Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)
hereinkam.
Er war überrascht, mich zu sehen, und blieb einen Moment mit den Händen in den Hosentaschen an der Tür stehen, als hätte er vergessen, weswegen er gekommen war. Er wirkte verloren und stand mit hängenden Schultern da. Er tat mir leid, weil er geschlagen aussah. Ich wollte zwar nicht wissen, um welche Art Geschäft es ging, wünschte mir aber, dass es gut für ihn lief.
Ich musste ihm unbedingt helfen, zu seinem alten Selbstvertrauen zurückzufinden …
Arnold und die anderen rührten sich nicht von der Stelle. Ich genoss ihre ungeteilte Aufmerksamkeit und hatte jetzt noch einen weiteren Zuschauer. Also baute ich noch ein paar besondere Tanzschritte ein, bis der Titel zu Ende war.
Dylan ging zum Laptop und stellte ihn auf Pause. Ich nahm Fitz’ Hand und bat ihn, kurz mit mir hinauszugehen. Inzwischen kümmerte Dylan sich um die Männer und fragte, ob sie noch etwas trinken wollten.
Ich lotste Fitz in die Eingangshalle, vergewisserte mich, dass wir alleine waren, drückte ihn dann an die Wand und küsste ihn.
Das hatte er nicht erwartet.
Noch bevor er wusste, wie ihm geschah und darauf reagieren konnte, hatte ich mich wieder zurückgezogen.
Er atmete heftig, starrte mich an und lächelte.
»Du schaffst das«, flüsterte ich.
»Was?«, fragte er.
»Das mit Arnold, egal, was es ist. Du kriegst das hin – geh einfach rein und mach es.«
Er strich mir sanft über die Wange. »Hast du auch nur die leiseste Ahnung …?«
»Was?«
Er schüttelte den Kopf.
»Fitz«, sagte ich. »Geh und mach es klar. Du kannst das und weißt das auch. Komm schon!«
Er ging in die Lounge zurück und schloss die Tür hinter sich. Dylan servierte Arnold gerade einen Whisky.
Er sah zu mir auf, und für einen Moment hatte sein Blick etwas Verletzliches. Doch gleich darauf gingen wieder die Rollläden runter.
Sie machten ihr Geschäft. Ich wusste zwar nicht, worum es ging, und wollte es auch gar nicht wissen, aber vermutlich war es was Größeres. Ich wollte nichts damit zu tun haben.
Als die Besprechungen vorbei waren, verließen Arnold und seine Partner gegen halb fünf in verschiedenen Autos die Party. Für die Mädchen rief Gray gegen fünf drei Taxis, und sie fuhren los. Nur Caddy nicht. Sie saß in der Küche.
»Caddy!«, sagte ich und berührte ihren Arm.
»Was willst du?«, fragte sie in einem Ton, der nahelegte, dass sie an einer Antwort nicht interessiert war.
»Du weißt doch, dass zwischen mir und Fitz nichts läuft.«
Sie sah mir zum ersten Mal in die Augen, seit Fitz mich in der Lounge auf die Wange geküsst hatte. Sie schaute mich an, als traute sie mir nicht und wäre froh, wenn ich sie in Ruhe lassen und einfach verschwinden würde.
»Ist mir doch egal, was du mit Fitz treibst!«, betonte sie.
»Warum bist du dann so sauer auf mich?«
Sie zuckte übertrieben die Achseln.
»Caddy, ich dachte, wir wären Freundinnen?«
Dylan beobachtete uns aus seinen unerbittlich blauen Augen und zuckte nicht mit der Wimper.
»Ich weiß eben, wie er ist«, sagte sie kläglich. »Du siehst das nicht, weil du neu bist. Ich kenne die Signale.«
»Was für Signale? Wovon redest du überhaupt?«
»Er will dich. Seit du da bist, hat er mich nicht einmal angesehen. Weißt du, wie weh das tut? Hast du auch nur die leiseste Ahnung?«
»Caddy, das ist doch lächerlich! Ich habe nicht vor, mich mit ihm einzulassen.«
Sie kniff ihre Augen zusammen, und ich hörte die Bitterkeit in ihrer Stimme, als sie weitersprach.
»Wenn er genug bezahlt, würdest du es tun.«
Sie hatte recht, und das tat weh. Ich wusste es, und sie wusste es auch. In diesem Moment kam ich mir in Fitz’ Multi millionärsvilla, in dieser luxuriösen Marmorküche zum ersten Mal billig vor und schämte mich in Grund und Boden. Es ging doch bloß um ein Schiff! Aber ich dachte nur noch ans Geld, war gierig und gemein geworden. Ein gefährlicher Sog hatte mich erfasst, weil ich das Boot kaufen und abhauen wollte. Und ich gab ihm nach, ja hieß ihn sogar willkommen, damit ich Geld verdienen konnte.
Gray kam in die Küche, kramte herum und machte Kaffee. Dylan ging auf einen Drink zu Nicks in die Lounge und unterhielt sich mit ihm über den Geschäftsabschluss.
Ich wollte zurück ins Badezimmer, um meine Sachen zu packen, und ließ Caddy in der Küche sitzen. Fitz saß im Flur an einem großen Glastisch, zählte Geld und steckte es in Umschläge. Wir sahen uns an. Dann folgte er mir mit einem Umschlag. Meine Bezahlung für den Abend. Er steckte
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