Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)
strich über meinen Oberschenkel. Ich wand mich und versuchte aufzustehen, doch bevor ich richtig begriff, was los war, lag er plötzlich auf mir, schob seine Hände unter mein Kleid, riss an meiner Unterwäsche und drückte seine Lippen auf meinen Mund.
Ich stieß ihn weg und begann zu schreien, so laut ich konnte. Ich trat wie wild um mich und traf mit meinen Absätzen vermutlich sein Schienbein.
»Hau ab!«
»Du verdammtes Flittchen!« Er hatte eine Hand auf meine Schulter gelegt, sein Knie in meiner Leiste und hielt mich an meinem dämlichen Kleidchen auf dem Sofa fest. »Warum so unfreundlich?«, sagte er.
»Hier sind überall Überwachungskameras«, erwiderte ich. »Es kommt gleich jemand …«
»Nein, da kommt niemand«, sagte er keuchend.
Er befummelte mich überall, und ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte. Ich war vorher schon mal begrapscht worden und hatte mitbekommen, dass Männer mir ordinäre Sprüche zuriefen, wenn ich auf der Bühne stand. Doch meist genügte es, sie zu bitten, nicht in diesem Ton mit mir zu reden oder einen unserer Türsteher anzusehen, der sie dann rauswarf.
Doch jetzt war ich auf mich alleine gestellt.
Insgeheim ging ich noch einmal das vergangene Wochenende durch und überlegte, ob ich Arnold irgendwie zu verstehen gegeben hatte, dass ich mit ihm alleine sein wollte. Vielleicht versuchte ja auch Fitz uns zu verkuppeln, ohne Vorwarnung …
»Leon«, sagte ich sanft, aber bestimmt, in der Hoffnung, ihn so zu beruhigen. »Bitte – du weißt, das ist nicht in Ordnung.«
»Halt den Mund!«, sagte er leise und versuchte mich zu küssen, doch ich schüttelte wild den Kopf und verschränkte die Arme, um ihn davon abzuhalten, mir zu nahe zu kommen.
Dann sah ich wieder zu den Überwachungskameras hoch. Sie waren meine einzige Hoffnung. Selbst wenn ich geschrien oder gerufen hätte, hätte mich niemand hören können. Im Club war es laut, die Umkleiden waren leer, und auch im Büro war niemand.
»Bitte hör auf damit«, sagte ich. »Du kannst gerne mit mir reden, aber was du da machst, geht gar nicht.«
Er tat mir weh, zerrte an meinem Kleid, und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis es riss. Wo waren sie nur? Irgendwer musste doch die Kameras überwachen und mir zu Hilfe kommen? Ich bekam Panik, wand mich und zog meine Knie an, um ihn wegzustoßen Er legte mir eine Hand auf den Mund, drückte mich nach unten und meinen Kopf in die Sofakissen, sodass ich kaum noch Luft bekam. Ich versuchte, ihn zu kratzen, wurde immer panischer und hatte immer weniger Kraft, mich zu wehren.
Ich hörte ein dumpfes Geräusch, einen Schlag. Kurz darauf konnte ich wieder atmen, jemand riss Arnold von mir herunter. Ich hörte Rufe, konnte aber nichts verstehen … Wie eine Ertrinkende rang ich nach Luft. Meine Brust tat weh.
Ich rappelte mich auf, das Zimmer war leer. Ich zitterte, in meinen Fingern kribbelte es, meine Knie schlotterten. Ich wollte aufstehen, spürte aber, dass meine Beine mich nicht tragen würden.
Nach wie vor kam leise Musik aus der Stereoanlage, vor mir glänzte die Stange unschuldig im Licht, als wäre nichts geschehen.
Ich saß auf dem Sofa, schluchzte, zitterte am ganzen Kör per und dachte daran, wie sehr man hier angeblich auf die Sicherheit der Mädchen achtete, obwohl das gar nicht stimmte.
Dann kam Dylan herein, er schnaufte, und seine Hände waren zu Fäusten geballt.
Er streckte mir seine Hand entgegen und zog mich hoch, dann legte er die Arme um mich. Ich schluchzte und zitterte an seiner Brust. Er klopfte mir tröstend auf den Rücken. »Komm schon, es ist alles vorbei«, sagte er. »Ich bringe dich in die Umkleide.«
Niemand war mehr da, auch auf dem Weg in die Garderobe trafen wir keinen.
»Wo ist er?«, fragte ich, als ich wieder sprechen konnte.
Dylan saß auf dem Stuhl neben mir und wartete geduldig, bis ich aufgehört hatte zu weinen. »Er ist weg.«
»Und die anderen?«
»Die sind auch weg.«
»Dylan, was ist passiert?«
Er zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich dachte er, er kommt damit durch.«
»Was ist mit der Überwachungskamera? Sollte nicht ständig jemand an den Bildschirmen sitzen?«
Er verzog das Gesicht. »Eigentlich schon.«
»Das reicht nicht.«
»Nein.«
Die Tür ging auf, und Norland kam herein.
»Kannst du nicht anklopfen?«, herrschte ich ihn wütend an, obwohl ich gerade erst vor Angst fast gestorben wäre.
»Was ist denn los mit dir?«, fragte Norland und grinste spöttisch.
»Sie ist verprügelt worden«, sagte
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