Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)
Katze«, sagte er erschöpft.
Ich fühlte mich erbärmlich und zu Recht zurechtge wiesen.
»Ich komme«, sagte er.
»Wirklich?«
»Ja. Bleiben Sie, wo Sie sind, okay? Ich rufe Sie kurz auf dem Handy an, wenn ich am Hafen bin, dann erschrecken Sie nicht, wenn ich an Ihre Tür klopfe. In Ordnung?«
»Danke«, sagte ich. »Ich danke Ihnen vielmals.«
Ich kauerte mich wieder in der Dunkelheit zusammen und wartete. An Deck hörte ich wieder über mir Geräusche. Dumpfe Schläge, ein Scharren, als krabbelte jemand über das Kabinendach. Ich starrte immer wieder in die Dunkelheit, sah aber nichts weiter als den schwarzgrauen, sturmverhangenen Himmel.
15
Ich musste noch nicht einmal selbst zum Veranstaltungsort von Fitz’ privater Party fahren: Er ließ mich von Dylan mit dem BMW X 5 abholen. Aber das hieß natürlich, dass ich mich frühzeitig fertig machen musste; andererseits war es angenehmer, als aufgetakelt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren.
Dylan klingelte an meiner Wohnungstür, und als ich hinunterkam, hielt er mir die hintere Wagentür auf.
Ich musste lachen. »Dylan, bist du mein Chauffeur?«
»So was Ähnliches«, murmelte er und setzte sich auf den Fahrersitz.
»Glaubst du, Fitz hat Angst, dass ich zu spät komme?«, fragte ich, als wir die Hauptstraße entlangfuhren.
»Frag mich nicht. Ich denke, aus seiner Sicht ist das eine Art Bonus.«
»Ein Bonus für mich oder für dich?«, fragte ich fröhlich, bereute es aber gleich wieder. Er sah mich im Rückspiegel an und warf mir einen Blick zu, der besagte, Verarsch mich nicht!
Der dichte Verkehr auf Londons Straßen lichtete sich, als wir die grünen Vororte erreichten. Ich hatte keine Ahnung, wo wir waren; hatte nicht darauf geachtet. Jetzt begriff ich auch den wahren Grund, warum man mich fuhr: Ich sollte nicht wissen, wo ich war.
»Wie lange arbeitest du schon für Fitz?«, fragte ich.
»Seit Jahren.«
»Und arbeitest du gerne für ihn?«
Er zuckte kurz die Achseln. Einen Augenblick später drehte er die Musik so laut, dass jede weitere Unterhaltung unmöglich wurde. Ich blickte aus dem Fenster und sah die Welt an mir vorüberziehen.
Ungefähr eine halbe Stunde später bogen wir in eine Einfahrt ein, wo sich zwei große Holztore automatisch öffneten. Dann fuhren wir noch ein Stück weiter, bis der Wagen vor einem großen Haus im Tudorstil stehen blieb. Fitz erwartete mich und führte mich im Erdgeschoss herum, zeigte mir das große Wohnzimmer mit breiten Ledersofas und abstrakter Kunst an der Wand, mit dem weißen Teppich, überall Glas und Kristall. Links kam man durch eine schwere Tür in den Raum, in dem ich tanzen sollte. Dort standen ein paar bequeme Stühle und Sofas um die Tanzfläche und die Stange herumgruppiert. Ich ging hin, um sie auszuprobieren, ein paar Drehungen zu machen, zu sehen, wie stabil die Stange war. Sie war in Ordnung. Ich zog meine Schuhe aus und schlang mich an ihr hoch, drehte mich und schraubte mich dann kopfüber zum Boden zurück. Das war nicht leicht mit der Jeans. Doch mit nackten Beinen würde es ein Kinderspiel sein.
Fitz sah mir mit einem merkwürdigen Ausdruck im Gesicht zu. »Das macht mich fertig, wenn du das machst«, sagte er.
Dylan stand mit verschränkten Armen in der Tür.
»Hast du was gegessen?«, fragte Fitz. »Willst du was trinken?«
Ich wollte weder etwas essen noch trinken – beides war keine besonders gute Idee vor einem Auftritt –, also setzte ich mich auf einen Hocker an die Marmor-Frühstücksbar und plauderte mit Dylan, bis die Gäste kamen.
»Ich bin also die Einzige hier?«, fragte ich leise.
»Sagen wir mal, du bist die Einzige, die tanzt«, antwortete er.
»Was heißt das?«
»Dass noch andere Mädchen kommen. Aber du bist die Einzige, die tanzt.« Dylan bediente sich elegant aus einem Schälchen mit Oliven, nahm sie einzeln heraus und legte dann den Kern auf einen Teller, der auf der Marmorplatte stand.
»Warum mögen die Mädchen im Club ihn nicht?«
»Keine Ahnung.«
»Magst du ihn?«
Er hörte auf zu kauen und sah mich an. »Du stellst ziemlich viele Fragen«, sagte er. »Was soll ich darauf antworten?«
»Die Wahrheit?«, schlug ich vor.
Wenigstens brachte ihn das zum Lachen. »Er ist in Ordnung«, sagte er. »Wenn du dich nicht mit ihm anlegst, ist er okay.«
Das war fast dasselbe, was Caddy zu mir gesagt hatte. Ich fragte mich, was wohl mit den Leuten passierte, die diesem Rat nicht folgten.
Ich sah Dylan beim Knabbern zu. Vor ihm stand ein
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