Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)
von der Tür aus besser hören konnte, vernahm ich seine Schritte in der Kabine, legte mich schnell wieder hin und deckte mich zu. Ich hörte, dass er seine Jeans auszog, das Klirren der Gürtelschnalle, als er sie wieder auf den Stuhl legte. Das Knacken des Bettes, als er die Decke hob und sich wieder neben mich legte. Er fuhr mit seiner kalten Hand über meinen Bauch. »Ich weiß, dass du nicht schläfst«, sagte er leise. »Das spüre ich.«
»Wie kannst du das spüren?«, murmelte ich und tat noch immer ein wenig verschlafen.
»Daran, wie du atmest.« Er küsste meinen Nacken, meinen Hals, meine Schultern und drehte mich dann zu sich um.
»Mit wem hast du gesprochen?«, fragte ich mit dem Gesicht an seinem Körper.
»Arbeit.«
»Aha. Was wollten die denn um diese frühe Uhrzeit? Deine Hände sind kalt.«
Er antwortete nicht. Ich setzte mich auf ihn, griff nach der Holzverkleidung über mir, legte meine Hände flach an die Decke, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, während er nach meinen Brüsten griff, zusah, wie ich mich bewegte und einen Laut ausstieß, der ein Wort oder einfach nur ein Stöhnen sein konnte.
33
Ich wurde vom Sonnenlicht geweckt, das durch die Dachluke auf mein Gesicht fiel. Das Bett war leer. Ich blinzelte zum Stuhl hinüber, Jims Kleider waren weg.
Einen Augenblick lag ich still da, genoss die Sonne und dachte an das, was wir in der Nacht getan hatten. Er war gut. Um ehrlich zu sein, er wurde immer besser.
Ich hörte Geräusche aus der Kombüse – ein Plätschern im Spülbecken. Dann ging leise das Radio an. Gerade so laut, dass ich die Musik hören konnte.
Ich stand auf, suchte ein paar Klamotten zusammen, fuhr mir mit den Händen durchs Haar, um es etwas zu entwirren.
Als er mich sah, stellte er den Kessel zurück auf den Herd. »Guten Morgen«, sagte er.
»Dir auch einen guten Morgen.« Ich beugte mich zu ihm und küsste ihn aufs Kinn. Er roch nach Wärme und dem Rasierwasser von gestern.
Ich nahm ein Geschirrtuch, das an der Ofentür hing, trock nete die Tassen, die er abgewaschen hatte, und stellte sie ins Regal zurück. Ich fühlte mich wohl, es war gemütlich, die Sonne flutete durch die Dachluken und schuf Lichtsäulen aus Licht und Wärme. Ich liebte mein Boot. Sogar die Holzplanken unter meinen Füßen waren warm.
Er schenkte mir Kaffee ein und stellte die Tasse auf den Tisch.
»Ich könnte eine Dusche vertragen«, sagte er.
»Du kannst dich oben beim Büro duschen.«
»Beim Büro?«
»Da gibt es einen Duschraum. Er ist recht hübsch und sauber. Jedenfalls besser als mein Schlauch.«
»Ich sollte eigentlich nach Hause gehen. Ich brauche frische Kleidung, außerdem habe ich heute Nachmittag wieder Dienst.«
»Oh, alles klar.«
Er sah mich an, etwas Unergründliches lag in seinen braunen Augen.
»Was ist?«, fragte ich und überlegte, ob ich irgendetwas Falsches gesagt oder getan hatte.
»Ich will nicht gehen.«
Ich lächelte und küsste ihn erneut. Er hatte einen Zwei tagebart, sein Kinn kratzte. »Ich will auch nicht, dass du gehst.«
»Wie wäre es …«, nuschelte er an meinem Hals, während er mit den Händen unter mein Oberteil fuhr, »… wenn ich jetzt kurz dusche und erst später nach Hause fahre, um mich vor der Arbeit umzuziehen?« Ich brummte etwas, das er als Zustimmung auffasste. Als er mich wieder losließ, holte ich ihm ein frisches Handtuch und Duschgel. Er nahm beides und ging die Treppe zum Steuerhaus hinauf.
»Soll ich mitkommen?«, fragte ich.
»Nur, wenn du mit mir unter die Dusche gehst«, sag te er.
Ich ließ ihn ziehen.
Ich ging ins Schlafzimmer, um das Bett zu machen, schüttelte die Bettdecke aus und zog das zerwühlte Laken straff. Ich öffnete die Dachluke und ließ frische Luft herein. Danach ging ich Zähne putzen, als ich plötzlich ein Summen hörte. Mit der Zahnbürste im Mund ging ich in den Wohnraum. Das Summen wurde lauter.
Auf dem Stuhl in der Essnische vibrierte ein Handy. Ich griff danach und wollte instinktiv drangehen, aber es war nicht mein Telefon. Es gehörte Jim.
Ich starrte auf das Handy in meiner Hand, auf dem Display leuchtete nur der Buchstabe »D«.
Auf dem Tisch lagen Unterlagen, Briefumschläge und Quittungen. Ich griff nach einem Stift, der in einer Tasse im Kücheregal stand, und schrieb gerade noch rechtzeitig auf die Rückseite meiner Kreditkartenabrechnung die Nummer des Anrufers, als der Vibrationsalarm aufhörte.
Ein Anruf in Abwesenheit.
Ich legte das Telefon zurück auf den Stuhl und
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