Wenn Frauen kochen
meiner abuela machen«, sagte Carmen und blickte Gus herausfordernd an. »Wie steht’s mit Ihnen, Gus?«
»Ich weiß nicht«, sagte sie. »Das ist lange her.«
»Versuchen Sie nicht den ›ich bin zu alt für so was‹-Quatsch mit mir«, warnte Gary. »Sie sind alles andere als alt.«
»Ich mochte die Andy Griffith Show «, sagte sie schließlich.
»Die habe ich immer zusammen mit meiner Cousine angeschaut, wenn sie auf mich aufpasste.«
»Hatten Sie eine Lieblingsepisode?«
»Als Tante Bea ihre eigene Kochshow bekam und Opie und Andy verzweifelt versuchten, sich selbst Abendessen zuzubereiten.
« Sie runzelte die Stirn. »Aber dann hat Tante Bea all das einfach aufgegeben, weil sie fand, dass sie zu Hause gebraucht wurde.«
Aimee schnaubte hörbar.
»Wolltest du schon immer deine eigene Kochshow haben?«, fragte Troy.
»Nein, als ich auf dem College war, wollte ich Fotografin werden«, antwortete Gus. »Ich wollte Margaret Bourke-White sein und durch die Welt reisen. Aber ich habe schon immer gern gekocht und exotische Geschmacksrichtungen ausprobiert.«
»Danke, Gus, dass Sie diese Erinnerungen mit uns teilen«, sagte Gary sehr zu ihrem Verdruss. »Was ist Ihre liebste Kindheitserinnerung, Troy?«
»Ich mochte die Apfelerntezeit auf der Farm meiner Eltern«, antwortete Troy. »Nein, warten Sie - ich mochte es, Äpfel zu essen . Vor dem Pflückteil habe ich mich möglichst gedrückt.«
Der Coach blickte kurz in seine Notizen. »Und jetzt haben Sie ein Obsthandelsunternehmen«, stellte er fest und klopfte mit seinem Marker auf das Brett. »Sieht jeder die Verbindung?«
»Ich hatte einen Restaurant-Bausatz von Play-Doh«, meldete sich Oliver zu Wort, obwohl Gus ziemlich sicher war, dass er Gary nur veräppeln wollte.
»Da habt ihrs!«
»Pong war mein Lieblingsarkade-Spiel«, kreischte Hannah. Ihre Wangen glühten. »Kein Wunder«, sagte sich Gus, schließlich merkte man ihr immer an, wenn sie flunkerte.
»Volltreffer!« rief Gary.
»Soll ich jetzt etwa sagen, ich hätte gern Monopolygeld gezählt oder einen Limonadenstand betrieben?«, fragte Aimee
spöttisch und brachte Gus damit in Verlegenheit. Sie mochte Gary auch nicht, aber es gab so etwas wie Taktgefühl. Normalerweise musste sie sich in dieser Hinsicht über ihre Älteste keine Gedanken machen.
»Ich bin zwar jetzt Ökonom, aber Monopoly mochte ich deshalb als Kind noch lange nicht«, erklärte ihre Tochter Gary. »Und meine chaotische Schwester, die niemals Ordnung halten konnte - und es immer noch nicht kann -, ist jetzt eine Innenarchitektin, die sich auf minimalistisches Design spezialisiert hat. Schätze, dass wir zwei gerade Ihre Theorie ad absurdum geführt haben, oder Gary?«
»Sabrina, stimmen Sie zu?«
»Ich weiß nicht«, meldete sich nun auch Sabrina zu Wort. Bisher hatte sie sich kaum am Gespräch beteiligt, was Gus ihr nicht übelnahm. Schließlich war der ganze Morgen bisher wie ein Besuch in der Vorhölle verlaufen, mit Gary Rose als Gastgeber. »Ich glaube, ich war als Kind gern mit unserem Dad zusammen. Er hat viel mit uns gespielt.«
»Was für Spiele, Sabrina?« fragte Gary.
»Karten und Brettspiele«, sagte sie. »Er hatte eine Schale mit Süßigkeiten auf seinem Schreibtisch.«
Das Gesicht von Aimee verzerrte sich zu einer Maske der Wut. »Das war Grandpa, der eine Schale mit Süßigkeiten hatte, du dumme Schnepfe. Du erinnerst dich doch kaum an Dad.«
Aimee wandte sich an die Gruppe. »Sie war sieben Jahre alt, als er starb«, erklärte sie. »Sie erinnert sich an gar nichts. Das überschritt doch alles ihren Horizont.«
»Ich erinnere mich schon an ihn.« Sabrina konnte den kindlichen Klang ihrer Stimme selbst hören. Sie fühlte sich herabgesetzt, wie so häufig, wenn Aimee sie zurechtwies. Und sie war wütend, was sie sowieso immer den Tränen nahebrachte.
Sie hasste es, wenn blanke Frustration sie übermannte. Sie empfand das als demütigend.
»Jetzt heul halt«, unkte Aimee. »Du warst schon immer so gefühlsduselig, und offen gesagt habe ich es satt. Du denkst immer, alles dreht sich nur um dich, aber es gibt auch noch andere Menschen.«
»Ich vermisse Dad«, sagte Sabrina weinerlich und Tränen liefen ihr über die Wangen. »Ist das vielleicht ein Verbrechen?«
»Er starb vor zwanzig Jahren, und ich heule nicht. Hier: Trocken.« Aimee fasste sich ins Gesicht. »Immer noch trocken. Keine Tränen. Weil man es nun mal nicht ändern kann. Es muss weitergehen.«
»Wenn du wirklich alles so gut wegstecken
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