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Wenn nur dein Lächeln bleibt

Wenn nur dein Lächeln bleibt

Titel: Wenn nur dein Lächeln bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Lind
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unbekannt.«
    »Aber könnte das nicht an den Medikamenten liegen, die Ihre Tochter ständig in so hoher Dosis bekommt? Das sieht mir doch sehr nach unerwünschten Nebenwirkungen aus!« Frau Dr. Ballauf las besorgt in der riesigen Krankenakte. »Ich meine, hier steht doch sogar im Beipackzettel …«
    »Die Ärzte bestehen auf dieser Therapie«, erklärte ich der netten Frau. Inzwischen war es schon so, dass ICH der ÄRZTIN etwas erklärte und nicht umgekehrt. »Wenn wir die Medikamente absetzen, bekommt Anja sofort wieder schreckliche Krampfanfälle, sagen sie.«
    »Ja, aber diese völlige Apathie, und dann noch diese grässliche Schleimproduktion. Da sind Sie ja vom Regen in die Traufe gekommen!« In ihren Augen stand das nackte Entsetzen.
    »Nicht wahr?« Endlich hatte ich eine Verbündete! »Das finden Sie also auch?«
    Sofort zuckte die Kinderärztin erschrocken zusammen und dämpfte ihre Stimme: »Entschuldigung, das hätte ich nicht sagen dürfen. Die Kollegen in der Klinik tun natürlich nur das Beste für Ihr Kind.«
    »Würden Sie mir trotzdem helfen?« Verschwörerisch zupfte ich an ihrem Kittelärmel.
    »Selbstverständlich. Sie sind ja völlig erschöpft. Sie schlafen doch sicher nie länger als wenige Stunden am Stück?«
    »Nein«, sagte ich. »Ich muss doch ständig das Kind entschleimen, zumal Anja keinen Mucks mehr macht. Früher hat sie sich wenigstens gemeldet, wenn ihr was fehlte.«
    Die Ärztin ließ sich auf ihren Drehstuhl sinken. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich brauche ein Rezept«, bettelte ich wie ein Kind. »Nur ein Rezept.«
    »Gern. Wofür? Schlaftabletten?«
    »Für eine Absaugpumpe! So was gibt es doch in jeder Apotheke! Und im Sanitätshaus habe ich auch eine gesehen!«
    »Ja, aber … liebe Frau Hädicke …« Die Ärztin sah mich bedauernd an: »Damit darf nur eine ausgebildete Krankenschwester umgehen!«
    »Na, was glauben Sie denn, was ich inzwischen für Anja bin?«
    Frau Dr. Ballauf presste die Lippen zusammen. »Ich darf sie Ihnen nicht verschreiben, Kindchen. Auch wenn Sie tausendmal mehr Erfahrung mit Anja haben als jede Kinderkrankenschwester.«
    »Bitte!«, flehte ich. »So teuer kann doch so ein Ding nicht sein!«
    Ich hörte schon wieder die zynischen Worte »Verschwendung von Volkseigentum!«.
    »Leider, Kindchen …« Die Ärztin zuckte die Achseln. »Da haben Sie sich etwas in den Kopf gesetzt, das leider ausgeschlossen ist.«
    Anja blubberte inzwischen wieder wie ein überkochender Breitopf vor sich hin. Routiniert säuberte ich sie mit Zellstoff und schrie: »Dem Staat ist es anscheinend lieber, das Kind verreckt!«
    Frau. Dr. Ballauf blickte beschämt zu Boden. »Ich DARF nicht.«
    »Sie DÜRFEN nicht? Mit einer Pumpe könnte ich Anja schleimfrei halten. Wir würden alle wieder richtig schlafen und nicht ständig Todesängste ausstehen! Sie sind doch Ärztin und haben die PFLICHT zu helfen!« Meine Stimme wurde schrill.
    Die Ärztin klammerte sich so fest an ihren Schreibtisch, dass die Köchel weiß hervortraten.
    »Bitte, liebe Frau Hädicke. Mäßigen Sie sich!«
    Immerhin nannte sie mich nicht mehr Kindchen. Ich hatte mir also Respekt verschafft. Nervös glitt ihr Blick über die Wände des Sprechzimmers. Klar, es war mit Sicherheit verwanzt.
    »Ich würde meine Zulassung verlieren. Und meine Praxis. Ich habe auch Kinder.«
    Sprachlos starrte ich sie an. Sie hatte Angst. Feind hört mit.
    »Die Idee mit der Pumpe ist grundsätzlich gut«, flüsterte sie mir verschwörerisch zu. »Nur eben nicht auf DIESEM WEG !«
    »Nein?«, zischte ich zurück. »Auf welchem DENN ?«
    »Das ist Ihre Sache.« Die Ärztin stand auf, reichte mir die Hand und drückte sie fest. »Ich wünsche Ihnen alles Gute.«
    Mit diesen Worten schob sie Anja und mich zur Tür hinaus.
    » Liebes, haben wir jemals die Flinte ins Korn geworfen?« Bernd stand noch mit seinen Fahrradspangen im Flur, als ich ihm ebenfalls schäumend – allerdings vor Wut – von meinem Arztbesuch berichtete. Sogar die nette, verständnisvolle Frau Dr. Ballauf hatte mich fortgeschickt! Für sie war ich extra fünf Kilometer durch die Stadt getrabt!
    »Sie hat sich nicht GETRAUT !«, empörte ich mich. »Sie hat mit eigenen Augen GESEHEN , wie unser Kind leidet, und hat mir das blöde Rezept für die Absaugpumpe einfach verweigert! Weil so eine Pumpe angeblich nicht an LAIEN ausgegeben werden darf. BIN ICH EIN LAIE ?«
    »Liebes!«, sagte Bernd. »Reg dich ab. Kann sein, dass ich heute noch mal auf Montage

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