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Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures

Titel: Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colette Livermore
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Mitfühlender Dienst an den Armen war der Köder gewesen, der mich in den Orden gelockt hatte, aber ehe ich mich versah, war ich der Doktrin von Gehorsam und blinder Unterwerfung ins
Netz gegangen. Man musste im Orden mit Demütigung und Standpauken rechnen, und man sah diese als Mittel, uns zu besseren Menschen zu machen.
    Ich sollte noch lernen, was Gehorsam bei den Missionarinnen der Nächstenliebe bedeutete. Am frühen Montagmorgen nach dem Pfingstsonntag 1973 wurden Schwester Annette und ich zur Arbeit in der Gore Street 101 geschickt. Schwester Regina weilte noch beim Kapitel in Kalkutta. Wir sollten die Professen für ein paar Stunden entlasten, denn sie waren an Grippe erkrankt und hatten sich nicht ausruhen können. Wir läuteten die Glocke des Männerasyls neben dem massiven Eisentor, das auf Augenhöhe ein Gitter hatte. Als Schwester Satya kam, um uns aufzuschließen, sah sie nicht gut aus und fummelte herum, bis sie den richtigen Schlüssel gefunden hatte. Sie lächelte müde. »Ach, diese Männer! Ihr werdet heute Morgen alle Hände voll zu tun haben. Die spielen verrückt.«
    Schwester Benedict, die es gerade mal auf einen Meter dreißig brachte, stand auf dem Betonvorhof und legte sich mit einem Riesen von einem Mann an, der Grog hereingeschmuggelt hatte. »Die Schwestern versuchen, Ihnen zu helfen, und nun sehen Sie mal, was Sie machen. Sie sollten sich schämen«, schalt sie und drohte dem Mann mit dem Finger. Ihre Ermahnungen ratterten wie aus einem Schnellfeuergewehr. Dies und ihre Größe hatten ihr den Namen »Spitfire« eingebracht. Die Männer wussten, dass man sich mit ihr besser nicht anlegte.
    Die Professen gingen, um sich auszuruhen. Das Asyl in der Gore Street befand sich in einem chaotischen Zustand, also machten wir uns daran, es in Ordnung zu bringen.
Wir beorderten die nüchtern und körperlich unversehrten Männer in die Küche. »Lassen Sie uns den Schwestern etwas zur Hand gehen. Sie wissen doch, dass sie krank sind. Wir müssen zusehen, dass hier wieder Normalität einkehrt«, sagte Schwester Annette mit so viel Autorität, wie sie aufbringen konnte.
    Jimmy mit dem Holzbein stimmte ihr zu. »Na los, Jungs! Lasst den Quatsch jetzt. Wer hilft mir beim Abwasch und beim Gemüse?« Ein paar Männer meldeten sich.
    »Ja gut, ich warte nur aufs Startkommando«, sagte Bevon, ein gelernter Maler. »Was soll ich denn tun?«
    »Ich bin auch dabei«, meldete sich Fred und trat an die Spüle.
    Nachdem die Küche bemannt war, ging Schwester Annette nach oben, und ich blieb im Erdgeschoss, um Betten zu machen, Urinale zu leeren und den Gebrechlichen beim Duschen und Rasieren zu helfen und allgemein Ordnung zu schaffen. Ein paar Männer, die draußen rauchten, wurden »freiwillig« zum Wischen eingeteilt. Wir waren entschlossen, die schwere Arbeit erledigt zu haben, bis wir wieder gehen mussten. Unsere Bemühungen zahlten sich aus - alles war tipptopp, als die Schwestern Satya und Benedict ein paar Stunden später wiederkamen.
    Als wir glücklich und zufrieden mit uns selbst den Heimweg antraten, lief ein verwirrter weißbärtiger Mann vom oberen Ende der Gore Street auf uns zu.
    »Schwestern! Kommen Sie schnell! Es geht um Archie. Ich glaube, er liegt tot oben in einem Verschlag an der Victoria Parade.« Wir läuteten und baten Schwester Satya, die Polizei anzurufen, aber sie wollte die Einzelheiten erst bestätigt
wissen. »Geht erst mal hoch und seht nach, was passiert ist«, befahl sie.
    Wir eilten die Gore Street hoch und fanden einen jungen Mann, der auf dem Zementboden einer offenen Garage lag, die zu einem leeren Haus gehörte. Er war von Methanolflaschen umgeben, und seine Augen waren erstarrt. Ich hatte noch nie einen Toten gesehen, und mein Herzschlag beschleunigte sich, als ich es kurz mit Wiederbelebung versuchte, wie ich es zu Hause im Schwimmverein gelernt hatte. Doch sobald ich damit begonnen hatte, wusste ich, dass es sinnlos war. Er war kalt und steif, und sein Brustbein knackte, als ich es niederdrückte.
    Wir suchten die nächstgelegene Arztpraxis auf, damit der Arzt den Totenschein ausstellte, aber die Sprechstundenhilfe meinte, das könne er nicht, und rief für uns die Polizei an. Wir warteten zusammen mit Archies Freund, bis diese eintraf, und kehrten dann zur Nummer 101 zurück, um Schwester Satya Bericht zu erstatten.
    »Es ist Archie, Schwester. Womöglich ist er heute Nacht gestorben. Er war ausgekühlt.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er war erst letzte Woche hier. Ich

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