Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wenn moeglich bitte wenden - Abenteuer eines Autofahrers

Titel: Wenn moeglich bitte wenden - Abenteuer eines Autofahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Schumacher
Vom Netzwerk:
hatte, mit voller Wucht dagegen. Die Tür knallte gegen seinen rechten Arm, die Latte macchiato flog in hohem Bogen zu Boden, der Kaffee spritzte in alle Richtungen. Harald wollte sich festhalten, rutschte jedoch auf der Flüssigkeit halb aus, dabei purzelte nun auch noch seine Kuchenpackung auf den Boden. Die ohnehin durchweichte Torte schwamm nun auf der Kaffeepfütze. »Entschuldigung«, rief das Kind und rannte weiter. Es war das gegelte Blag, das ihm vorhin die Vorfahrt genommen hatte. Harald blickte auf seine cremefarbene Hose. Sie war völlig mit Kaffee und Torte besudelt.

    Wütend ging Harald zum Auto zurück, der Kaffee fühlte sich unangenehm feucht im Schritt an. Am Wagen erwartete ihn Sylvia, die ihn entgeistert anstarrte. »Was hast du denn gemacht?«, fragte sie und verzog angeekelt ihre Miene.
    »So ein doofes Balg hat mir den Kaffee aus der Hand gehauen«, erklärte Harald und wollte sich auf den Fahrersitz setzen.
    »So kannst du doch nicht fahren«, schimpfte Sylvia los. »Wenn wir zusammen gesehen werden.«
    Harald schaute sie hilflos an.
    »Oh Gott, seid ihr Männer eigentlich alle gleich«, zeterte sie weiter. »Ich mag das nicht, wenn Klamotten bekleckert sind. Mein Ex ist auch immer so rumgelaufen. Da fühlt man sich total missachtet...«
    Harald atmete durch, dann fügte er sich in sein Schicksal. »Gut, ich nehme mir neue Sachen heraus«, murmelte er und öffnete die Heckklappe. Sein kleiner schwarzer Trolley steckte hinter den mörderschweren Koffern von Sylvia. Harald wuchtete die Gepäckstücke heraus, zog seine Reisetasche nach vorne, kramte eine Jeans hervor und schaute sich dann suchend auf dem Parkplatz um. »Muss das wirklich sein«, bettelte er Sylvia an. »Hier sind doch so viele Leute.« Sylvia schaute streng. Harald zuckte die Schultern, setzte sich auf den Rand des Kofferraums und begann die besudelte Hose auszuziehen. Er schämte sich zu Tode, auch weil er heute eine ausgeleierte, ältere Unterhose trug. Als er sich gerade die Jeans überziehen wollte, fiel sein Blick auf eine Mutter mit zwei kleinen Kindern, die gerade in das Campingmobil einstieg. Sie schaute ihn vernichtend an und schüttelte ihren Kopf. »Es ist was auf die Hose gekommen«,
rief Harald ihr zu, die Frau schaute ihn noch angewiderter an und schleifte die Kinder davon.
     
     
    Zwei ereignislose Stunden auf der A2 vergingen, Sylvia hatte sich beruhigt, suchte wieder Radiosender und erzählte langweilige Geschichten von Freunden, die Harald nicht kannte. Schließlich fragte sie, wie weit es eigentlich noch nach Paris sei. Harald befragte die Bordelektronik und meinte dann: »Laut Navi noch sechs Stunden und elf Minuten. Aber da fahren wir bestimmt noch was raus.«
    »Was?«, rief Sylvia entsetzt. »Das hättest du mir doch sagen können, dass das so eine Weltreise ist. Das lohnt ja überhaupt nicht.«
    Harald fragte sich, ob die Frau irgendeine Vorstellung von Geografie hatte, hielt aber lieber seinen Mund. Ohnehin arbeitete irgendetwas gerade in seinem Unterbewusstsein, irgendeine wichtige Information. Es kam aber noch nicht zum Vorschein.
    »Draußen ist das schönste Wetter, und wir hocken stundenlang im Auto rum«, lamentierte Sylvia. »Wenn wir da sind, haben bestimmt die Geschäfte schon zu. Kannst du übrigens mal ranfahren? Ich muss dringend.«
    Jetzt drang die Information, nach der Harald die ganze Zeit gesucht hatte, plötzlich zu ihm durch. Obwohl die Autobahn um ihn herum gut mit Pfingstausflüglern gefüllt war, hatte er seit Minuten auf der Gegenfahrbahn keinen Wagen mehr gesehen. Am rechten Straßenrand tauchte jetzt ein Schild auf: »Parkplatz Kottenbruch – fünf Kilometer«. Harald zeigte auf den Wegweiser. »Siehst du, da fahren wir raus.«

    »Pass auf«, schrie Sylvia, dann sah Harald die Warnblinker und das Stauende. Er machte eine Vollbremsung und kam gerade noch hinter einem OpelAstra zum Stehen. »Das gibt’s doch nicht«, murmelte er. »Das hätte doch der Navi vorher anzeigen müssen«.
    »Wir könnten tot sein«, sagte Sylvia. »Ich weiß nicht, was du dir zusammenfährst.«
    »Das war doch überhaupt nicht zu sehen«, regte sich Harald auf. »Wenn man andere Menschen im Wagen hat, fährt man vorsichtig«, fuhr Sylvia unbeirrt fort. »Rasen kannst du, wenn du alleine bist.« Sie schaute aus dem Fenster. »Wie geht denn das jetzt hier weiter? Ich muss mal dringend.«
    Harald schaltete auf einen Sender mit Verkehrsfunk, es kam aber nichts. Auch sein Navigationsgerät zeigte weiterhin

Weitere Kostenlose Bücher