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Wenn Frauen zu sehr lieben

Wenn Frauen zu sehr lieben

Titel: Wenn Frauen zu sehr lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Norwood
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vor der Entblößung unseres innersten Selbst. Doch aus Furcht vor dem Unbekannten in uns und zwischen uns verzichten wir auf wahre Nähe, wie es sie nur in einer festen Bindung geben kann.
    Eine Frau, die zu sehr liebt, muss zuerst sich und ihr Leben verändern, bevor sie wahre Nähe zu einem Partner entwickeln kann. In einem späteren Kapitel werden Sie Ann noch einmal begegnen – nachdem sie sich der Herausforderung gestellt hat, die eine Veränderung des eigenen Lebens für sie wie für uns alle bedeutet.

[zur Inhaltsübersicht]
    Wenn ich für dich leide, wirst du mich dann lieben?
    Baby, baby, please don’t go.
    I think I’m getting high on feeling low.
    – The Last Blues Song
     
    U m das gerahmte Gedicht lesen zu können, das mitten im vollgestellten Wohnzimmer hing, musste ich mich über einen Stapel von Leinwänden beugen. Vor dem Hintergrund einer altmodischen Landschaftsszene stand in verblichenen Lettern:
    Meiner lieben Mutter
     
    Mutter, liebe Mutter,
    Denk ich an dich,
    Möcht ich stets stark sein,
    Gütig und ehrlich.
     
    Alles, was achtbar ist,
    Was ich als würdig erkannt,
    Verdank ich dir, Mutter,
    deiner lenkenden Hand.
    Lisa, eine Künstlerin mit sehr bescheidenen Einkünften, stand in ihrem Atelier, das ihr gleichzeitig als Wohnung diente. Sie deutete auf das Gedicht und lachte fröhlich.
    «Wirklich furchtbar kitschig, finden Sie nicht?» Die folgenden Worte verrieten jedoch ihre tieferen Gefühle.
    «Ich hab es aufgehoben, als eine Freundin von mir umzog und es bei der Gelegenheit wegwerfen wollte. Sie hatte es in einem Secondhandladen gekauft, aus Jux. Aber finden Sie nicht auch, dass da was Wahres dran ist?» Dann lachte sie wieder und sagte bekümmert: «Aus Liebe zu meiner Mutter bin ich in große Schwierigkeiten mit Männern geraten.»
    Über diesen Satz dachte Lisa eine Weile nach. Sie war groß, hatte weit auseinanderliegende grüne Augen und lange, glatte, dunkle Haare – eine richtige Schönheit. Mit einer Handbewegung forderte sie mich auf, Platz zu nehmen. Während sie für uns Tee kochte, blieb sie schweigsam.
    Eine gemeinsame Freundin hatte mich auf Lisa aufmerksam gemacht und mir einiges aus ihrer Lebensgeschichte erzählt. Lisa war mit Alkoholismus in ihrer Familie aufgewachsen und daher selbst Co-Alkoholikerin. Das Wort
Co-Alkoholiker
bezieht sich auf Menschen, deren Verhalten im Umgang mit anderen gestört ist, weil sie eine sehr enge Beziehung zu jemandem hatten, der alkoholkrank war. Ganz gleich, ob der Alkoholiker nun ein Elternteil, Ehepartner, Kind oder Freund gewesen ist – eine solche Beziehung bewirkt meistens, dass beim Co-Alkoholiker bestimmte Gefühle und Verhaltensweisen auftreten: ein niedriges Selbstwertgefühl, das Bedürfnis, gebraucht zu werden, ein starkes Verlangen danach, andere zu verändern und zu kontrollieren, und eine Bereitschaft zu leiden. Die charakteristischen Merkmale von Frauen, die zu sehr lieben, treffen im Allgemeinen auch auf die Töchter und Frauen von Alkoholikern und anderen Suchtmittelabhängigen zu.
    Ich wusste bereits, dass Lisas Mutter Alkoholikerin war, dass Lisa schon als Kind versucht hatte, für ihre Mutter zu sorgen und sie sogar zu beschützen, und dass dies schwerwiegende Auswirkungen auf Lisas späteres Verhalten Männern gegenüber gehabt hatte. Während wir Tee tranken, berichtete Lisa Einzelheiten aus ihrer Kindheit.
    Sie war das mittlere von drei Kindern. Sie hatte eine ältere Schwester, die der Anlass für die übereilte Eheschließung ihrer Eltern gewesen war, und einen jüngeren Bruder, ein ebenfalls ungeplantes Kind, das acht Jahre nach Lisa zur Welt gekommen war, während ihre Mutter immer noch trank. Lisa war das einzige Wunschkind gewesen.
    «Ich glaubte immer, meine Mutter wäre perfekt, vielleicht deshalb, weil ich es unbedingt glauben wollte. Ich machte sie zu der Mutter, die ich brauchte, und sagte mir dann, dass ich genau wie sie werden würde. Ich habe wirklich in einer Phantasiewelt gelebt!» Lisa schüttelte den Kopf und fuhr dann fort: «Ich wurde zu der Zeit geboren, als die Beziehung zwischen ihr und meinem Vater am glücklichsten war, und deshalb war ich ihr Liebling. Obwohl sie behauptete, sie hätte uns alle gleich lieb, wusste ich doch, dass sie für mich etwas Besonderes empfand. Wir verbrachten immer so viel Zeit wie möglich zusammen. Als ich noch klein war, muss sie wohl für mich gesorgt haben, aber später vertauschten wir die Rollen, und ich begann, für sie zu sorgen.
    Die meiste

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