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Wenn nicht jetzt, wann dann?

Titel: Wenn nicht jetzt, wann dann? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Ruppert
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mehr kannst.«
    Natalie schaute etwas zweifelnd auf die noch recht zerbrechlich wirkende Liz, die jeden Einwand vehement abwehrte.
    »Ich muss hier raus. Ich muss üben. Komm, hilf mir mal hoch, dann verausgabe ich mich nicht gleich schon beim Aufstehen!«
    Natalie rollte die Augen gen Himmel und half Liz dabei, auf ihrem gesunden Bein zum Stehen zu kommen.
    »Ich darf das gebrochene Bein noch nicht mal einen Hauch belasten, es muss immer in der Luft bleiben. Das wird im Sommer großartig aussehen bei meinen kurzen Röcken, ein Bein total stämmig und muskulös wie bei einem Fußballer und das andere ein verkümmertes, dürres Ding. Na ja, wer wird mir schon auf die Beine gucken.«
    Natalie sah sie schräg von der Seite an, während sie sich langsam durch den Gang arbeiteten. Sie kamen kaum voran, weil Liz alle paar Schritte anhalten musste, um ein wenig zu verschnaufen.
    »Vielleicht der nette Arzt?«
    »Der nette Arzt …«
    Liz blieb einen Moment stehen und sah Natalie an.
    »Weißt du, was er vorgeschlagen hat?«
    Sie erzählte Natalie, was Simon zu ihr gesagt hatte, und Natalie sah sie mit großen Augen an.
    »Er ist nett, er meint es bestimmt ernst. Sei jetzt bitte nicht so doof wie sonst und gib ihm eine Chance. Du wirst auch nicht jünger. Und dann noch die unterschiedlichen Beine …«
    Natalie grinste Liz an und Liz drohte ihr mit einer Krücke, aber nur kurz, sonst hätte sie das Gleichgewicht verloren.
    »Ganz im Ernst, Liz, du kannst nicht immer nur weglaufen. Es sind bestimmt nicht alle Männer so wie Jo und wie Papa und wie mein Ex. Außerdem ist das Ganze inzwischen lange her, warum nimmst du sein Angebot nicht an?«
    Liz schaute ihre Schwester mit großen Rehaugen an und sagte nichts.
    »Was kann denn passieren? Notfalls wirfst du ihn raus! Er ist doch wirklich nett zu dir, warum lässt du dir nicht helfen? Versuch’s doch mal!«
    »Ich träume schon davon, wie wir zusammen auf dem Sofa Pizza essen und wie ich in seinen Armen einschlafe. Ach Nati, ich glaube, ich habe mich wirklich verliebt in ihn, aber …«
    »Das ist doch wundervoll! Was gibt’s denn da noch für ein ›Aber‹? Du bist verliebt!« Natalie strahlte sie an.
    »Es ist wie mit meinem Bein, ich weiß nicht, ob ich mein Herz schon wieder belasten darf oder ob es nicht besser noch eine Weile geschont werden sollte.«
    »Das erfährst du nur, wenn du die Krücken weglegst und es probierst. Lauf nicht weg.«
    »Jetzt verheddern wir uns aber gerade in den Metaphern!«
    Liz grinste ihre Schwester an.
    »Egal, Hauptsache, du verstehst mich!«
    »Ach Nati, er ist zu gut, um wahr zu sein. Ich kann es gar nicht glauben, weißt du, da muss irgendetwas nicht stimmen. Er sieht gut aus, er ist klug, er ist einfühlsam und dann ist er auch noch witzig! Und seine Hände! Ich glaube, ich habe noch nie so schöne Hände gesehen!«
    »Papa hatte schöne Hände, oder?«
    »Das ist jetzt kontraproduktiv, keine Vergleiche mit Papa! Und dann ist er anscheinend tatsächlich in mich verliebt, er ist aufmerksam, und er bringt mir Kaffee ans Bett. Und er bietet mir seine Hilfe an. Ich dachte anfangs, er flirtet nur zum Zeitvertreib und weil es für ihn dazugehört, weißt du, aber dann würde er mir doch nicht anbieten, mir zu Hause zu helfen, oder?«
    »Unwahrscheinlich.«
    »Oder glaubst du, er sagt das nur, um einmal mit mir alleine zu sein und Dinge zu tun, die man nur tun kann, wenn man mit jemandem alleine ist, und mich dann wieder fallen zu lassen wie eine heiße Kartoffel?«
    »Genauso unwahrscheinlich.«
    »Möglich ist alles.«
    »Aber unwahrscheinlich.«
    »Dann glaubst du also wirklich, dass ich einen ernsthaften Verehrer habe, der willens ist, die Phase des Rosenschenkens zu überspringen, um gleich in die häusliche Pflege einzusteigen? Und das, obwohl er so gut aussieht, dass er jede haben könnte? Eine Rose würde genügen. Und bei den beiden, die ihn während der Visite immer anhimmeln, würde es noch nicht einmal das brauchen. Die würden ihm Rosen schenken, wenn sie ihn bekommen könnten.«
    »Du hast dich verliebt. Hör auf zu denken. Hör auf deine weise kleine Schwester. Lass es zu.«
    Sie hatten den Weg durchs Krankenhaus geschafft und gingen durch die große Tür, die sich automatisch vor ihnen öffnete, nach draußen. Zum ersten Mal seit über zwei Wochen war Liz im Freien.
    »Oh, ist das schön! Du glaubst gar nicht, wie schön das ist! Keine Krankenhauszimmerdecke über dir, nur frische Luft um dich herum!«
    Sie atmete tief ein

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