Wenn plötzlich die Angst kommt: Panikattacken verstehen und überwinden (German Edition)
Freunden und vertrauter Umgebung durch Umzug;
– Gefühl von Gefangensein, z.B. in einer unglücklichen Ehe, an einem zu anstrengenden Arbeitsplatz oder im Zusammenleben mit Verwandten in einer Wohnung;
– Verlust der Kontrolle über wichtige Lebensbereiche, z.B. Arbeitsplatz oder Sozialleben;
– von einem Elternteil oder Partner kontrolliert/ unterdrückt werden.
So gut wie jeder der genannten Stressfaktoren kann den Boden für Panikattacken vorbereiten. Oft reicht ein Problem allein nicht aus, aber wenn zwei oder drei Faktoren zusammentreffen, kann die Belastung zu groß werden, so dass unser System »abstürzt«.
Aber wieso ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt?
Auf diese Erklärung reagieren die Betroffenen normalerweise mit der Frage: »Gut, aber wenn ich mehrere Monate lang unter Stress gestanden habe, wieso kam der Panikanfall dann ausgerechnet am 3. Juni? Wieso nicht früher oder später? Wieso nicht am 1. Mai?«
VERMINDERTE WIDERSTANDSKRAFT
Ein Wissenschaftler 23 , der Panikpatienten untersuchte und herausfand, dass bei jedem von ihnen in den Monaten vor der ersten Panikattacke einer oder mehrere der oben genannten Faktoren wirksam gewesen war(en), stellte weiterhin fest, dass bei sechzig Prozent der Betroffenen unmittelbar vor der erstenAttacke die Widerstandskraft herabgesetzt war. Gründe hierfür waren:
– Erschöpfung auf Grund einer anstrengenden Flugreise;
– durch die Wechseljahre bedingte Hitzewallungen;
– Zwischenblutungen;
– Mittelohrentzündung;
– Grippe.
Auch während des Wochenbettes ist eine Frau körperlich und seelisch geschwächt und dadurch verletzlicher als sonst.
ENTSPANNUNG
Eine andere seltsame Beobachtung (die einen Betroffenen oft auf eine ganz falsche Fährte bringt) ist, dass die ersten Panikattacken manchmal während einer Zeit der Ruhe und Entspannung auftreten, in einem langersehnten Urlaub oder nachdem eine Zeit mit besonderem Stress endlich vorüber ist. Es ist, als ob eine Belastung, die sich nach und nach aufgebaut und gesteigert hat, plötzlich von einem Menschen genommen wird und ihn stattdessen eine Panikattacke überfällt.
EIN KLEINER AUSLÖSER
Abgesehen von den Hintergrundursachen für Panik gibt es oft einen konkreten Auslöser, einen letzten Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Nehmen Sie z.B. einen Mann, der sein Leben lang versucht hatte, seiner Familie zu helfen und sie zu unterstützen. Trotzdem wurde er nacheinander von fast allen Familienmitgliedern betrogen und verletzt, und zum Schluss noch um sein Erbe gebracht. Seine Verletztheit und seine aufgestaute Wut darüber, wie seine Angehörigen ihn behandelt hatten, war die Hintergrundursache für seine Panikattacken. Der »Trigger«, der seine erste Attacke dann tatsächlich auslöste, war ein relativ kleiner, unbedeutender Vorfall – der letzte Tropfen,der das Fass zum Überlaufen brachte und dazu führte, dass ihm schließlich »die Sicherung durchbrannte«.
Abbildung 6 zeigt, wie Panik ausgelöst wird.
Abb. 6: Wie eine Panikattacke beginnt
Was Panik bewirkt
Ich habe nun einige Gründe dafür angeführt, warum erste Panikattacken auftreten können. Den Betroffenen ist es jedoch oft genauso unverständlich, warum Panikattacken über einen so langen Zeitraum (oft mehrere Jahre) hin auftreten. Nach den ersten paar Attacken beginnt der Patient Vermutungen darüber anzustellen, wann oder wo er wieder Panikattacken erleiden könnte oder wodurch sie ausgelöst werden.
In Kapitel 3 habe ich erläutert, wie Menschen durch Panikerlebnisse verändert werden – die Angst vor weiteren Attacken lenkt ihre Aufmerksamkeit auf die ersten Anzeichen für Panik, auf die sie hypersensibel reagieren. Die Angst vor diesen ersten Symptomen setzt einen Teufelskreis in Gang: Die Angst verstärkt die Symptome, diese verstärken die Angst, diese verstärkt die Symptome, diese verstärken die Angst und so weiter und so weiter. Die Betroffenen haben deshalb Angst vor einer weiteren Panikattacke, weil sie befürchten, dadurch Schaden zu nehmen –möglicherweise einen Herzanfall zu erleiden, das Bewusstsein zu verlieren oder verrückt zu werden.
Um solchen unangenehmen Folgen aus dem Weg zu gehen, beginnt der Patient bestimmte Orte, Situationen, Gefühle, Handlungen, Gedanken, Terminabsprachen und manchmal sogar das Einschlafen zu vermeiden. Diese Vermeidungsstrategien kosten die Betroffenen so viel Kraft, dass sich ihr Lebensstil nach und nach verändert. Und meist mögen
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