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Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures

Titel: Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colette Livermore
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steckten immer in Schwierigkeiten, wegen Diebstahls und
tätlicher Auseinandersetzungen. Die Gerichte verurteilten sie zu Gefängnisstrafen, aus denen sie zornig und verhärtet zurückkehrten, ohne jede Perspektive. Mein Vokabular erweiterte sich, denn ich lernte, was eine »verdammte Fotze« war. Ein Kind steckte eine Machete in unseren Wassertank, und ein anderes raubte uns aus, während wir in der Messe waren. Andere konnten sich mit ein bisschen Nachhilfeunterricht in der Schule verbessern.
    Über ein Alphabetisierungsprogramm arbeitete ich mit Aborigines-Frauen und brachte ihnen Lesen und Schreiben bei, gab aber auch Religionsunterricht in Engonia, etwa hundertvierzig Kilometer von Bourke entfernt. Nach Regenfällen war diese Fahrt ein Genuss, wenn gelbe und violette Wildblumen entlang der Straße blühten. Die Kinder in meiner Klasse waren gelenkige Energiebündel, die gern rannten, sangen und zeichneten, es aber hassten, längere Zeit still zu sitzen.
    Leute aus unserer Gemeinde halfen uns Schwestern, indem sie uns Orangen, Kuchen und Kleider für unsere große Familie schenkten. Oft wurde an unsere Tür geklopft, wenn jemand ins Krankenhaus gefahren werden musste oder keinen Zucker oder kein Mehl mehr hatte. Jeden Morgen kamen die Kinder der Aborigines zum Vorschulunterricht bei Schwester Clara, der Filipinaschwester, und Schwester Shaddai, der Australierin. Sie badeten die Kinder und gaben ihnen zu essen, spielten und sangen mit ihnen.
    Im Leben vieler Menschen in Bourke wirkten destruktive Kräfte unterschiedlicher Intensität. Alkoholismus führte zu Streitigkeiten und Krankheiten. Wenn es für Frauen und Kinder zu Hause zu gefährlich war, blieben sie häufig
bei uns auf dem Vorschulgelände. Wir mussten unsere Türen vor den Drohungen und Obszönitäten verschließen, die man uns von draußen entgegenschleuderte. Ein Mann, ein Schafscherer, schlug seine Frau und verwundete dabei das Kleinkind, das sie im Arm hielt. Gut möglich, dass ihm die Nerven durchgegangen waren, denn es gab sehr große Spannungen zwischen australischen und neuseeländischen Schafscherern, wobei es nur vordergründig um die Kammgröße ging, denn es war ein Grabenkrieg um die Sicherheit von Arbeitsplätzen, der, wenn er überkochte, zu Raufereien und Brandstiftung führte.
    Aber auch zwischen Aborigines und Weißen war die Stimmung angespannt. Schon bald nach meiner Ankunft in Bourke trat der Darling River über seine Ufer. Die ganze Ernte eines Honigmelonenfarmers wurde vom Regen vernichtet - obwohl es so viele beschäftigungslose Menschen in der Stadt gab, konnte er niemanden finden, der ihm half, seine Früchte schnell genug zu ernten, ehe sie schimmelten.
    Einige der für die Aborigines gebauten Häuser wurden zerstört, weil zu viele Menschen in ihnen wohnten und die Streitigkeiten im Haus zu zerbrochenen Fensterscheiben und kaputten Paneelen führten. Die Weißen, insbesondere diejenigen, die in schlechten Wohnungen hausten, wurden wütend angesichts der Vernachlässigung und absichtlichen Zerstörung von neuen Häusern, die ihnen gefallen hätten. Ich dachte, es müsste einen Weg geben, die Wohnungspolitik anders zu gestalten, sodass die Aborigines sich ihre Behausungen selbst entwarfen, bauten und unterhielten, aber ich befand mich mitten in einer Kluft zwischen den Kulturen und zog die Feindseligkeit beider Seiten auf mich.

    Unser normaler Umgang mit sozialen Problemen funktionierte hier jedenfalls nicht. Das Leben war weitaus komplexer als das freiwillige Modell »Du sollst nicht …« In Hongkong setzten die Flüchtlinge Plastikblumen zusammen und bekamen Geld dafür, und ich überlegte, ob sich nicht auch eine einfache Produktion finden ließe, damit die Leute eine Aufgabe bekamen. Ich überlegte auch, einen Gemeinschaftsgarten anzulegen. Die Kinder im Outback waren durch Vernachlässigung und Missbrauch schon benachteiligt, ehe sie alt genug waren, um zu entscheiden, was richtig oder falsch war, denn in diesem Alter waren ihre Verhaltensmuster bereits festgelegt. Schon der Eintritt ins Leben verlief bei Weißen und bei Aborigines unter ungleichen Voraussetzungen. Viele Menschen in den »Reservaten« waren demoralisiert und hatten ihre »Träume« und »Traumpfade« verloren.
    Ich versuchte, mich einzuleben, aber mir wurde immer klarer, dass mir in Australien ein Leben als MN nicht möglich war. Jahrelang hatte ich gerungen, aber jetzt, da ich mich »zu Hause« befand, wurde deutlich, dass ich am falschen Ort war. In

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