelier. Er hat eine Kollektion von Ringen dabei, die du dir anschauen kannst.“
„Hier mitten auf dem Wasser?“, fragte sie etwas verwirrt. Durch die Bullaugen konnte sie erkennen, dass die Küste mindestens eine Meile entfernt war.
„Hier sind wir unter uns“, antwortete Mitch gleichmütig, so als hätte er so etwas schon tausend Mal gemacht.
„Guten Tag, Miss Corbin“, grüßte Mr. Belmonté. „Ich habe hier eine kleine Auswahl aus unserem Angebot für Sie. Mr. Kincaid war so freundlich, mir ein paar Anhaltspunkte zu geben, was Ihnen gefallen könnte. Sollte jedoch nichts dabei sein, was Ihnen zusagt, kann ich Ihnen jederzeit noch andere Stücke aus unserem Geschäft zeigen.“
Damit stellte er seinen Musterkoffer auf den Couchtisch und öffnete ihn. Der Anblick von so viel Gold, Platin, Brillanten und Edelsteinen verschlug Carly den Atem, und sie musste sich setzen. Etwa fünfzig Ringe lagen dort säuberlich auf ihrer Samtunterlage aufgereiht. In diesem Koffer mussten sich Werte befinden, die in die Millionen gingen.
Mitch nahm neben ihr auf dem Sofa Platz und rückte dicht an sie heran.
„Siehst du schon irgendetwas, das dir gefällt, Sweetheart?“, fragte er.
Sweetheart? So hatte er sie noch nie genannt. Meinte er das ernst, oder spielte er ihrem Gast nur etwas vor?
„Schwebt dir etwas Bestimmtes vor? Altgold, Weißgold oder Platin?“
Carly konzentrierte sich auf die vor ihr ausgebreitete Kollektion von kostbaren Steinen und erlesenen Fassungen. Jeder einzelne dieser Ringe musste teurer sein als
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