Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)
Sexualkunde war bei denen nie ein Thema, das weißt du so gut wie wir. Sie sind jung, gesund und heißblütig. Die Frauen schmeißen sich auf sie. Sieh’s ein, die meisten würden auch ein Astloch ficken.« Wieder schielte Buffet zu Masterton hinüber. »Wenn man sich die Reaktionen von heute Vormittag ansieht, dann war dieser Stoff für die allermeisten absolutes Neuland.«
Anya erinnerte sich zwar nicht, Buffet im Saal gesehen zu haben, es war aber durchaus möglich, dass er anwesend war.
Kitty Rowe meldete sich zu Wort. »Catcher, wie du weißt, sind wir seit heute mit einer etwas delikaten Angelegenheit konfrontiert, und wir möchten dich und Dr. Crichton bitten, in unserem Auftrag Nachforschungen anzustellen. Im Interesse der Liga und unserer Mannschaft sind wir übereingekommen, nicht an die Öffentlichkeit zu gehen, bis wir weitere Fakten kennen. Es kam im Rainier Hotel zu einem Vorfall, in den fünf unserer besten Spieler verwickelt sein sollen. Eine junge Frau beschuldigt sie, von ihnen vergewaltigt worden zu sein. Selbstverständlich wissen wir nicht, ob an diesem Vorwurf auch nur ein Körnchen Wahrheit ist, aber wir halten es für das Beste, wenn Sie die medizinischen Befunde begutachten, mit der Polizei sprechen – vielleicht auch mit der Betroffenen – und uns dann wissen lassen, ob die Vorwürfe sich Ihrer Ansicht nach aufrechterhalten lassen und ob die Spieler zu einem juristischen Problem für uns werden könnten.«
Anya hatte damit gerechnet, dass der Vorfall zur Sprache käme, es war ihr aber unangenehm, Linda Gatby und die Clubbesitzer zu beraten. Zunächst galt es allerdings, das Recht des Opfers auf Privatsphäre zu schützen.
Nach Anyas Erfahrung war die Zahl der Frauen, die freiwillig mit einer Gruppe von Sportlern Sex hatten, sehr gering. Footy Chicks , wie man sie in Australien nannte, waren eine sehr spezielle Sorte Frauen, ähnlich den Groupies im Rock, aber es gab sie. Manchen machte es nicht einmal etwas aus, sich demütigen und erniedrigen zu lassen. In einer Biografie hatte sie von berühmten Fußballern gelesen, die nackte Frauen zum Spaß aufforderten, zu hüpfen wie Kaninchen oder bellend durchs Zimmer zu kriechen. Tatsache war aber, dass es eine verschwindend geringe Anzahl von Frauen gab, die bereit waren, praktisch alles mit sich machen zu lassen, nur um sagen zu können, dass sie mit einem berühmten, reichen oder mächtigen Mann geschlafen hatten.
Masterton schenkte sich Kaffee nach. »Jahr für Jahr geben wir in der Vorbereitung der Spielertransfers ein Vermögen aus. Als von der Liga akkreditierter Privatermittler hilft Catcher uns dabei, die Spieler zu durchleuchten, mit denen wir die Mannschaft verstärken wollen. Unsere handverlesenen Ärzte bewerten akribisch ihre Verletzungsanfälligkeit. Was wir von Ihnen erwarten, Dr. Crichton, ist Ihre professionelle Einschätzung, ob diese Männer eine schwere Straftat begangen haben und wie die Chancen stehen, dass sie vor Gericht kommen. Wir haben die Absicht, unsere Verträge mit strengeren Verhaltensklauseln zu versehen, um so die explodierenden Anwaltskosten wegen immer neuer Strafanzeigen in den Griff zu bekommen.«
Wahrscheinlich wollten die Clubbesitzer die Öffentlichkeit auch dadurch von der Ernsthaftigkeit ihres Vorhabens überzeugen, indem sie eine Frau damit beauftragten, mutmaßte Anya. Sie hatte das Gefühl, ihre Mitwirkung würde nicht lange geheim bleiben, ging es dem Club doch darum, sich als familienfreundlich und respektvoll gegenüber Frauen darzustellen.
Anya musste über vieles nachdenken, bevor sie eine umfassende Antwort geben konnte. Die vorrangige Frage war natürlich, wie lange sie überhaupt in New York bleiben wollte. Sie erklärte Masterton, sie wolle herausfinden, was sich in der Kürze der Zeit eruieren ließ, vorausgesetzt, dass die Rechte des Opfers davon unberührt blieben. Das war zwar einigermaßen vage, mehr konnte sie im Augenblick jedoch nicht zusagen. Die drei nickten und ließen sich fürs Erste darauf ein.
Anya nahm ihre Handtasche und ging. Ethan blieb noch kurz und traf sie dann bei den Aufzügen wieder.
Kaum waren sie auf der Straße, da fragte er: »Was halten Sie von Masterton?«
Sie wagte nicht zu sagen, wofür sie ihn wirklich hielt, einen schleimigen Vermarkter seiner persönlichen Religion nämlich, blieb dann aber doch nicht ganz so diplomatisch, wie sie eigentlich wollte. »Ich kann mir gut vorstellen, dass er ordentlich Geld damit verdient, den Bekehrten zu
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