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Wenn Liebe die Antwort ist, wie lautet die Frage? - Lilias Tagebuch

Wenn Liebe die Antwort ist, wie lautet die Frage? - Lilias Tagebuch

Titel: Wenn Liebe die Antwort ist, wie lautet die Frage? - Lilias Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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eigentlich hatte sagen wollen. Und dann nahm er mein Gesicht in seine Hände und küsste mich ganz sanft.
    »Wo warst du nur den ganzen Tag?«, murmelte er und wirkte irgendwie ein bisschen verloren.
    »Sorry«, sagte ich leise. »Ich hatte zu tun. Ich musste ein Ei malen.«
    Er lächelte und jetzt sahen seine Augen wieder so aus, wie ich sie kannte. Aber ich hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, was das eben gewesen war.
    »Hey, bist du Tim Barker aus der Zehnten?«, fragte eine Stimme hinter Tom. »Ich hab da eine Frage, es geht um den Spendenlauf.«
    »Nein«, antwortete Tom. »Ich bin nicht Tim.« Und der Junge zog ab Richtung Schule.
    »Das war aber nicht nett.« Ich runzelte die Stirn.
    »Okay, wenn du willst, rufe ich ihn zurück. Hey, du, Moment mal   …«
    »Tom, nein! Halt! Lass uns lieber abhauen.«
    »Okay«, sagte er. »Wohin?«
    Ich sah in seine dunklen Augen und konnte den Blick nicht mehr abwenden. Und am liebsten hätte ich dasselbe gesagt wie Rose auf der Titanic, als Leonardo-di-Caprio-Jack sie fragt: »Wohin, Miss?«, und sie »zu den Sternen« seufzt. Dann wäre ich gern mit Tom zum Bug eines Schiffes geschritten, hätte meine Arme ausgebreitet und meine Haare im Wind flattern lassen. Und Tom hätte mich natürlich festgehalten.
    Aber das passte jetzt nicht. »Zur Pommesbude?«, schlug ich deswegen vor, was natürlich nicht halb so romantisch war, aber dafür nahrhafter.
    »Nee, da treffen wir garantiert die ganze Schule.«
    »Das stimmt natürlich.« Und um endlich mal allein sein zu können, beschlossen wir, zu Tom nach Hause zu gehen.
    Ich hatte dabei gemischte Gefühle, ein neutraler Ort wäre mir lieber gewesen. Nichts gegen Toms Eltern, ich mag sie, aber in diesem Moment störte mich schon der Gedanke an sie. Sie erinnerten mich an einen anderen Tom, an einen, der nach Kaugummi roch und klebrige Pfoten hatte und gern mit mir auf seinem Bett rumhüpfte, bis wir kichernd herunterfielen.
    Mein neuer Tom aber, der neben mir lief, hatte warme, sanfte Hände. Er roch nach Immer-bei-ihm-sein, anders kann ich es nicht beschreiben. Und er hatte etwas im Blick, das ich nicht kannte, aber unbedingt kennenlernen wollte. Über sein Bett wollte ich lieber nicht nachdenken, das war echt der falsche Moment, aber Kichern und Rumhopsen waren nicht die ersten Gedanken, die mir dazu einfielen.
    Na gut. Bevor ich gar nicht mit ihm allein sein konnte, nahm ich es in Kauf, vorher mit seinen Eltern zu plaudern und an längst vergangene Zeiten erinnert zu werden.
    Wir hatten dann aber Glück. Toms Eltern waren nicht zu Hause.
    Da war nur Cassie, die uns jaulend und schwanzwedelnd begrüßte. Auf dem Küchentisch lag ein Zettel von Toms Mutter. »Bei mir wird es heute spät«, stand darauf. »Mach dir Pfannkuchen, ganz unten im Kühlschrank sind noch drei Eier.«

    »Eier«, sagte Tom und rieb sich zufrieden die Hände. »Gut. Ich spüre schon den ganzen Morgen den unbezähmbaren Drang,ein paar Eier zu zerstören.« Und dann gab er diesem Drang nach und zerknackte die Eier so schwungvoll am Rand der Rührschüssel, dass wir Pfannkuchen mit vielen Schalenstückchen essen mussten.
    Wir merkten aber gar nicht mehr so genau, was wir da eigentlich aßen, denn als wir gerade am Tisch saßen, ging es los: Toms Handy klingelte. Er blickte kurz aufs Display, zuckte mit den Schultern und drückte den Anrufer weg. Ein paar Sekunden später klingelte es wieder. Tom stellte den Ton ab, jetzt summte es nur noch wie eine wilde Hummel. Und als es fertig gesummt hatte, fing es gleich wieder an. Es lag zwischen uns auf dem Tisch und drehte sich beim Summen um seine eigene Achse, bis Tom es einfing und ausschaltete. Dann fing mein Handy an zu summen   – Florian! Er wollte garantiert wissen, wo ich steckte. Irgendwie hatte ich plötzlich ein schlechtes Gewissen meiner Familie gegenüber, die jetzt zu Hause saß und mit dem Essen auf mich wartete.
    »Du, ich schreib nur kurz an Flocke, damit er weiß, dass ich nicht zum Essen komme, dann mache ich es aus.« Tom nickte und aß weiter. Eine Eierschale knirschte zwischen seinen Zähnen.
    Kaum war die SMS geschrieben, summte mein Handy schon wieder. Dana.
    »Mach’s aus«, bat Tom und ich drückte Dana weg. Und wieder hatte ich ein schlechtes Gewissen. Aber ich machte mein Handy aus.
    Wir waren noch nicht fertig mit dem Mittagessen, da klingelte im Flur das Telefon, der Anrufbeantworter sprang an, und eine Mädchenstimme tönte durchs Treppenhaus. Vicky.
    »Tommilein«, säuselte

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