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Wenn nur noch Asche bleibt

Wenn nur noch Asche bleibt

Titel: Wenn nur noch Asche bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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aufgefallen wäre. Ohne ein weiteres Wort wandte er sich um und verließ den Raum. Ihr war klar, dass er nicht wiederkommen würde.

    Zu Tode erschöpft fiel Daniel auf das Sofa, nachdem er Elenas Wagen in der Nacht verschwinden gesehen hatte. Das Polster roch noch nach dem Duft ihres Liebesspiels, moschusartig und warm. Am liebsten hätte er sich tief in diesem Aroma vergraben. Sein Gehirn vermochte kaum, das soeben Geschehene zu realisieren. Er hatte Elena sterben sehen. Zweimal. Ein Sturz in die Tiefe und ein Messer mit schwarzer Klinge, das ihr die Kehle durchschnitt.
    Nein, es war nicht Elena gewesen. Vielmehr eine Frau, die ihre Zwillingsschwester hätte sein können. Etwas kleiner und dünner, doch mit denselben Augen, demselben Haar und demselben Lächeln. Die Bilder waren nur Bruchstücke gewesen. Scharf und schmerzhaft wie Glassplitter in seinem Geist. Er hatte ihr Blut gerochen. Diesen widerwärtig kupfernen Geruch der sprudelnden Nässe, die über seine Haut lief. Das sterbende Mädchen lag in seinen Armen und sah ihn an. Traurig aber voller Liebe.
    Daniel stöhnte und rieb sich die Schläfen. Waren auch das Erinnerungen der fremden Seele? Gehörten sie nicht zu ihm? Was immer es war, er musste wieder auf den Teppich kommen. Ein Beruhigungstee würde helfen. Er wollte aufstehen und den Schrank nach einer geeigneten Sorte durchsuchen, als eine leise Stimme durch seinen Geist wehte.
    Schlaf. Ich will dir zeigen, woher die Bilder kamen. Schlaf und komm zu mir
.
    Schlafen? Er konnte im Traum nicht an Schlaf denken. Daniel schüttelte den Kopf und versuchte, sich vor der Manipulation des Geistes zu verschließen, doch seine Augenlider wurden schwer wie Blei. Als hätte etwas die Kraft aus ihm herausgesaugt. Mit einem einzigen Atemzug, kalt wie ein Eishauch, fiel er zurück auf das Sofa und schlief auf der Stelle ein.
    Er erwachte in einer Kammer, die erfüllt war von bläulichem Licht. Es war ein vertrautes Leuchten. Seine Reinheit und Herrlichkeit war unvergleichlich und brannte sich in die Seele eines jeden ein, der sie erblickte. Es konnte nichts Schöneres auf Erden geben. Felswände glänzten nass im Widerschein des Kristalls, irgendwo tropfte Wasser. Wie damals in der Höhle ruhte das Artefakt in einem Quader aus Obsidian, in der Schwebe gehalten von einem unsichtbaren Energiefeld, das hauchfein knisternd über Daniels Haut tanzte.
    Ihm war bewusst, dass er träumte. Und doch war alles so real, als wäre er wach. Sämtliche Sinne funktionierten. Er roch die modrige Nässe des Gewölbes, fühlte den glitschigen Stein unter seinen Fingern, hörte die Tropfen fallen und Papageien in der Ferne schreien, als wäre ein Dschungel ganz in der Nähe.
    „Hier wurde ich vor fast zweihundert Jahren getötet.“
    Diese Stimme kannte er. Er hatte sie lange Zeit in seinem Kopf gehört, doch jetzt schien ihre Quelle neben ihm zu stehen. Daniel fuhr herum und sah sich einem Mann gegenüber. Er war so groß wie er selbst und von gleicher Statur. Auf seinem Kopf ruhte eine prächtige, fächerartige Haube aus Vogelfedern, schillernd in Blau und Grün. Gold- und Jadeschmuck bedeckte seinen Körper – ein breiter Kragen, der die Schultern bedeckte, Armreifen und Ohrringe. Bänder aus Federn schlangen sich um seine Knöchel, mit der rechten Hand umfasste er einen mit Tierzähnen und Jadeperlen geschmückten Speer, dessen Obsidianklinge im Licht des Kristalls glitzerte.
    Vor ihm stand ein Maya-Krieger, wie ihn keine Buch- oder Filmadaption je prächtiger erschaffen hatte.
    „Mir kommt es vor, als wäre es gestern gewesen.“ Der Mann sah sich um. Wehmütiger Stolz lag in seinem onyxschwarzen Blick. „Vielleicht war es auch gestern. Für mich jedenfalls. In meiner Welt ist Zeit bedeutungslos. Es ist gleichgültig, ob du einen Tag wartest oder eintausend Jahre.“
    Daniel verschlug es den Atem. Die Erkenntnis war beängstigend und zutiefst faszinierend. „Du bist der, der meinen Körper genommen hat. Du hast mich besetzt.“
    „Besetzt?“
    Der Maya schnalzte unwirsch mit der Zunge. Jetzt, da ein Anflug von Empörung über sein Gesicht huschte, entsprach es der Idealvorstellung eines stolzen, archaischen Kriegers. Unter seinem funkelnden Blick fühlte sich Daniel plötzlich schwach. Zum ersten Mal, seit Meister Zongyou ihm damals in der ersten Unterrichtsstunde bewiesen hatte, dass ein alter, feister Mann durchaus in der Lage war, ihn zweiundfünfzig Mal in Folge auf den Boden zu werfen.
    „Die Bedeutung dieses Wortes

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