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Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Titel: Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LESLEY PEARSE
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Ganze war nichts als ein Schwindel«, warf Tim ein, während Daisy die Zeilen über Mark Kinsale las, den Fotografen, der die Aufnahme gemacht hatte. »Ellen hat Gran später erzählt, dieser Kinsale hatte sich die ganze Story von Anfang an ausgedacht. Er wollte so eine Art Aschenputtel-Geschichte um Josie herum aufbauen.«
    »Aber als Albert und Violet das Foto sahen, hielten sie es für echt, nicht wahr? Großer Gott, das muss ja entsetzlich für sie gewesen sein!«
    Mavis nickte. »Es war eine absolute Katastrophe. Das ganze Dorf sah es. Alle hatten Angst um Josie. In dem Artikel wird beschrieben, wie junge Mädchen ins kriminelle Milieu abrutschen und solche Dinge. Violet war halb wahnsinnig vor Sorge. Zu allem Übel brachten sie eine ganze Serie über Ausreißerinnen und die Gefahren, die auf sie lauerten, und jede Woche wurde dieses Foto von Josie abgedruckt. Endlich, nach vier Wochen, schrieben sie, sie hätten sie gefunden. Blättern Sie ein Stück weiter, dann sehen Sie es.«
    Daisy zuckte zusammen, als sie die Aufnahme mit der Überschrift wir haben sie! sah.
    Josie trug ein Herrenhemd über knappen Dessous und wirkte sehr viel erwachsener und raffinierter. Die Journalistin schrieb, ein Tipp habe sie auf Josies Spur geführt. Sie habe sie in einem so genannten »Fotografenclub« entdeckt, wo Männer junge Fotomodelle stundenweise dafür bezahlten, dass sie sie fotografieren durften. Die angeblichen Fotografen hätten allerdings keinen Film in ihren Kameras gehabt und die Mädchen zu Posen überredet, die oft an Pornografie grenzten.
    Dann sei Mark Kinsale alarmiert worden. Er habe den »Club« besucht und dieses Foto von Josie aufgenommen. Der Artikel schloss mit einer schwärmerischen Lobeshymne auf Josies Unschuld und Schönheit und Kinsales Einschätzung, sie habe das Zeug zu einem richtigen Model.
    »Das riecht sehr nach abgekartetem Spiel«, murmelte Daisy und blickte Tim und Mavis an. »Aber Albert und Violet haben das wahrscheinlich nicht erkannt. War Josie wirklich im Begriff, auf die schiefe Bahn zu geraten, oder haben die nur geblufft?«
    »Meiner Meinung nach hat die Zeitung die ganze Zeit gewusst, dass Josie in diesem Club arbeitet, sogar schon bevor sie das erste Foto veröffentlichten. Und es hat sie nicht die Spur interessiert, ob sie in Gefahr war oder nicht«, erklärte Mavis zornig. »Albert und Violet fuhren nach London und baten die Redaktion, ihnen Josies Adresse mitzuteilen, aber man hat sie hinausgeworfen und ihnen gesagt, sie sollten sich da raushalten. Das war verantwortungslos. Hätten diese Leute das mit einem von meinen Kindern gemacht, ich glaube, ich wäre zur Mörderin geworden.«
    »Von den verbrecherischen Methoden einmal abgesehen, war es schon ein genialer Coup, um Josie groß rauszubringen«, wandte Tim ein. »Vier Wochen lang erschien ihr Foto sowie ein Artikel über die Gefahren, die jugendlichen Ausreißern drohen. Die englischen Eltern waren alarmiert, alle müssen sich verzweifelt gewünscht haben, dass Josie wohlbehalten gefunden wurde.
    Und dann, nachdem sie aufgespürt worden war, drückten sie noch ein bisschen mehr auf die Tränendrüsen. Albert wurde falsch zitiert und als niederträchtiger Tyrann dargestellt, Violet als Ungeheuer, die Farm als Loch. Alles diente nur dazu, Josie als Jojo, das Model, zu lancieren, das arme kleine Mädchen mit der tragischen Kindheit.«
    Daisy blätterte weiter. Sie begriff, was Tim meinte. Das Foto von der Farm war im tiefsten Winter aufgenommen worden, und das Haus wirkte darauf schauerlich und primitiv. Eine Aufnahme zeigte Violet als dicke, schlampige Frau in Gummistiefeln und einer schmutzigen Schürze beim Hühnerfüttern. Und Albert, der mit seinem langen, zotteligen Haar wie ein alternder Zigeuner aussah, war aufgenommen worden, als er mit einem Stock auf den Fotografen losging. Eine solche Geschichte würde auch heute noch zu Tränen rühren.
    »Kaum zu glauben, dass ein so wunderschönes Mädchen so grässlich aussehende Eltern hatte.« Daisy schaute erst Mavis, dann Tim an. »Also ehrlich gesagt, ich würde nicht wollen, dass irgendjemand dieses Foto von meinem Großvater sieht.«
    Mavis schnaubte missbilligend, aber Tim grinste. »Ein Jammer, dass wir keins von Ihrem Vater haben, wie er oben am Trapez turnt«, meinte er.
    Daisy betrachtete die Fotos von Josie genauer. Eins musste man Kinsale lassen: Er hatte eine Menge Arbeit in Josie investiert und sie Schritt für Schritt aufgebaut, bis aus dem obdachlosen Kind ein

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