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Wenn ich in deine Augen seh (Bianca) (German Edition)

Wenn ich in deine Augen seh (Bianca) (German Edition)

Titel: Wenn ich in deine Augen seh (Bianca) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary J. Forbes
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Umstehenden drehten sich geschlossen zu ihr um – mit vorwurfsvollen Gesichtern, wie ihr schien.
    Ashford kam auf sie zu. Er trug weder Hut noch Mantel. Seine linke Wange war rußig, das Haar klebte ihm schweißnass an der Stirn. „Ist bei Ihnen alles klar?“
    Sie nickte. „Und hier?“
    „Auch.“
    Sie sah ihm an, dass er sie anfassen wollte. Aber er hielt sich zurück. Weil sie von allen Anwesenden argwöhnisch beobachtet wurden. Weil sie eine Reporterin war. „Es tut mir so leid.“
    „Wahrscheinlich war es ein Kurzschluss im Ofenventilator. An der Stelle ist nämlich der größte Schaden entstanden.“
    „Oh.“ Verstohlen blickte sie zu den Leuten hinüber – Rancher und Nachbarn, die zu Hilfe geeilt waren, die aufeinander achteten, füreinander da waren. Eine eingeschworene Gemeinschaft. Sie hätte alles dafür gegeben, um dazuzugehören. Aber der Zug war ohne sie abgefahren – als sie vergessen hatte, den Ventilator abzuschalten, nachdem ihr der Frühstückstoast verbrannt war.
    „Die Küche hat das meiste abgekriegt. Ein Teil der Decke ist zerstört, dadurch ist Ihr Schlafzimmer auch total versaut.“ Er strich sich durch das Haar. „Rauch und Wasser haben viel Schaden angerichtet.“
    Nun musste er also das Puppenhaus seiner Frau neu aufbauen. Oh Gott, und das ist alles meine Schuld! Diese Leute werden mich lange in schlechter Erinnerung behalten.
    „Sie können vorläufig nicht nach Ihren Sachen sehen“, fuhr er fort. „Es ist zu gefährlich. Burt muss das Haus erst freigeben. Er ist Vorarbeiter auf einer Nachbarranch und Brandmeister bei der freiwilligen Feuerwehr“, erklärte er. „Gehen Sie doch rüber ins Haupthaus. Sonst erfrieren Sie noch.“
    Ihr war tatsächlich kalt. In ihrer Eile hatte sie den Mantel in der Redaktion vergessen. Daher trug sie nur einen leichten Sweater, einen Jeansrock und die unnützen hohen Stiefel.
    „Kommen Sie mit.“ Er nahm sie am Arm und zog sie zum Haus.
    In der Küche angekommen, bekam sie auf einmal Schüttelfrost.
    Ashford nahm einen dicken Cordmantel vom Haken bei der Tür und legte ihn ihr um die Schultern. Dann führte er sie zum Tisch. „Ich hole Inez.“
    Der Mantel roch nach ihm. „Ash?“
    Er blickte sie aufmunternd an.
    Noch vor kurzer Zeit hatte sie geglaubt, ein Störfaktor in seinem Leben zu sein. Doch nun spürte sie eine gewisse Verbundenheit zwischen ihnen. Sie klammerte sich an seinen Mantel, sein Haus, seine Familie. „Ich habe einige Ersparnisse“, eröffnete sie.
    „Das Cottage ist versichert.“
    „Ich mache es wieder gut“, versprach sie dennoch. „Das schwöre ich.“
    Er grinste. „Ich werde Sie darauf festnageln!“ Und dann war er verschwunden, zurück in die Ruine des Puppenhauses, das seine Frau entworfen hatte.
    Durch das Küchenfenster beobachtete Rachel, wie Ashford das Löschfahrzeug zur Seite fuhr. Mehrere Männer gingen zur Tür des Gästehauses und spähten hinein.
    Sie wandte sich ab, rief Shaw Hanson an und teilte ihm mit: „Ich komme heute nicht mehr in die Redaktion. In dem Haus, das ich gemietet habe, hat es gebrannt, und ich muss eine Unterkunft für heute Nacht besorgen.“
    Unvermittelt fragte er: „Haben Sie die Kamera mitgenommen?“
    Düster entgegnete sie: „Ich hatte weiß Gott andere Dinge im Kopf.“
    „Dann machen Sie morgen unbedingt Aufnahmen!“, ordnete er an und legte auf.
    So ein Idiot! Sie beabsichtigte keineswegs, ihr niedergebranntes Zuhause zu fotografieren, um seine Neugier zu befriedigen. Kein Mensch wusste, was sie und Charlie alles verloren hatten.
    Bilder von ihm als Baby? Die Fotos von Floyd? Von ihrer Mutter? Ihrem Vater? Charlies erste Babykleidung, ein blauer Zweiteiler mit passenden Schühchen? Seine geliebten Spielzeugautos? Bitte nicht seinen ersten verlorenen Milchzahn!
    Ihr Sammelalbum mit ihrem ersten veröffentlichten Artikel. Mit den Fotos der Leute, die sie interviewt hatte, und der Orte, an denen sie und Charlie gewohnt hatten. Sie hatte es zusammen mit dem Tagebuch voller Erinnerungen an ihre Mutter auf dem Küchentisch liegen lassen. Oh Gott, wie kann ich nur so dumm sein!?
    Rachel schluchzte auf. Sie hielt es nicht länger in dem großen stillen Haus aus und lief zur Vordertür hinaus. Wo sollten sie und Charlie in dieser Nacht schlafen? Sie lebten noch nicht lange genug in Sweet Creek, um echte Freundschaften geknüpft zu haben und sich bei jemandem einquartieren zu können.
    Als sie auf die Veranda trat, hantierte Ashford gerade auf dem Löschfahrzeug.

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