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Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Titel: Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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seinem Gusto.»
    «Aber sein Gesicht», sagte May. «Er sah ganz entsetzt aus. Ich bin sicher, das war nicht nur das Mondlicht.»
    Sie gingen zurück ins Haus. Er hakte sich bei ihr unter.
    «Mach dich nicht verrückt, May. Es würde mich nach wie vor nicht wundern, wenn der kleine Henry die ganze Geschichte erfunden hätte.»
     
    Sie kamen in das hellerleuchtete Haus. Draußen stieg der Mond am Himmel hoch, eine Eule schrie im Henkerswald, ein Igel lief schwerfällig über den Hof, und Bessie, die Sau, schnarchte und wälzte sich in wollüstigem Schlaf.
    Doch dann auf einmal eine kaum merkliche Veränderung, ein rascherer Pulsschlag des Lebens. Es war immer noch dunkel, doch da wehte eine erste Morgenbrise über das Kornfeld und bog die Halme nieder, ein Vogel erwachte und zwitscherte klagend, das eisige Schwarz am östlichen Himmel zerbarst in Helligkeit. Wie eine Staffel Jagdflugzeuge stiegen die Lerchen zum Himmel auf. Ein neuer Tag voll Gefahr und Entzücken, Leben und Tod, war über der englischen Landschaft angebrochen, Freude und Schmerz, ein neuer Tag voll pulsierender Betriebsamkeit hatte begonnen.
    Opa war auf den Beinen und schnupperte die Morgenluft. Plötzlich merkte er, daß er beobachtet wurde. Durch ein Loch in der Hecke sah er den Helm eines Polizisten. Und zwei Augen.
    Opa schäumte vor Wut. «He! Sie da! Kommen Sie sofort da heraus!» schrie er wütend.
    Es ist gar nicht so einfach, durch eine Hecke zu kriechen und dabei die Würde zu bewahren. Doch Constable Harris schaffte es. Er sah Opa mit unverhohlenem Interesse an, was den alten Herrn nur noch mehr in Rage brachte. «Sie sind aber früh auf den Beinen», sagte Harris.
    Opa tat sich gern etwas auf seine Kavaliersmanieren alter Schule zugute. Doch gelegentlich kamen sie ihm abhanden. So wie jetzt. «Kümmern Sie sich gefälligst um Ihren eigenen Dreck, verdammt noch mal!» fauchte er.
    Der Constable ignorierte den guten Rat. «Sie arbeiten wohl hier, was?» fragte er mit dem etwas zu dick auf getragenen Ton freundlicher Herablassung, den er bei den arbeitenden Schichten bevorzugte.
    «Ja», antwortete Opa. «Ich arbeite hier. Zufällig lebe ich auch hier. Und zufällig gehört mir auch der Grund und Boden, auf dem Sie da stehen.» Er schnappte nach Luft. «Und wenn Sie hier nicht verschwinden und mir nicht aus den Augen sind, bevor ich bis zehn zähle, dann werden Sie ihr blaues Wunder erleben. Ich rufe meinen alten Freund, den Chief Constable, an und beschwere mich, daß ein Unbefugter mein Grundstück betreten hat. Und ich werde ihm auch sagen, wer.»
    Im Unterschied zu Jocelyn konnte Constable Harris sich einer veränderten Sachlage blitzschnell anpassen. Er hatte ins Fettnäpfchen getreten, weil er sich von einer schäbigen alten Jacke und einer geflickten Hose hatte täuschen lassen. Trotzdem war das kein Grund, bedingungslos zu kapitulieren. «Verzeihung, Sir», sagte er kühl. «Ich war der Meinung, dieses Grundstück gehöre Mr. Pentecost.»
    «Ich bin John Pentecost», sagte Opa mit furchterregender Stimme.
    «Verzeihung, Sir. Ich habe einen anderen Mr. Pentecost kennengelernt und war der Ansicht, der Hof gehöre ihm.»
    «Und da dachten Sie, ich wäre einer der Knechte, und Sie hätten daher das Recht, mir nachzuschnüffeln?»
    Constable Harris war ganz Würde. «Mr. Pentecost, in dieser Gegend sind zwei Kinder überfallen worden. Finden Sie nicht, daß unter diesen Umständen eine gewisse - Schnüffelei gerechtfertigt ist?»
    Opa fragte gelassen: «Sagten Sie zwei Kinder, Constable?»
    «Ja. Gestern abend ist ein kleines Mädchen tätlich angegriffen worden. Darum...»
    «Darum waren Sie neugierig, was ich so früh hier draußen mache?»
    «Ja», sagte Constable Harris.
    «Ich muß mich entschuldigen», sagte Opa. «Sie haben nur Ihre Pflicht getan, eine ganz abscheuliche Geschichte aufzuklären.»
    «Schon gut, Sir», sagte Constable Harris völlig unbeeindruckt.
    «Ist das kleine Mädchen - verletzt worden?»
    «Nein. Sie hat Glück gehabt, genau wie das erste Opfer. Ihre Mutter war ihr entgegengegangen und kam gerade noch rechtzeitig. Der Unhold ist weggerannt.»
    «Weiß mein Sohn schon davon? Der andere Mr. Pentecost?»
    «Nein. Ich war gerade auf dem Weg zu ihm, um ihn zu warnen, als Sie mir auffielen.»
    «Da haben sie nichts versäumt», sagte Opa. «Mein Sohn ist um diese Zeit noch nicht auf. Soll ich es ihm ausrichten? Dann verlieren Sie hier keine weitere Zeit.»
    «Das wäre nett, Mr. Pentecost. Vielen Dank. Sagen Sie

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