Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)
geschafft, mich seiner zu erwehren?
»Alles in Ordnung, Liebes?«, fragte der Taxifahrer.
»Alles in Ordnung«, schniefte ich. »Danke.«
Er fuhr mich nach Hause. Die dreißig Pfund für die Fahrt gingen von meinen Ersparnissen ab. Obwohl ich schon damals viel Geld verdiente, ging es mir ums Prinzip. Dieser Mann hatte Geld von meinem Boot abgezogen, und das machte mich wütend.
Ich ahnte, dass dies nicht die letzte Konfrontation mit ihm sein würde. Nichts würde sich bessern. Im Gegenteil, es würde sich verschlechtern. Er würde mir jeden Arbeitstag zur Hölle machen – so lange, bis ich ging. Ich brauchte mehr Geld. Ich brauchte genug Geld, um zu gehen, und das so schnell wie möglich.
Ich wurde mit Herzklopfen wach, warum, wusste ich nicht genau.
Ich rutschte in eine Ecke, weg von der Dachluke, obwohl es über mir noch dunkel war. Zum Aufstehen war es noch zu früh.
Irgendwas hatte mich geweckt – aber was? Ich lauschte angespannt, doch da war nichts, nur das sanfte Heben und Senken des Bootes und das Glucksen des Wassers. In der Ferne hörte ich noch etwas anderes – ein Auto?
Dann war da plötzlich ein Geräusch direkt über mir. Auf dem Kabinendach. Ich erstarrte, hörte genauer hin, mein Herz schlug wie wild. Ich dachte an meine Handys – beide, sowohl meines als auch das von Dylan – lagen auf dem Tisch in der Essnische. Wirklich sehr praktisch – was, wenn ich sie brauchte? Das nächste Mal würde ich beide mit ins Bett nehmen …
In der Luke tauchten plötzlich die Umrisse eines Mannes auf, die sich vom Nachthimmel abhoben. Ich sah, wie er versuchte hereinzuschauen. Und ich hörte noch etwas anderes, eine Stimme – jedoch nicht deutlich genug, als dass ich sie hätte verstehen können.
Kurz darauf stand jemand in meiner Schlafzimmertür.
Ich versuchte zu schreien, doch es war schon zu spät. Er sah mich in der Ecke kauern, stürzte sich auf mich, griff nach einem Kissen und drückte es auf mein Gesicht. Ich schlug mit dem Kopf gegen die Wand hinter dem Bett und sah einen Augenblick Sternchen. Dann trat ich nach ihm und versuchte, mich so gut es ging zu wehren.
»Hör auf, du dumme Schlampe«, zischte er.
Ich trat heftiger zu, als er eine Hand um meinen Hals legte. Also nickte ich und hoffte, er würde das in der Dunkelheit erkennen. Noch jemand kam in den Raum.
»Was zum Teufel tust du da?«
»Sie hat wie wild um sich getreten«, flüsterte der erste Mann. Er nahm seine Hand von meinem Hals, und ich rang würgend nach Luft.
Er schubste mich vor, und als ich zwischen ihnen lag, packten sie mich an den Handgelenken und fesselten mich mit einer Plastikschnur, die sich tief in mein Fleisch grub.
»Genevieve«, sagte eine Stimme – der zweite Mann. »Kannst du uns verdammt noch mal sagen, was hier gespielt wird?«
»Was? Was meinst du?«, jaulte ich. Sie flüsterten, doch es gab keinen Grund, warum ich das auf meinem eigenen Boot tun sollte.
Er zog meinen Kopf an den Haaren hoch und drückte ihn auf das Kissen, sodass ich mit den Zähnen gegen meine Lippen stieß. Ich spürte Blut in meinem Mund und spuckte aus.
»Mach es nicht noch schlimmer, als es ist. Sag uns, was du im Schilde führst, und bring es hinter dich, sonst stopfen wir dir verdammt noch mal das Maul. Wir haben genug Zeit, uns auf dem Boot umzusehen. Was ist dir lieber?«
»Verpiss dich!«, sagte ich. »Mein Freund kommt nach der Arbeit vorbei. Er ist in ein paar Minuten da.«
Er lachte. »Na klar. Meinst du etwa deinen Freund Mr. Carling? Der hockt zu Hause bei Mrs. Carling. Er kommt ganz bestimmt nicht vorbei. Oh, Genevieve, du bist echt witzig.«
Ein paar Sekunden später schlug er mich mit der Faust direkt hinters Ohr, einmal, zweimal – so heftig, dass mir schwindelig und übel wurde.
»Sei nicht albern, okay?«
Ich hörte ein Summen, ein Klingeln, einen Augenblick fragte ich mich, was das war, bis mir klar wurde, dass es nur in meinem Kopf existierte.
»Ich weiß nicht, wovon ihr redet«, murmelte ich schluchzend in das Kissen und die Laken.
Es war noch jemand auf dem Boot. Sie warfen Sachen in der Küche umher.
Ich erkannte die Stimme des zweiten Mannes, der den ersten davon abgehalten hatte, mich zu erwürgen. Es war Nicks, Robbie Nicks, einer von Fitz’ Männern.
»Nicks?«, sagte ich.
Es herrschte Stille im Schlafzimmer, die nur von den Geräuschen aus dem Wohnzimmer und der Küche durchbrochen wurde.
»Hältst du endlich die Fresse, du dumme Schlampe!«, zischte er.
Es knallte in meinem Kopf,
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