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Wenn moeglich bitte wenden - Abenteuer eines Autofahrers

Titel: Wenn moeglich bitte wenden - Abenteuer eines Autofahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Schumacher
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linke Spur benutzen sollte. Also fährt der Pädagoge mit demonstrativem Schulterblick und feierlich rechts gesetztem Blinker direkt hinter dem Gülletransporter wieder auf die richtige, die rechte Spur. Nicht beachtet hat der Mann hier allerdings den nur wenige Meter vor dem Gülletransporter herschleichenden Angsthasen, und das nun noch in Kombination mit dem urplötzlich von hinten links heranrasenden Nervenbündel. Weswegen der Rechtsfahrpädagoge nun eine Vollbremsung vollführen muss, was den Gülletransporter ebenfalls zur Radikalbremsung zwingt. Der schlingert nach links, wird dort von einem Audi A8 gestreift, die beiden nachfolgenden weiteren Angsthasen fahren auf – und schon gibt es eine herrliche Massenkarambolage, von der ausgerechnet als Einziger, so will es das Schicksal, der Rechtsfahrpädagoge verschont bleibt. »Siehst du, das kommt, weil alle immer links fahren«, belehrt er seine kreidebleiche Ehefrau und setzt dann mit strengem Blick durch die Hornbrille seine Reise fort, während er im Rückspiegel die Blaulichter zucken sieht.
     
    Überhaupt keinem Lager zuzurechnen ist der flexible Quälgeist. Er ändert nämlich sein Fahrverhalten in Abhängigkeit
zu seiner relativen Fahrposition. Befindet er sich etwa hinter Haralds Auto auf der linken Spur, so beginnt er alsbald zu drängeln. Nicht ganz so aufdringlich wie die Nervensäge, also nicht offiziell mit Blinker und Lichthupe. Aber er fährt immer wieder dicht heran, lässt den Motor aufheulen, fällt dann endlich ein Stück zurück, fährt jedoch dann erneut heran und so weiter... Ist Harald endlich an der Kolonne aus litauischen Lastwagen und Ford-Mondeo-Fahrern vorbei, überholt ihn der Flexible pfeilschnell und setzt sich rechts vor ihn. Nun ändert sich allerdings schlagartig sein Fahrverhalten. War er gerade noch eine ernst zu nehmende Konkurrenz für die Nervensäge, mutiert er nun zum schlimmsten aller Angsthasen, der immer langsamer fährt, bis Harald bei 85 Stundenkilometern schließlich der Geduldsfaden reißt und er wütend schimpfend nach links zieht. Das wiederum ist das Signal für das Verkehrschamäleon, sich augenblicklich wieder hinter Harald zu positionieren und nervös an seiner Stoßstange herumzuhängen. An schlimmen Tagen kann sich so ein Vorgang bis zu vierzig Mal wiederholen. Harald tippt auf die Unterirdischen als Ursache.
     
    Ein Abkömmling des Flexiblen ist der Synchronfahrer. Der hat zwar keine Nasenklammern, ansonsten aber doch sehr viel gemeinsam mit seinen olympischen Schwestern. Ebenso wie die nassen Grinsemädels kann er wie durch ein Wunder das Bewegungsverhalten seines Nachbarn perfekt imitieren. Auf Autobahnen geht das so: Harald nähert sich einer 120er-Beschränkung und bremst sportlich auf 139 Stundenkilometer herunter. Weiter vor ihm fährt auf der rechten Spur ein kleiner gelber Hyundai, der sich offenkundig sehr genau an
die Geschwindigkeitsbeschränkung hält. Ein Präzisionstachometerbenutzer? Weit gefehlt! Es ist ein Synchronfahrer. Nähert sich Harald dem hinteren Kotflügel, dann beginnt der Synchrone sein anmutiges Spiel. Langsam beschleunigt er auf Haralds Fahrtgeschwindigkeit, so dass spätestens bei Erreichen des Seitenspiegels beide Wagen in perfekter Harmonie nebeneinander fahren. Die einzige, aber dafür umso lästigere Störung kommt von dem im Rückspiegel aufgetauchten, wild nach links und rechts schwankenden Porsche Cayenne, der sich einen feuchten Dreck um die 120er-Zeichen kümmert.
    Harald sagt sich, dass angesichts der Gesamtsituation eine noch weitere Übertretung des Tempolimits für kurze Zeit wohl gerechtfertigt sein sollte, und beschleunigt langsam auf 150, doch: Heißa! Im wogenden Reigen des Autobahnverkehrs nimmt der Synchronfahrer diese spielerische Herausforderung an und beschleunigt nun ebenfalls auf 150, keinen Zentimeter Unterschied zwischen den beiden Außenspiegeln zulassend. Leicht schwitzend beschließt Harald, dieses sinnlose Duell aufzugeben und verlangsamt, ohne weiter auf den nun dauerlichthupenden Cayenne zu achten. Leider macht der Synchrone auch hierbei nur allzu gerne mit und verlangsamt ebenfalls schrittweise auf 110 – natürlich mit einem gekünstelten Lächeln in die imaginären Kameras. Dem Cayenne-Fahrer platzt jetzt endgültig der Kragen, er zieht scharf rüber auf den Standstreifen und röhrt rechts an dem Synchronduo vorbei, nicht ohne eine Folge ordinärer Fingerzeichen zu machen, für die er von seiner italienischen Mama bestimmt mehrere

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