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Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Titel: Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LESLEY PEARSE
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Minute. Endlich waren sie vor Harriets Haus angekommen. Mavis kramte in ihrer Handtasche nach dem Hausschlüssel, konnte ihn aber nicht finden. Daisy förderte ihn schließlich zu Tage.
    Da Harriet ausgegangen war und frühestens gegen fünf zurück sein würde, ging Daisy mit hinein. In der Diele strauchelte Mavis und wäre fast gestürzt, und Daisy sah, dass sie immer noch leichenblass war und ihre Hände zitterten.
    »Ruhen Sie sich ein bisschen aus«, riet sie sanft. Sie führte die alte Dame ins Wohnzimmer und half ihr zum Sofa. »Es tut mir schrecklich Leid, Mavis, ich hätte Sie nicht dazu überreden sollen. Schlafen Sie ein wenig. Ich bleibe bei Ihnen, bis Harriet kommt.«
    »Setzen Sie sich, Daisy«, befahl sie, obgleich ihre Stimme zittrig war. »Das war nicht Ellen. Das war Josie. Ich bin mir ganz sicher.«
    Daisy stöhnte innerlich; sie hatte gehofft, das hätten sie hinter sich. Dennoch tat sie Mavis den Gefallen und setzte sich zu ihr.
    »Sie haben doch selbst erzählt, die beiden hätten sich sehr ähnlich gesehen«, bemerkte sie leichthin. »Und dreizehn Jahre sind eine lange Zeit. Sie waren nur verwirrt, weil sie in ihren schicken Sachen so ganz anders aussieht.«
    »Dreizehn Jahre sind gar nichts, wenn man sechsundachtzig ist«, entgegnete Mavis und blickte Daisy fest in die Augen. »Das ist niemals Ellens Stimme, sie klingt viel zu sehr nach London. Ellen hatte auch nie eine so schmale Taille, und sie würde nicht mal dann in diesen hochhackigen Schuhen laufen können, wenn sie fünfzig Jahre geübt hätte. Außerdem hätte sie niemals ein solches Modegeschäft. Das ist Josie.«
    »Ach, Mavis«, rief Daisy entnervt. »Josie ist bei dem Feuer ums Leben gekommen. Dann kann sie jetzt ja wohl schlecht hier in London sein, oder?«
    »Jemand ist bei dem Feuer umgekommen. Eine junge Frau mit roten Haaren und guten Zähnen. Alle dachten, es sei Josie, weil sie sich um die Zeit zu Hause aufhielt und weil die Polizei tags darauf eine Frau, die sich als Ellen ausgab, in ihrer Wohnung in Bristol antraf.«
    Sie werde noch einen Tee aufbrühen, entschied Daisy. Sie hoffte, die alte Dame werde wieder zur Vernunft kommen, wenn sie sich erst einmal ausgeruht hätte.
    »Ich will keinen Tee«, erwiderte Mavis störrisch. »So verkalkt bin ich noch nicht, dass ich nicht weiß, was ich sehe. Wenn das Ellen gewesen wäre, hätten Sie mich nicht so schnell aus dem Laden gekriegt. Aber ich wollte in Ruhe nachdenken.«
    »Und? Sind Sie zu einem Ergebnis gekommen?«, fragte Daisy sarkastisch.
    Mavis’ Augen nahmen einen abwesenden Ausdruck an. »Das Feuer brach an Alberts Geburtstag aus. Ellen besuchte ihn immer an seinem Geburtstag. Ich glaube, sie war nur ein- oder zweimal nicht da gewesen. Und ich bin sicher, sie kam auch an jenem Tag, aber so spät nachts, dass niemand sie hinfahren sah.«
    »Hätte sie Sie nicht angerufen?«
    »Nicht unbedingt. Sie liebte es, überraschend aufzukreuzen. In diesem Punkt schlagen Sie ganz nach ihr! Alle wussten das, auch Josie. Vielleicht überredete sie Ellen sogar, ihr Auto oben an der Straße stehen zu lassen, damit Albert sie nicht hören würde. Ich kann sie direkt vor mir sehen, wie sie plötzlich mit einem Kuchen und einer Flasche Whisky in der Hand in der Tür steht. Das hätte zu ihr gepasst.«
    »Ach, Mavis!« Daisy hätte am liebsten gelacht. Das klang alles schrecklich weit hergeholt.
    »Ich gehe jede Wette ein, dass es genauso war«, beharrte Mavis. »Sie haben tüchtig gezecht und sind dann zu Bett gegangen. Nur Josie nicht. Sie hat das Feuer gelegt, ist in Ellens Wagen nach Bristol zurückgefahren und in ihre Wohnung gegangen. Von diesem Augenblick an war sie Ellen.«
    »Damit würde niemand durchkommen, Mavis«, widersprach Daisy ungeduldig.
    »Glauben Sie?« Mavis zog eine Augenbraue in die Höhe. »Als kleine Mädchen konnte kein Mensch sie auseinander halten. Erst als sie älter wurden und jede ihren eigenen Stil entwickelte, was Kleidung und Frisur anging, war klar, wer Ellen und wer Josie war. Niemand kannte Ellen so gut wie Josie. Als sie erst einmal in der Wohnung war, brauchte sie nur noch Ellens Sachen anzuziehen und sich wie sie zu frisieren. Wer würde den Unterschied schon merken?«
    Daisy schwieg. Das war doch völlig aus der Luft gegriffen!
    »Nur jemand wie ich«, fügte Mavis spitz hinzu. »Jemand, der Ellen sehr gut kannte. Deshalb kam Josie nicht für das Verfahren zur Untersuchung der Todesursache oder zur Beerdigung nach Hause. Dass sie vor Kummer wie

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