Wenn Frauen kochen
schon seine Sendung teilen? Das war Alans Idee gewesen, und während er äußerst zufrieden mit sich zu sein schien, saß Carmen in der Falle, denn sie konnte die Zusammenarbeit mit Gus wohl kaum ablehnen.
Warum, fragte sie sich, mussten nur alle so unfair sein? Sie hatte ihre Zeit in die Schönheitswettbewerbe investiert und war im Bikini herumstolziert. Es war etwas anderes gewesen, als sie noch jünger war und bevor es zu ihrem Job gehörte, ihren Körper zur Schau zu stellen. Es war ein langer Weg gewesen von Carmen, Tochter von Diego und Mercedes aus Sevilla, zu Carmen Vega, Miss Spanien 1999. Sie verstand es, ihren Charme einzusetzen - und den richtigen Gang -, wenn es nötig war. Sie wusste, wie man sich präsentiert. Sie war gut geschult worden.
Aber bei ihrer Beziehung zum Essen ging es nur um die Carmen aus Sevilla. Es war ihre Wahrheit, ihre Botschaft an die Welt. Und es war ihr egal, wenn sie ihre Cleverness als
Schönheitskönigin einsetzen musste, um die Leute zum Probieren zu bewegen. Denn wenn die anderen erst einmal das Aroma von Knoblauch, Olivenöl, einem Hauch geräucherter Paprika und Piment schmeckten, dann würden sie verstehen. Carmen Vega war nicht einfach nur ein weiteres hübsches Gesicht. Sie war eine Künstlerin.
11. Kapitel
Vor ihnen lag ein strahlend sonniger Samstagnachmittag. Ein perfekter Tag, um im Garten zu werkeln und sich um den Rittersporn zu kümmern - wenn Gus zu Hause gewesen wäre. Sie hatten keine feste Zeit vereinbart, um sich im Studio zu treffen, und Gus bezweifelte, dass Carmen beizeiten auftauchen würde. Sie hätte nichts dagegen gehabt, Feierabend zu machen und den nächsten Zug nach Westchester zu nehmen. Aber Gus fühlte sich in der Pflicht, und Oliver wartete geduldig, schwer beladen mit Gemüse in Baumwolltragetaschen.
»Wie geht’s jetzt weiter?«, fragte er freundlich.
»Du bist wirklich gelassen«, sagte Gus. »Bist du überhaupt nicht sauer, dass wir jetzt in der Luft hängen?«
»Ich habe mein Leben vor ein paar Jahren komplett umgekrempelt. Dabei habe ich herausgefunden, warum mich etwas ärgert. Jetzt bin ich ein viel netterer Kerl, ehrlich.«
»Das warst du bestimmt schon immer.«
»Nein, nicht unbedingt.« Er lächelte, und Gus war sich nicht sicher, ob er sie auf den Arm nehmen wollte. »Damals hätte ich an einem Tag wie heute schon längst das Ruder übernommen.«
»Aber jetzt lehnst du dich zurück und lässt jemand anderen die Führung übernehmen«, stellte Gus in nüchternem Ton fest.
Er lachte. »Wieder falsch. Jetzt weiß ich, wann ich eine Entscheidung treffen sollte und wann es an der Zeit ist, dass andere dran sind. Das ist etwas völlig anders.«
»Also …?«
»Also stehe ich Ihnen zu Diensten.«
»Wir sollten ins Studio fahren und loslegen.« Gus zeigte auf die Lebensmittel. »Ich könnte meine Töchter anrufen und sie überreden, zum Mittagessen vorbeizukommen.«
Oliver nickte. »Wir könnten zumindest versuchen, ihnen vor der nächsten Folge ein paar Handgriffe beizubringen.«
»Ich weiß.« Gus nickte energisch. »Das war die chaotischste Sendung seit meinem ersten Fernsehauftritt. Diese Kinder können einen Löffel nicht von einem Spaten unterscheiden.«
»Das macht es ja gerade so witzig«, sagte Oliver. »Dieser verrückte Haufen, der sogar eine Tütensuppe anbrennen lassen würde. Anwesende natürlich ausgeschlossen.«
»Gleichfalls«, sagte Gus. »Ist schon seltsam, dass ich zwei Mädchen großgezogen haben, die sich in der Küche nicht sonderlich geschickt anstellen.«
»Ich glaube, die Größere von beiden, die mit dem hellbraunen Haar, kommt besser zurecht.«
»Findest du? Das ist Aimee. Ihr entgeht nichts, selbst wenn man denkt, dass sie gar nicht hinsieht.«
»Auf mich wirkte sie interessant.«
Gus wandte sich dem Mann an ihrer Seite zu und sah ihn nachdenklich an. Und wie von selbst begann in ihrem Kopf eine Idee zu wachsen.
»Aimee ist interessant«, sagte sie. Sie durfte keinesfalls vergessen, Porter nach Olivers Alter zu fragen. »Sie arbeitet als Volkswirtin bei der UN.«
»Sie und ich hätten bestimmt Spaß daran, über Zahlen zu
reden. Aber wir beide amüsieren uns mehr beim Kochen, so viel steht mal fest.«
»Stimmt«, antwortete Gus, obwohl sie nur mit halbem Ohr zuhörte. Sie wählte auf dem Handy Aimees Nummer und bat sie, ins Studio zu kommen.
»Sie ist schon in der Stadt. Wir treffen sie im Studio«, sagte sie zu Oliver, während sie in ein Taxi stiegen und die Einkaufstaschen zwischen
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