Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)
Tanz mit ein paar lang sameren Moves herunter, denn ich war heute Abend selbst müde, hatte zwischen den Tänzen kaum Zeit gehabt, Wasser zu trinken, und bekam langsam Kopfschmerzen.
Bei meinem letzten Tanz fielen mir zwei Männer auf, die in der Woche zuvor mit Arnold auf Fitz’ Party gewesen waren. Sie saßen in einer VIP -Loge. Ich stellte mit einem Blickkontakt her, lächelte ihn an, zwinkerte ihm zu und drehte mich um die Stange.
Am Ende der Nummer und zu den letzten Takten von Glory Box von Portishead sah ich Leon Arnold. Er unterhielt sich mit Caddy und Norland an der Bar und sah mir über Norlands Schulter hinweg zu. Ich überlegte schon rüberzugehen, auch weil ich endlich mit Caddy reden und unsere Differenzen beilegen wollte.
Die wenigen noch anwesenden Männer applaudierten, dann überließ ich Chanelle die Bühne für ihren letzten Tanz.
Die Umkleide war fast leer, viele Mädchen waren bereits nach Hause gegangen. Ich zog mir die Schuhe aus und konnte es kaum erwarten, in meine Jeans zu schlüpfen und ebenfalls nach Hause zu gehen, als die Tür aufging.
Norland kam herein. »Du bist noch für einen Privattanz gebucht«, sagte er.
»Was? Das soll wohl ein Witz sein«, stöhnte ich. »Ich bin total fertig.«
»Ich mache keine Witze. Komm jetzt!«
Ich wollte so tun, als hätte ich nicht gehört, was Norland von mir verlangte. Doch dann legte ich ein wenig Lipgloss auf und lief ins Blaue Zimmer. Ich musste an das Geld denken, immer wieder nur an das Geld – das war das Einzige, wofür sich die ganze Sache lohnte.
Ich wusste nicht, was mich erwartete – vielleicht ein Stammgast? Doch in dem Raum saßen Leon Arnold und zwei weitere Männer, die ich schon abends im VIP -Bereich gesehen hatte. Einer von ihnen schloss die Tür hinter mir.
Mir wurde mulmig, doch er lächelte mich freundlich an. Die Männer schienen nicht betrunken zu sein. Ich sah kurz zur Überwachungskamera hinauf und hoffte, dass jemand im Büro war und ein Auge auf mich hatte.
»Hi, Jungs«, sagte ich und versuchte zu klingen, als hätte ich soeben mit der Arbeit begonnen. Ich war bereit, ihnen zu geben, wofür sie bezahlt hatten, und forderte einen der Jungs auf, sich zu setzen.
Damit meinte ich den Kerl, der immer noch an der Tür stand, doch er ignorierte mich.
Ich war zu müde, um lange herumzureden, ließ den Laptop mit der Musik stehen und ging zu ihm. »Wie heißt du?«, fragte ich. Er stand da wie Dylan, ruhig und teilnahmslos, als wäre er zu meinem Schutz da. Doch ich fühlte mich nicht beschützt.
»Er heißt Markus«, sagte Arnold amüsiert.
»Markus, komm und setz dich. Von hier aus siehst du gar nichts.«
Er sah Arnold an, der mit hochgelegten Beinen auf dem Sofa saß. Ich zog fragend eine Braue hoch, und er nickte vage.
Nun denn. Markus verließ seinen Posten an der Tür und setzte sich Arnold gegenüber.
Ich ging wieder zum Laptop und überlegte, zu welcher Musik ich diesen Abend schon getanzt hatte … Dann hatte ich den richtigen Titel gefunden. Ich hatte schon lange nicht mehr zu Madonna getanzt.
Also begann ich mit meiner Nummer, schob mich, so weit ich konnte, die Stange hinauf und schraubte mich langsam wieder zu Boden.
Glücklicherweise sah Arnold mir aufmerksam zu. Die beiden anderen Männer unterhielten sich – all das war nicht neu für mich. Ich musste irgendwas Spektakuläres bieten, wenn ich wollte, dass auch sie mir zusahen. Die Frage war, ob ich noch genügend Kraft hatte und mir die Mühe machen sollte. Sie interessierten mich nicht, und bestimmt waren nicht sie es, die mich bezahlten. Also konzentrierte ich mich wieder auf Arnold. Ich fragte mich, warum er sie dabeihaben wollte. Er musste auch für sie bezahlen.
Bevor der Song zu Ende war, hatte irgendwer unauffällig ein Zeichen gegeben, denn Markus und der andere Kerl stan den auf und verließen den Raum.
Ich vollführte meine letzte Drehung und bekam plötzlich Angst. Arnold wollte mit mir alleine sein.
Ich streckte ihm meine Hand entgegen, er küsste sie, ließ sie aber nicht wieder los. »Komm, setz dich ein wenig zu mir«, sagte er.
Die Musik wurde leiser und lief nur noch im Hintergrund, so wie immer, wenn keiner tanzte. Ich klaubte meine Sachen zusammen und zog mich wieder an. »Ich muss mich umziehen«, sagte ich mit fester Stimme. »Danke trotzdem, hat mich gefreut, dich wiederzusehen.«
»Setz dich!«, forderte er mich erneut auf.
Ich setzte mich ans andere Ende des Sofas. Ohne ein Wort zu sagen, rückte er näher und
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