Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)

Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)

Titel: Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haynes
Vom Netzwerk:
wenigstens von seiner besten Seite sehen.
    »Das ist ein seltsamer Name für ein Boot«, sagte er. »Angesichts dieser Umstände.«
    »Vermutlich schon. Das Boot hieß schon so, als ich es gekauft habe. Es soll Unglück bringen, wenn man es umtauft.«
    Ich drehte mich in der Kombüse um und ertappte ihn dabei, wie er auf meine Beine starrte und ein wenig errötete. Armer Kerl. Ich sollte mir wirklich eine Jeans überziehen.
    »Aber das Unglück hat mich auch so verfolgt, nicht wahr?«
    »So kann man das nicht sagen. Ihr Boot ankert nahe am Fluss; wenn etwas angeschwemmt wird, dann hier.«
    Ich fragte mich, wann Caddy von einer Sie zu einem Etwas geworden war. Bei dem Gedanken hätte ich am liebsten geweint.
    Carling stand auf.
    »Ich würde mir wirklich gern Ihr Boot ansehen. Ginge das?«, fragte er.
    Von der Kombüse aus konnte ich am Ende des Ganges die Luke sehen, die in den Lagerraum unter dem Bug führte. Da würde er nicht hineingehen. Falls doch, würde er nur Schachteln, Werkzeug, den Kübel mit Dispersionsfarbe und Malerpinsel vorfinden. Nein, da würde er nicht hineingehen. Jedenfalls nicht in diesem Anzug.
    Er blieb vor meinem Schlafraum stehen und sah hinein. »Schöne Dachluke«, rief er.
    »Ja«, sagte ich. »Es ist auch schön, darunter aufzuwachen. Außerdem mag ich sie, wenn es regnet.«
    Er sagte noch irgendwas, doch der Wasserkessel auf dem Kocher begann zu pfeifen, und ich verstand ihn nicht. Ich goss Wasser in die Kaffeetassen, ließ sie stehen und ging zu ihm.
    Er stand in meinem Schlafzimmer und musterte die Dachluke.
    »Tut mir leid, ich habe Sie nicht verstanden.«
    Er drehte sich zu mir um. »Oh, ich sagte – ist kuschelig hier.«
    Wir standen einen Augenblick da und sahen uns an. Meine Jeans lag zu seinen Füßen auf dem Boden, die Decke zerknüllt auf dem Bett.
    »Ich sollte – mir etwas überziehen.«
    »Oh, ja, klar. Tut mir leid.«
    »Sie können schon mal den Kaffee machen, wenn Sie wollen.«
    Er wurde rot, quetschte sich an mir vorbei und ging in die Kombüse, während ich schnell in die Jeans und einen dünnen Pulli schlüpfte, in dem ich zur Abwechslung mal nicht aussah wie ein alter Seebär.
    »Ich würde lieber nicht auf die Toilette gehen«, sagte ich, als ich in die Kombüse zurückkam. »Ich muss sie erst ausleeren.«
    »Sie müssen die Toilette leeren?«, fragte er und reichte mir eine Tasse.
    »Ja. Aber man gewöhnt sich daran. Wenn ich das Bad renoviere, baue ich einen größeren Toilettenkasten ein, dann muss ich ihn nicht mehr so oft leeren. Vielleicht sogar einen Komposter.«
    »Das klingt schon weniger idyllisch«, sagte er.
    »Um ehrlich zu sein, freue ich mich auch nicht besonders auf den Winter. Hier ist es ziemlich windig.«
    Ein Handy klingelte, ich zuckte zusammen. Carling griff in seine Hosentasche, während mein Herz wie wild zu schlagen begann.
    » DC Carling. Okay … Danke. Keine Sorge. Tschüs.« Er trank seinen Kaffee. »Draußen ist alles erledigt«, sagte er. »Kommen Sie klar?«
    Ich nickte. »Ja, danke. Es war sehr nett, dass Sie bei mir geblieben sind.«
    »Danke für den Kaffee. Vielleicht schaue ich mir das restliche Boot ein anderes Mal an.« Er kritzelte seine Handynummer auf ein Blatt Papier. »Rufen Sie mich an, wenn Ihnen doch noch was einfallen sollte.«
    Ich überlegte, ob Polizisten das wohl immer sagten.
    Nachdem er gegangen war und ich die Tür des Steuerhauses hinter ihm verschlossen hatte, wirkte das Boot sehr leer und sehr groß. Ich starrte auf die geschlossene Tür und überlegte, was ihn dazu bringen könnte, zurückzukehren und ob es tatsächlich eine gute Idee war, ihm das restliche Boot zu zeigen.
    Ich stand eine Weile in der Stille und überlegte, mir etwas zu essen zu machen, hatte aber keinen Appetit. Mein Kaffee wurde auch langsam kalt, aber selbst danach war mir nicht. Ein wenig Schlaf hätte mir gutgetan, ich wusste aber, dass ich nur da liegen und grübeln würde.
    Schließlich machte ich mich daran, die Holzverkleidung im neuen Raum abzuwischen und von Staub zu befreien, damit ich sie streichen konnte. Ich arbeitete mechanisch wie ein Roboter, und das war eine Erleichterung. Ich machte das Radio an und blendete so das Geräusch von den Schritten aus, die draußen auf dem Ponton zu hören waren – was machten sie da? Sie hatten doch schon alles angesehen, Beweismaterial gesichert, alles fotografiert?
    Mein Dad hatte die Idee mit dem Boot gehabt. Wenn wir in seiner Werkstatt waren, gehörte das zu unseren bevorzugten

Weitere Kostenlose Bücher