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Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Titel: Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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entsprechende Contenance bemühen möchte.»
    «Was ist Contenance?» fragte Gaylord.
    «Ich hab doch bloß gesagt...» fing Emma an.
    «Eben, eben», schnappte Opa.
    Einen Augenblick später kamen sie zur allgemeinen Erleichterung an einem Schild vorbei mit der Aufschrift «Nächster Parkplatz ¼ Meile».
    Paps verlangsamte das Tempo, scherte in den Parkplatz ein und hielt. Vier Türen wurden gleichzeitig aufgerissen. Emma schoß in die Büsche. May sagte mit erzwungener Heiterkeit: «Nun, wer möchte einen Kaffee? »
    Opa sagte im Ton der Entrüstung: «Kaffee? Ja, gib du denen nur noch Kaffee, dann können wir alle fünf Minuten anhalten.»
    Mummi schraubte den Deckel von der Thermosflasche ab und goß ein. Opa zuckte die Achseln. «Schön, aber ich hab dich gewarnt.» Trotzdem nahm er eine Tasse. «Aus der Thermosflasche schmeckt er nie anständig», brummte er.
    «Entschuldige», sagte May spitz. «Ich hätte natürlich die Bohnen  und die Kaffeemühle und die Kaffeemaschine und das Wedgewoodservice mitbringen sollen.»
    Opa musterte sie kühl. «Wohl ein bißchen gereizt heute morgen, was, May? » Er ging zu Jocelyn und redete ernsthaft auf ihn ein. May schnappte ein paar Worte auf: «überarbeitet», «tut zuviel», «zart behandeln» und zu ihrem unbeschreiblichen Entsetzen auch noch «in ihrem Alter». Sie wollte gerade loslegen und ein paar Breitseiten in alle Richtungen abfeuern, als Amanda aufwachte und ihre Aufmerksamkeit beanspruchte. Und dann kam Emma wieder und strahlte sie alle an. «Jetzt geht’s mir wieder besser», verkündete sie vergnügt.
    Schließlich konnten sie weiterfahren. Opa, seiner eigenen Mahnung eingedenk, daß man May nachsichtig behandeln müsse, sagte zu seiner Schwiegertochter: «Richte dich nur einfach nach der Sonne, May, dann kann nichts schiefgehen. Kümmer dich gar nicht um Straßennummern und Schilder.»
    «Ja, Schwiegervater», antwortete May und hielt sich gehorsam an seinen Rat.
    Gegen Mittag hatten sie die Ostküste gefunden. May war mit sich zufrieden. «Seht ihr! Ich hab’s geschafft», sagte sie stolz.
    Opa schnaubte. «Wenn du auf einer Insel lange genug nach Osten fährst, kannst du das Meer ja wohl kaum verfehlen.» Dagegen war freilich nichts zu sagen. Opa war heute nicht gerade leutselig gestimmt.
    Es gab so viel Sand hier, wie man sich nur wünschen konnte. Sand in den Dünen, Sand, der einem beim Gehen warm und weich um die Knöchel rieselte. Sand, durch den Gaylord berauscht und überglücklich und vor Freude jauchzend stolperte, Sand, in dem Jenny hilflos strauchelte, so daß sie nach einer helfenden männlichen Hand suchen mußte, genauer gesagt, nach der von Jocelyn, Sand, durch den Opa, die Schuhe voll von dem verdammten Zeug, fluchend stapfte, verzweifelt wünschend, er hätte die heimische Erde nie verlassen.
    Meilenlang erstreckte sich der glatte, feste Sand, bis hinunter an die zarte Klöppelspitze der Brandung; jungfräulicher Sand, aus dem man Burgen bauen konnte und Kanäle, in die man das salzige Seewasser ableiten konnte. Und Sonne im Überfluß! Sonne, die auf die salzbesprühten Glieder und den trägen Ozean niederbrannte. Eine leichte Brise wehte, strich einem köstlich um die sonnenverbrannten Wangen und die Stirn, warf die Möwen gen Himmel und kämmte das lange grüne Haar der Dünen.
    Gaylord wußte sich vor all dem Reichtum nicht zu lassen. Es gab mehr Sand, als man je in Burgen verwandeln konnte. So viel Wasser, und er konnte doch kaum von einem Ende eines Planschbeckens bis zum anderen schwimmen. So viele Dünen, die sofort erforscht werden mußten. Aber zu seinem Schrecken sah er, daß Mummi schon wieder dabei war, alles nach bewährtem Muster zu organisieren. Sie breitete ein Tischtuch auf dem Sand aus, öffnete Dosen, bestrich Brötchen. Als ob auch nur irgendeiner jetzt Lust hätte, Zeit ans Essen zu verschwenden. Essen konnte man jeden Tag zu Hause. Es ist doch ein Jammer, dachte er, daß die Menschen, wenn sie so alt sind wie Mummi, gleich immer wieder in den alten Trott fallen müssen.
    «Kann ich ins Wasser gehen, Mummi?» fragte er hoffnungsvoll.
    «Erst wird gegessen, Liebling.»
    «Aber du sagst doch immer, daß man erst zwei Stunden nach dem Essen baden darf.»
    «Ja, das ist richtig», sagte Mummi zerstreut.
    «Dann kann ich jetzt also gehen, Mummi?»
    Mummi hatte zwar nicht ausdrücklich Ja gesagt, aber auch ganz gewiß nicht Nein. Gaylord sprang davon und lief selig den einsamen Strand entlang. Der Sand war kühl und

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