Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)
»Sonst kommt ihr doch erst später dazu.«
»Ich bin Gast im Hotel und hörte von einem Notfall.«
Ethan klopfte an die Badezimmertür, und Horan kam heraus und wischte sich das Gesicht mit einem feuchten Tuch ab. Anya fürchtete, er würde überall im Bad seine Fingerabdrücke hinterlassen haben. Das war’s dann wohl mit einem unkontaminierten Fundort für die Polizei.
Die Sanitäterin schüttelte den Kopf, als sie den massigen Körper zu viert auf die Erde senkten. Horans Beitrag bestand darin, die Kleidungsstücke aus dem Weg zu räumen.
Als die EKG -Elektroden an Jansons Brust angebracht wurden, suchte Anya die Leiche nach blauen Flecken oder Verletzungen ab, die auf einen Kampf hindeuten konnten. Eine schwärzliche Purpura am linken Bizeps machte sie stutzig.
»Das hat er sich im Match zugezogen«, merkte Ethan an. »Das ist mir in der Umkleide aufgefallen. Interessant ist ja, dass er offenbar was aus Ihrem Vortrag mitgenommen hat. Immerhin hatte er ein Kondom über.«
Die Frau mit der Zahnspange grinste. »Es geht doch nichts über einen guten Schutz.« Sie streifte die Beatmungsmaske über Jansons wuchtigen Kiefer und die Nase.
Ihr Kollege kontrollierte das Gerät. »Er ist asystolisch. Wir könnten ihm einen Schlag versetzen, vielleicht ist es ein leichtes Kammerflimmern.« Er brachte zwei Gelkissen am Brustkorb an und lud den Defibrillator auf. »Abstand«, befahl er, und die anderen drei traten zurück, während er Janson einen Elektroschock versetzte. »Dieser Mann ist – war – eine Legende. Einer der besten Spieler, die ich je gesehen habe.« Er betrachtete den Monitor. »Immer noch Herzstillstand.«
Anya blieb stumm. Vom Flur drangen Geräusche herein.
»Joulezahl erhöht. Bereit.« Der Körper zuckte, aber das EKG zeigte auch beim wiederholten Versuch nur einen geraden Strich.
»Ich muss zu meinem Mann!«, drang ein Schrei durch die Tür.
Horan ging zur Tür und öffnete. Jansons Frau erblickte den leblosen Körper ihres Gatten und schrie auf. Horan drückte sie an seine Brust, damit sie die Arbeit der Retter nicht behinderte. Tränenüberströmt brach sie auf dem Boden zusammen. Horan ging in die Knie und hielt sie fest umfangen.
Zwei Polizisten in Uniform trafen ein.
Anya und Ethan gingen vor die Tür, um sich leise mit ihnen zu unterhalten. Dort standen, vom Hotelsicherheitsdienst auf Distanz gehalten, bereits Trainer Ingram und etliche Spieler.
Ingram brüllte los. »Rye! Was zum Teufel ist da los?« Ethan gab ein Zeichen, den Trainer durchzulassen. Er stampfte heran und rückte sich die Kappe zurecht. »Wenn’s ihm so schlecht geht, wieso sind sie dann nicht längst auf dem Weg ins Krankenhaus? Wo zum Geier steckt Rosseter?«
Der ältere Polizist hatte den Notizblock gezückt. Auf dem Namensschild stand Bilson. »Sir, wenn Sie uns bitte die Fakten schildern könnten.«
Ethan erläuterte, sodass niemand sonst im Korridor es mithören konnte, weshalb es nichts gab, was Rosseter oder irgendjemand sonst hätte tun können.
»Sie sprechen von Pistol Pete Janson?« Bilson nahm die Mütze ab. »Ich habe ihn mal kennengelernt, er war total nett zu meinem Sohn.«
Es zeigte sich deutlich, wie effektiv die PR -Maschinerie des Clubs arbeitete. Hätte sie Janson nicht ein derartiges Saubermann-Image verpasst, wäre Kirsten Byrne am fraglichen Abend im Rainier Hotel womöglich nicht ganz so blauäugig gewesen.
Trainer Ingram sackte gegen die Wand. »Weiß es seine Frau schon?«
»Sie ist mit seinem Agenten da drin.«
»Nur dass es keine Missverständnisse gibt«, betonte Ethan. »Was den Rest der Welt angeht … Er hatte einen Kollaps und befindet sich in kritischem Zustand. Die Pressehyänen brauchen nichts zu erfahren, ehe wir nicht mit Buffet gesprochen haben. Meine Herren, ich kann mich doch darauf verlassen, dass Sie das für sich behalten, bis wir Petes Angehörige verständigt haben? Er hat Eltern, Geschwister und Kinder. Sie sollen es keinesfalls aus den Nachrichten oder von einem verdammten Reporter erfahren müssen.«
Die Repräsentanten der New Yorker Polizei nickten. »Wir können ein Begleitfahrzeug zum Krankenhaus organisieren.« Bilson ließ den Hoteldirektor kommen, der bei den Spielern wartete. »Wir brauchen einen Plan, wie wir Janson unbemerkt rausschaffen können.«
»Selbstverständlich werden wir alles in unserer Macht Stehende tun, um zu helfen, Officer. Das Personal und sämtliche Einrichtungen des Hotels stehen Ihnen uneingeschränkt zur Verfügung.«
Bilson
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