Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)
Familien unserer Spieler den Vorrang ein.«
»Ich mag, wie du denkst.« Masterton hatte seine Existenzangst und moralische Entrüstung offenbar völlig überwunden.
»Wenn Terri Janson einen Prozess in den Medien führen will, kann sie ihn haben.« Sie schenkte sich Wein nach.
Einer der Anwälte meldete sich zu Wort. »Wir sind schon dabei, ihr Privatleben zu durchleuchten, und dürfen annehmen, dass sie Affären hatte.«
Buffet machte ein müdes Gesicht. »Tun Sie, was Sie tun müssen.« Er tätschelte den Anwalt, der ihm am nächsten saß. »Da wir nun einmal alle hier sind, mir ist zu Ohren gekommen, dass zumindest einer der in den vermeintlichen Übergriff im Rainier Hotel verwickelten Spieler in seinem Polizeiprotokoll gelogen hat. Ich werde daher die in seinem Vertrag verankerte Moralklausel ziehen. Er wird verkauft oder mit sofortiger Wirkung gefeuert. Der kleine Hosenscheißer besaß tatsächlich die Frechheit, ein höheres Gehalt zu verlangen, damit er über Jansons Affären und Eskapaden abseits des Platzes stillschweigt.«
Rosseter und Ingram blickten auf.
»Ich lasse mich nicht erpressen. Mit dem heutigen Tag ist Clark Garcia Geschichte.«
Für Anya war die Besprechung damit zu Ende. Gemeinsam mit Rosseter verließ sie den Raum und erkundigte sich dabei nach der neurologischen Befragung, anhand derer die Ärzte die Spieler nach einer Kopfverletzung beurteilten.
»Die funktionale Neurotrauma-Feststellung.«
Davon hatte Anya noch nie gehört. »Wenden das die Notärzte hier an?«
»Eine Anweisung der Liga, von einem der Funktionäre eigens entwickelt.«
Die Befragung zur Feststellung der Funktionsfähigkeit des Nervensystems war also kein objektives medizinisches Verfahren. Nicht auszuschließen, dass Gavin Rosseter unabsichtlich Jansons Tod mit herbeigeführt hatte. Dem Club standen schwere juristische Auseinandersetzungen bevor.
35
Außer Atem trat Ethan an Anyas Tisch. Er setzte sich gar nicht erst. »Sie kennen Roman Bronstein?«
Anya schluckte eine Gabel Rührei herunter und sah von ihrem Computer auf. »Er finanziert die Studie über Kopfverletzungen. Wieso?«
Er nahm ihr gegenüber auf der Bank Platz und senkte die Stimme. »Angeblich gab es bei ihm gerade eine Hausdurchsuchung.«
Sie legte die Gabel neben den Teller. »Weshalb?«
»Illegale, leistungssteigernde Substanzen. Es liegt eine Anzeige gegen ihn vor, weil er sie verabreicht haben soll.«
Die Annahme, er würde die Gesundheit der Spieler gefährden, indem er sie mit Steroiden vollpumpte, während er gleichzeitig versuchte, ihre Situation zu verbessern, indem er die Forschungen zur Gehirnerschütterung finanzierte, ergab keinen Sinn.
»Was hat die Polizei in der Hand?«
»Genau das ist es.« Ethan legte sich eine Scheibe Toast auf einen sauberen Teller. »Anlass für die Aktion war ein anonymer Hinweis, der gestern spätabends einging.«
Anya nahm einen Schluck warmen Kaffee. »Ich hatte den Eindruck, dass es ihm außerordentlich ernst damit ist, Ansätze zu entwickeln, mit denen Leben gerettet und künftige Behinderungen verhindert werden können. Wieso sollte er den Spielern gleichzeitig gefährliche Dopingmittel verabreichen?«
Ethan bestrich den Toast mit Honig. »Vielleicht verschafft er sich so das Geld. Eine Art Gesundheits-Robin-Hood für Footballer.«
Unter Anyas Augen verschlang er den Toast und schob ein Blätterteigteilchen nach. »Nur keine Hemmungen, bedienen Sie sich.« Sie hatte noch nie jemanden getroffen, der so oft und viel aß und dabei so schlank blieb. Der Kerl war die reinste Stoffwechselmaschine.
Die Bedienung kam mit der Kaffeekanne und fragte zunächst, ob sie Ethan einschenken dürfe, ehe sie sich kokett nach seiner Zimmernummer erkundigte. Anya hätte schwören mögen, dass die Bedienung mit ihm flirtete. Der Privatdetektiv verfügte definitiv über einen gewissen Charme.
»Sie sagten, die Polizei hätte gestern nach dem Abendtraining der Columbia University einen anonymen Anruf erhalten?« Das Timing kam ihr seltsam vor. Gerade jetzt, da die Studie konkrete Ergebnisse lieferte … Das konnte den verschiedensten Leuten ganz und gar nicht in den Kram passen.
»So sagt es mein Informant. Kam zufällig einer der Spieler auf Bronstein zu?«
»Als wir kamen, war er schon da, aber die Spieler waren noch nicht auf dem Platz.« Sie war mit Leske bis zum Ende der Trainingseinheit geblieben, Bronstein aber hatte sich eine knappe halbe Stunde früher verabschiedet. »Er sagte, er wolle seine Tochter
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