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Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)

Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)

Titel: Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haynes
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Haus wenigstens nicht im Weg.
    Mich haben Autos nie begeistert. Ich sah ihm zu, wenn er daran herumbastelte, aber ob sie irgendwann wieder laufen würden, war mir egal. Zog er dagegen seine Werkbank und das Holzwerkzeug hervor, war ich immer zur Stelle und half ihm gern. Als ich neun Jahre alt war, habe ich einen Stuhl gebaut. Die Verwandlung von grobem Holz in herrlich funktionelle, praktische Linien und Kurven eines Gegenstandes inspirierte mich.
    Er starb an dem Tag, an dem ich mein Examen an der Uni ablegte. Nach der Prüfung hatte ich zu Hause angerufen, doch niemand war drangegangen. Er hatte in einem Einkaufszentrum einen schweren Herzinfarkt erlitten. Meine Mutter hatte mir erzählt, dass ihr in dem Moment, als er zu Boden ging, sofort klar war, dass er tot sei.
    Ich ging wieder in meinen Schlafraum zurück und überlegte, was ich tun konnte. Das würde der längste Tag meines Lebens werden, und mir war, als hätte ich schon seit einer Woche nicht mehr geschlafen. Es war noch zu früh, um ins Bett zu gehen, doch die aufgeschlagene Decke sah verlockend aus. Das Bett war noch genau so, wie ich es letzte Nacht verlassen hatte, als ich nach der Ursache des Ge räuschs sehen wollte.
    Ich zog meine Jeans aus, legte mich hin und zog mir die Decke über den Kopf. Ich fühlte mich wie erschlagen, mein Kopf schmerzte, vermutlich die Nachwirkungen des Katers wegen des vielen Biers, das ich gestern getrunken hatte.
    Ich lag eine Weile so da, konnte nicht weinen und fragte mich, warum. Draußen lag Caddys Leiche im Schlamm des Medway, wahrscheinlich nicht einmal zwei Meter von der Stelle entfernt, an der ich jetzt lag. Dylan hatte mir geantwortet, als wäre ich der letzte Mensch, mit dem er sprechen wollte. So vieles passte nicht zusammen, aber ich begriff nicht, was passiert sein konnte.
    Je mehr ich darüber nachdachte, desto stärkere Kopfschmerzen bekam ich. Und mein Herz wurde immer schwerer.
    An Schlaf, etwas Ruhe oder Überlegungen war nicht zu denken. Ich konnte die Leute draußen auf dem Ponton reden hören – zuerst waren es nur Stimmen, doch als ich mich im Bett aufsetzte, verstand ich, was sie sagten.
    »… es hätte schlimmer kommen können; wenigstens hat es nicht geregnet …«
    »… rausholen, bevor sie einsetzt …«
    Ich wollte wissen, wie sie gestorben war. Ob sie es mir wohl sagen würden, wenn ich danach fragte?
    Sie konnte noch nicht da gewesen sein, als die Party anfing. Es musste später geschehen sein, als alle schon gegangen waren. Ich hatte im Wohnraum gesessen und auf das Chaos gestarrt, und wo war Caddy da? Draußen auf dem Ponton? Auf dem Parkplatz?
    War sie am Ende doch noch zur Party gekommen, ausgerutscht und in den Fluss gefallen? Nein, das war sie nicht. Ich musste daran denken, was ich gesehen hatte, als das Licht der Taschenlampe auf sie fiel. Wie schockiert ich gewesen war, als ich ihr entstelltes Gesicht, ihren Kopf gesehen hatte, in dem eine Wunde klaffte, die nicht von einem zufälliger Aufprall stammen konnte – sie war erschlagen worden.
    Warum hatte ich nichts gehört? Warum hatte sie keinen Laut von sich gegeben, geschrien?
    Sie war nicht einfach nur ins Wasser gefallen. Sie war nicht von Cuxton oder sonstwo flussabwärts geschwemmt worden. Jemand hatte sie ermordet und sie neben meinem Boot ins Wasser geworfen.
    Draußen auf dem Ponton klingelte ein Handy.
    Es brachte nichts. Ich konnte ja doch nicht schlafen. Ich schlüpfte aus dem Bett und ging in den Wohnraum zurück, holte mir ein frisches Glas aus dem Schrank und drehte den Wasserhahn an. Das Wasser konnte den schlechten Geschmack auch nicht wegspülen. Das Bier der vergangenen Nacht, die Panik.
    Ich hörte Schritte an Deck und kurz darauf ein heftiges Klopfen an der Tür.
    »Ja?«
    Die Tür ging auf, und ein Mann im Anzug erschien oben auf der Treppe. Doch es war nicht Basten: Dieser Mann war jünger, hatte dunkles Haar, dunkle Augen und ein unerwartet nettes Lächeln.
    Ich dachte gerade, wie einfach Polizisten doch zu erkennen sind, als ich bemerkte, dass er mich von Kopf bis Fuß musterte. Slip und ein kurzes T-Shirt, das ziemlich viel Bauch zeigte.
    »Tut mir leid. Ich wusste nicht, dass Sie … äh …«
    »Ich habe nur versucht, ein wenig zu schlafen«, sagte ich, obwohl ich ganz offensichtlich mitten im Wohnraum und nicht im Schlafraum stand.
    »Miss Shipley?«
    »Ja.«
    »Ich bin Detective Jim Carling.« Er zeigte mir seinen Ausweis. Genau wie bei Basten war er so abgewetzt und zerkratzt, dass man das Bild

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