Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)
predigen.«
Ethan lachte, und Anya spürte eine natürliche Wärme zwischen ihnen. Zum ersten Mal sah sie ihn mit Augen und Mund lachen.
»Die drei können einen ganz schön einschüchtern, aber es hilft, wenn man weiß, was auf dem Spiel steht. Obwohl sie Meister sind, schreiben die Bombers ausschließlich rote Zahlen, und es muss etwas Dramatisches geschehen, um den Club zu retten. Wenn herauskommt, dass mehrere Spieler der Vergewaltigung beschuldigt werden, könnte das den finanziellen Ruin bedeuten.«
Anya konnte sich nicht vorstellen, wie sie das verhindern sollte, falls sich die Vorwürfe gegen die Spieler als richtig erwiesen, sie sagte aber nichts.
Sie blieben vor einer dicht befahrenen Kreuzung stehen.
»Was ist dieser Buffet für einer?« Sie hatte gelesen, er sei der Stratege hinter dem Erfolg des Teams, obwohl er seiner Statur nach nie ein aktiver Spieler gewesen sein dürfte.
»Ich kenne ihn schon ewig. Er gibt sich ätzend und fährt den Leuten gerne gegen den Karren, dabei will er immer nur das Beste. Er liebt diesen Sport und weiß mehr darüber als jeder andere. Hey, wir haben noch etwas Zeit. Ich will Ihnen was zeigen.«
Er winkte ein Taxi heran, und sie stiegen ein.
»Zum Rockefeller Center, bitte«, sagte Ethan.
An einem Schalter auf dem Platz, der mit seinen vielen Flaggen an die Vereinten Nationen erinnerte, kaufte er zwei Karten, während Anya sehnsüchtig zum Laden des Metropolitan Museum of Art hinübersah. »Also los«, sagte er und führte sie hinein.
»Was wollen wir hier?«, fragte Anya. »Was hat das mit Buffet zu tun?«
»Gut, dass Sie das fragen«, meinte Ethan schelmisch. »Schauen Sie sich erst mal um.« An den Wänden hingen große Schwarzweißfotos, und auf blauen, hellroten und lila Feldern standen historische Anekdoten und Fakten. Anya las im Gehen. Sie sah ein Foto eines ihrer Lieblingsschauspieler, Gregory Peck. Und sie entdeckte zwei wirklich berührende Zitate.
Wem viel gegeben wird, von dem wird auch viel verlangt werden . Der Urheber war John D. Rockefeller jr., der Gründer des Gebäudekomplexes und der Kunstsammlung.
»Sicher, Rockefeller hat einen Bibelspruch abgewandelt, aber die Einstellung dahinter, die verkörpert auch Buffet«, erläuterte Ethan. »Er ist ein Nachkomme von John junior und hat durch Immobiliengeschäfte und clevere Kapitalanlagen ein Riesenvermögen angehäuft. Er kann bisweilen ganz schön knauserig sein, aber er verlangt von seinen Leuten nur das, was er auch sich selbst abverlangt.«
Ethan hatte echte Hochachtung vor dem alten Herrn.
Sie gingen weiter und betrachteten die Aufnahmen des im Bau befindlichen Gebäudes, darunter auch das legendäre Foto von elf Bauarbeitern, die mit baumelnden Beinen auf einem hoch über dem Boden schwebenden Stahlträger ihr Mittagsbrot verspeisten. Anya fiel dazu nur ein, dass das Fehlen jeglicher Sicherheitsvorrichtungen sie alle in Lebensgefahr brachte. Dessen ungeachtet war ein Brief der Stahlarbeitergewerkschaft mit den Worten zitiert: In der bitteren Arbeitswelt, wie wir sie gerade heute erleben, erstrahlen eure Taten als Leuchtfeuer für all jene, die sich im Schweiße ihres Angesichts ihr Brot verdienen .
»Man sollte meinen, dass man Rockefeller in der Depression wegen seines unermesslichen Reichtums angefeindet hätte. Aber man hat ihn verehrt, weil er Unzähligen das Leben rettete, indem er ihnen Arbeit gab, mit der sie ihre Familien ernähren konnten. Mein Großvater war einer dieser Arbeiter, und er kannte nichts als Lob für Menschen, die ihren Reichtum dazu einsetzen, Gutes zu tun. Ich glaube, Buffet ist John junior sehr ähnlich. Als ich am Boden war, gab Buffet mir eine Aufgabe in seiner Vision, den Football zu einem Sport zu machen, der jungen Menschen Hoffnung gibt, die es von früh an schwer hatten – sei es durch Armut, Drogenabhängigkeit, Kindesmissbrauch oder Verwahrlosung. Ich durchleuchte nicht nur die Vergangenheit der Spieler. Ich unterstütze sie, wo immer möglich, und helfe ihnen, Probleme zu lösen, mit denen sie allein nicht fertigwerden.«
Anya musste einräumen, dass dies eine ehrenwerte Sache war, und ihr wurde bewusst, dass Buffet um seine Mannschaft herum eine Vielzahl an Arbeitsplätzen, ja eine ganze Industrie geschaffen hatte.
Ethans lange und enge Verbindung mit Buffet erklärte auch seine Bereitschaft, das kurzfristig anberaumte Treffen von vorhin zu organisieren. Sie fragte sich, ob er genauso eifrig bei der Sache gewesen wäre, wenn es sich um einen
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