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Wenn ich dich umarme, hab keine Angst: Die wahre Geschichte von Franco und Andrea Antonello erzählt von Fulvio Ervas (German Edition)

Wenn ich dich umarme, hab keine Angst: Die wahre Geschichte von Franco und Andrea Antonello erzählt von Fulvio Ervas (German Edition)

Titel: Wenn ich dich umarme, hab keine Angst: Die wahre Geschichte von Franco und Andrea Antonello erzählt von Fulvio Ervas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fulvio Ervas
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Kompliment, Andre, hervorragende Idee!
    Die Polizisten goutieren diese Vertraulichkeit gar nicht, sie umstellen uns mit gezückter Maschinenpistole. Ich wedle mit den Händen, um zu sagen, dass doch nichts Schlimmes passiert ist. Ein erfahrenerer Polizist gibt mir recht. Es wäre ja wirklich peinlich, wenn am nächsten Tag in den Zeitungen stünde: Gefährlicher junger Autist durchbricht Straßensperre, nachdem er Polizisten die Mütze geraubt hat. Die Nervosität flaut ab, und von der drohenden Erschießung gehen wir zum Erinnerungsfoto über. Andre, die Rechnung des Kardiologen schicke ich dir später.
    Dauerregen. Langsam geht uns die Puste aus vor lauter Trostlosigkeit. Fast hätte ich Lust umzukehren, aber jetzt sind wir schon so weit gefahren. Wir irren herum, suchen vergeblich nach Anhaltspunkten, mühen uns nach Kräften ab, doch der Urwald kennt keine Gnade und verschluckt uns. Plötzlich tauchen Tiere auf, eine Art Wildschweine, scheint uns, außerdem Vogelschwärme, Kolibris oder übergroße Schmeißfliegen, und noch anderes, mit Sprungfedern ausgerüstetes Getier. Andrea zuckt bei jeder huschenden Bewegung zusammen, und die unheimlichen Wesen flitzen von der grünen Wand auf der einen Seite zur Pflanzenmauer auf der anderen.
    »Wir schlafen einfach auf einem Baum«, sage ich und sehe Andrea an. »Komm schon, wir binden uns mit Stricken fest.« Kein sehr gelungener Scherz.
    Plötzlich bemerken wir rechts einen Weg, der nicht hierher passt, mit eingefassten Rändern wie in einem Stadtpark, und weiter hinten die Umrisse eines Hauses, einen spitzen Winkel, Teile eines Daches, so etwas wie ein Schild.
    Ein vornehmes Gebäude nimmt Gestalt an, offenbar ein Hotel.
    Auf den ersten Blick könnte man es für eine Kulisse aus Pappmaché halten, die Reste eines im mittelamerikanischen Urwald gedrehten Hollywoodfilms. Doch nein, dem Schild zufolge ist es das Iguana: von majestätischen Bäumen und Papageiengeflatter umgebener Luxus, der Eingang umrahmt von Blüten und üppigen Sukkulenten voller Knospen.
    Der Zufall, den man nie geringschätzen soll, hat uns in ein Hotel für reiche Leute geführt, die vom Blätterrauschen in den Schlaf gewiegt werden möchten. Wir bekommen ein traumhaftes Zimmer, und zur Entspannung, sagt man uns, gibt es draußen im Freien einen Whirlpool. Und ich hatte mich schon eine notdürftige Hütte für Andrea und mich basteln sehen. Sicher, wir hätten uns amüsiert, aber wir sind auch nicht traurig, dass wir jetzt wohlig im Wasser liegen, in Gesellschaft von drei jungen Amerikanerinnen, die uns zwischen einem Drink und dem nächsten mit honigsüßen Augen anschauen. Zwar regnet es, aber man kann nicht alles haben. »Mensch, Andrea, die drei sind nicht übel, was? Ich würde sogar sagen: erste Sahne.« Er hört mir nicht zu, sondern lässt sich zwischen die Luftblasen gleiten und taucht unter. Eine der drei, die ihn sehr aufmerksam beobachtet hat, fragt, ob ich ihn je eine Wassertherapie hätte machen lassen.
    »Mir ist gleich aufgefallen, dass der Junge etwas Besonderes hat. Nicht an seiner Haltung, denn ich habe weder schlaffe Hände noch hängende Schultern, einen gebeugten Rücken oder Augen von unterschiedlicher Intensität gesehen. Der Körper ist frei, aber der Geist nicht.«
    »Was soll das für eine Therapie sein?«
    Sie lächelt geheimnisvoll. Zweimal im Jahr, vertraut sie mir an, unterziehe sie sich einer ungewöhnlichen Kur. Miriam, so heißt sie, behauptet, dass diese Methode als Eignungstest für Astronauten angewendet werde. Man müsse im Dunkeln in eine Wanne steigen, die mit einer dicken Flüssigkeit gefüllt ist, und in seinen Gedanken schwimmen. Ihr gelinge es, auch zwei bis drei Stunden auszuharren. Die Gedanken tauchten ab, und dann spreche sie mit ihrem Vater als jungem Mann. Sie habe sogar ihren eigenen Tod gesehen, sagt sie.
    Fasziniert, aber nicht überzeugt höre ich ihr zu.
    »Ihrem Sohn könnte es guttun«, drängt sie. »Lassen Sie es ihn probieren.«
    Andrea patscht auf die Luftblasen an der Wasseroberfläche und strampelt mit den Füßen. Er bespritzt die Amerikanerinnen, die uns fast zu freundlich einladen, mit ihnen zu Abend zu essen.
    »Nehmen wir die Einladung der Damen an?«
    »Damen schön«, sagt Andrea.
    Die Amerikanerinnen sind neugierig, drücken sich aber sehr vorsichtig aus, vor Andrea würden sie nie etwas Unangenehmes sagen.
    »Wissen Sie was? Die Wissenschaft behauptet, wir seien alle verschieden, dabei gleichen wir uns immer mehr. Wenn es so

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